Er meidet amerikanisches Essen und hält sich eisern an Regeln – 93-jähriger Matheprofessor verrät seine Langlebigkeits-Tipps
Mit 93 ist Edward Thorp geistig und körperlich fit. Er setzt auf Bewegung, Vorsorge, stabile Ernährung und bewusstes Risikomanagement.

Mit 93 ist Edward Thorp geistig und körperlich fit. Er setzt auf Bewegung, Vorsorge, stabile Ernährung und bewusstes Risikomanagement. (Symbolbild) © Pexels
Edward Thorp wurde in den 1960er-Jahren weltbekannt, weil er mit einem Kartenzählsystem die Casinos beim Blackjack herausforderte. Später erzielte er als Hedgefonds-Manager jahrzehntelang zweistellige Renditen. Heute, mit 93 Jahren, beschäftigt ihn ein anderes Thema: Wie lassen sich Körper und Geist möglichst lange gesund halten? In einem Gespräch mit Bloomberg schildert er, welche Prinzipien ihn fit halten – und wie er das Denken in Wahrscheinlichkeiten auf das Leben überträgt.
Risiken bewusst ausschalten
Thorp unterscheidet zwischen „Defense“ und „Offense“. Defense bedeutet für ihn, Risiken zu vermeiden, die das Leben abrupt beenden können. „Es reicht ein schwaches Glied, das einen erledigt“, sagt er. Alkohol, Nikotin oder gefährliche Freizeitunfälle gehören für ihn zu diesen Gefahren.
Auch beim Straßenverkehr denkt er in Wahrscheinlichkeiten. In den USA beträgt die Chance, pro Jahr tödlich zu verunglücken, etwa eins zu 10.000. Auf ein ganzes Leben hochgerechnet sind es rund 0,8 Prozent. Thorps Empfehlung: kurze Wege, sichere Fahrzeuge und konsequentes Einhalten der Regeln. So lasse sich das Risiko deutlich reduzieren.
Edward Thorps Langlebigkeit basiert auf Bewegung und Flexibilität
„Das Ziel ist, ein langes Leben zu haben, das auch gesund und produktiv ist, im Gegensatz dazu, irgendwo in einem Pflegeheim zu landen“, sagt Thorp. Für ihn ist Bewegung die wichtigste Grundlage. Regelmäßige Aktivität verlängert nicht nur die Lebenserwartung, sondern sorgt vor allem für mehr gesunde Jahre.
Thorp setzt dabei auf Ausdauer und Kraft. Mit 93 schafft er noch zwei Klimmzüge und 15 Liegestütze. Früher absolvierte er 22 Marathons, seine Bestzeit von 3:17 Stunden erreichte er mit 47 Jahren – genug für die Qualifikation in Boston. Heute hält er sich mit kürzeren Laufeinheiten und Rumpfkrafttraining fit. Besonders wichtig ist ihm Flexibilität. „Wenn man die verliert, verliert man auch Mobilität, Gleichgewicht und Sicherheit“, sagt er. Denn viele ältere Menschen sterben nach Stürzen.
Gewicht stabil halten – Kein amerikanisches Essen
Ein zweiter Schlüssel liegt für Thorp in der Ernährung. „Die typische amerikanische Ernährung ist nicht sehr gut – das Land ist dicker geworden und hat die Krankheiten mitbekommen, die mit Gewichtszunahme einhergehen.“ Gemeint ist vor allem der hohe Anteil an stark verarbeiteten Lebensmitteln, gesüßten Getränken, Fast Food und großen Portionen. Diese Essgewohnheiten führen zu Übergewicht, das wiederum das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Thorp selbst hat es geschafft, sein Gewicht seit über 70 Jahren nahezu stabil zu halten: Mit 17 Jahren wog er 69,4 Kilogramm, heute sind es 70,3. Für ihn zählt nicht der schnelle Effekt einer Diät, sondern ein dauerhaft bewusster Umgang mit Lebensmitteln. Wer sein Gewicht konstant hält, verringert das Risiko für viele Volkskrankheiten und bleibt im Alter beweglicher und widerstandsfähiger.
Vorsorgeuntersuchungen früh wahrnehmen
Vor rund 25 Jahren ließ Thorp seine Knochendichte messen – mit alarmierendem Ergebnis. Er litt an einer Vorstufe von Osteoporose, seine Frau war sogar stärker betroffen. Beide entschieden sich für Medikamente wie Fosamax und Boniva, unterstützt durch Kalzium, Magnesium, Vitamin K und Vitamin D. „Der Unterschied war bemerkenswert“, sagt Thorp. Für ihn ein klarer Beweis, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind.
Nahrungsergänzungen nutzen, aber kritisch bleiben
Thorp nimmt bis heute vier bis fünf Nahrungsergänzungsmittel. Dazu gehört Finasterid gegen eine vergrößerte Prostata. Überraschender Nebeneffekt: Der Haarausfall stoppte – seit mehr als 20 Jahren hat sich sein Haarstatus nicht verändert.
Trotzdem lehnt er riskante Experimente ab. Bluttransfusionen mit „jungem Blut“, die derzeit erforscht werden, hält er für zu unsicher. „Wenn etwas viel Potenzial hat, aber auch viel Risiko, warte ich lieber, bis andere es ausprobieren.“
Fehler einräumen und daraus lernen
Zu viel Sonne habe seiner Haut geschadet, sportlicher Übermut führte zu Verletzungen wie einem Bandscheibenvorfall oder Knochenbrüchen beim Joggen. „Die schlechten Dinge, die mir passiert sind, waren selbstverschuldet“, sagt er rückblickend. Sein Fazit: Risiken minimieren, Maß halten und die eigenen Grenzen kennen.
Technik einsetzen, aber auf den Körper hören
Zur Selbstkontrolle nutzt Thorp eine Apple Watch und einen Oura Ring. Sie messen Puls, Schlaf und Aktivität. Doch er verlässt sich nicht blind auf Daten: Mal sorgt ein spätes Abendessen für guten Schlaf, mal für schlechten. Für ihn zeigt das: Jeder Mensch reagiert anders, jeder muss für sich herausfinden, was funktioniert. „Man muss selbst nachdenken und kann nicht einfach alles glauben, was man liest“, sagt er.
Disziplin statt Wundermittel
Ob im Casino, an der Börse oder im Leben – Thorp setzt auf den gleichen Grundsatz: den eigenen Vorteil suchen. „Wenn ich einen Vorsprung habe, dann ist es, dass ich Dinge selbst durchdenke, Beweise anschaue, Risiken manage und hart daran arbeite, notwendige Veränderungen vorzunehmen.“
Eine magische Pille für ewiges Leben gibt es für ihn nicht. Langlebigkeit entsteht durch Disziplin, Vorsorge und bewusste Entscheidungen – Tag für Tag, über Jahrzehnte hinweg.
Kurz zusammengefasst:
- Edward Thorp, 93 Jahre alt, führt seine Langlebigkeit auf Bewegung, stabile Ernährung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zurück.
- Er behandelt Gesundheit wie ein Wahrscheinlichkeits-Spiel: Risiken vermeiden, Chancen nutzen und diszipliniert handeln.
- Amerikanisches Essen meidet er, Gewicht, Flexibilität und Eigenverantwortung hält er konsequent im Gleichgewicht.
Übrigens: Auch die Forschung zur Lebenserwartung zeigt, dass der menschliche Körper offenbar Grenzen hat – trotz aller Fortschritte in Medizin und Ernährung. Ob Menschen jemals weit über 100 Jahre alt werden können, bleibt fraglich – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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