Übergewichtige Väter geben Adipositas-Risiko an ihre Kinder weiter

Wenn der Vater zum Zeitpunkt der Zeugung übergewichtig ist, verdoppelt sich laut einer aktuellen Studie das Übergewichtsrisiko für das Kind.

Einfluss des Vaters: Übergewicht wirkt früh aufs Kind

Die Forscher vermuten, dass epigenetische Veränderungen übergewichtiger Väter das Risiko für Fettleibigkeit beim Kind schon vor der Geburt erhöhen. © Pexels

Wenn ein Kind später an Fettleibigkeit leidet, denken viele zuerst an die Ernährung in der Kindheit – oder an die Gesundheit der Mutter während der Schwangerschaft. Doch ein Forschungsteam aus Kanada lenkt den Blick in eine andere Richtung: auf die Väter. Genauer gesagt: auf deren Gewicht zum Zeitpunkt der Zeugung. Eine aktuelle Studie der University of Toronto zeigt: Das Übergewicht des Vaters hat bereits vor der Geburt Einfluss darauf, ob ein Kind später übergewichtig wird.

Übergewicht des Vaters verdoppelt Einfluss aufs Kind

Wenn der Vater bei der Empfängnis übergewichtig oder fettleibig war, dann steigt das Risiko für das Kind deutlich. Laut Studie verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind in den ersten fünf Lebensjahren rasch an Gewicht zulegt. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einem beschleunigten BMI-Wachstum – und das gilt als Warnsignal. Denn genau diese Kinder entwickeln später oft Fettleibigkeit, mit allen bekannten Gesundheitsrisiken: Diabetes, Bluthochdruck, Gelenkprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Noch deutlicher wird der Zusammenhang, wenn auch die Mutter übergewichtig ist: In diesen Fällen steigt das Risiko für das Kind, ebenfalls fettleibig zu werden, auf das Vierfache.

Risiko wächst mit jedem Kilo zu viel

Die Forscher berücksichtigten viele weitere mögliche Einflüsse – etwa Bewegung, Bildschirmzeit, Besuch einer Kita, Stillverhalten oder Einkommen der Familie. Doch keine dieser Faktoren wog so schwer wie – das Gewicht. Der Body-Mass-Index (BMI) der Eltern war der entscheidende Faktor für das Adipositasrisiko beim Nachwuchs.

„Wir wissen schon lange, dass die Gesundheit der Mutter das Wachstum eines Kindes beeinflussen kann. Aber unsere Studie zeigt, dass auch die Gesundheit des Vaters vor der Empfängnis eine bedeutende Rolle spielt“, sagt Studienleiterin Kozeta Miliku.

Warum Väter jetzt in den Fokus geraten

Bisher richtete sich die medizinische Vorsorge vor allem an Frauen. Sie sollten auf ihre Ernährung achten, mit dem Rauchen aufhören, Folsäure nehmen und sich regelmäßig bewegen. Männer spielten in dieser Phase kaum eine Rolle. Das könnte sich nun ändern.

Wir übersehen oft die Väter in der Gesundheitsforschung. Dank tausender kanadischer Männer, die vor über einem Jahrzehnt an dieser Studie teilgenommen haben, entdecken wir nun, wie wichtig ihr Beitrag wirklich ist.

Kozeta Miliku

Die Ergebnisse stammen aus der sogenannten CHILD Cohort Study – einer der größten Langzeitstudien Kanadas zur Gesundheit von Kindern. Von der Schwangerschaft an werden dort Familien begleitet, um herauszufinden, welche Einflüsse die Entwicklung von Kindern prägen.

Übergewicht des Vaters beeinflusst das Kind epigenetisch

Wie genau das väterliche Übergewicht das Risiko für das Kind beeinflusst, ist noch nicht vollständig geklärt. Sicher ist nur: Es geht über die reine Vererbung hinaus. Eine wichtige Rolle könnten epigenetische Veränderungen spielen – also Veränderungen im Erbgut, die durch Lebensstil entstehen und vererbt werden können.

Miliku erklärt: „Es gibt wahrscheinlich mehrere Ebenen – Genetik, Epigenetik und Umwelt. Wir untersuchen, ob schlechte Ernährung und Übergewicht bei Männern das Risiko durch epigenetische Veränderungen im Sperma weitergeben können und wie gemeinsame Verhaltensweisen in einem Haushalt ebenfalls dazu beitragen.“

Männer müssen früher beraten werden

Diese Erkenntnisse sollten auch die medizinische Vorsorge verändern. Miliku rät, Männer in die Beratung einzubeziehen – etwa wenn Paare eine Schwangerschaft planen. Gesundheitschecks, Ernährungsberatung, Bewegungsprogramme – all das sollte laut der Expertin nicht nur Frauen, sondern auch Männern angeboten werden.

Kurz zusammengefasst:

  • Das Übergewicht des Vaters hat deutlichen Einfluss auf das Kind – es verdoppelt das Risiko, im frühen Leben übergewichtig zu werden.
  • Wenn beide Elternteile übergewichtig sind, steigt das Risiko für das Kind, ebenfalls fettleibig zu werden, um mehr als das Vierfache – andere Faktoren wie Einkommen oder Bewegung spielten in der Studie eine deutlich kleinere Rolle.
  • Medizinische Vorsorge sollte künftig auch Männer vor der Familienplanung gezielt beraten, denn epigenetische Veränderungen im Sperma könnten das kindliche Risiko schon vor der Geburt beeinflussen.

Übrigens: Auch die Psyche des Vaters hinterlässt Spuren – Studien zeigen, dass Depressionen nach der Geburt messbar die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

1 thought on “Übergewichtige Väter geben Adipositas-Risiko an ihre Kinder weiter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert