Die Zeitumstellung belastet unsere Gesundheit massiv

Wer gegen seine innere Uhr arbeitet, gefährdet seine Gesundheit. Die Zeitumstellung bringt uns dabei regelmäßig aus dem Takt – mit schwerwiegenden Folgen.

Die Zeitumstellung belastet unsere Gesundheit massiv

Die Zeitumstellung bringt vor allem Frauen oft an ihre Grenzen. Sind diese auch noch Mütter von kleinen Kindern, leiden sie besonders stark unter dem ohnehin schon fehlenden Schlaf. © Pexels

Zweimal jährlich erleben wir dasselbe Szenario: Im Frühjahr werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt, im Herbst wieder zurück. Was zunächst wie eine kleine Veränderung klingt, ist tatsächlich eine massive Herausforderung für unseren Körper. Denn die innere Uhr, die unser Leben regelt, folgt einem klaren biologischen Rhythmus. Jede Störung dieser inneren Zeitmessung wirkt sich auf vielfältige Weise auf unsere Gesundheit aus: Die Zeitumstellung ist dabei nicht nur ein lästiges Ritual, sondern auch ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko.

Was die Zeitumstellung mit unserer Gesundheit macht

Die gesundheitlichen Folgen der Zeitumstellung sind dem NDR zufolge besonders im Frühjahr stark spürbar. Grund dafür ist der Verlust von einer Stunde Schlaf. Unser Körper gerät dadurch kurzfristig in einen Stresszustand, der uns weit mehr beeinflusst, als wir vielleicht vermuten würden. Es klingt banal, doch schon eine Stunde Schlaf weniger kann unseren biologischen Rhythmus durcheinanderbringen.

Das bestätigt auch eine Umfrage der Krankenkasse DAK vom März 2024. Demnach leidet fast jeder dritte Deutsche unter der Zeitumstellung. Die am häufigsten genannten Beschwerden sind Müdigkeit, Schlafprobleme und Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Besonders betroffen sind Frauen und Menschen im mittleren Alter. Diese körperlichen Reaktionen sind keineswegs harmlos, denn sie erhöhen auch das Risiko, in den Tagen nach der Umstellung Unfälle zu erleiden – sowohl im Verkehr als auch am Arbeitsplatz.

Studien, etwa der Schmerzklinik Kiel, zeigen sogar noch schwerwiegendere Auswirkungen. So steigt beispielsweise die Zahl der Migräneattacken deutlich an, vor allem am Montag nach der Umstellung auf die Sommerzeit. Während der Körper versucht, die innere Uhr wieder anzupassen, treten Schmerzen und andere Beschwerden vermehrt auf. Die Forscher werteten dabei Daten von 258 Migränepatienten über zwei Jahre aus und konnten klare Zusammenhänge feststellen.

Noch alarmierender sind Untersuchungen, die sich mit der Zahl der Herzinfarkte nach der Zeitumstellung beschäftigten. Laut einer Studie treten am Montag nach der Umstellung auf die Sommerzeit bis zu 24 Prozent mehr Herzinfarkte auf als üblich. Weitere Studien bestätigen ebenfalls einen deutlichen Anstieg, selbst wenn sie geringere Prozentzahlen nennen. Sicher ist jedoch: Der plötzliche Rhythmuswechsel erhöht das gesundheitliche Risiko erheblich, insbesondere bei Menschen, die ohnehin Herzprobleme haben.

Chronotypen: Jeder tickt anders

Die innere Uhr ist bei jedem Menschen anders eingestellt. Während manche von uns morgens schon vor dem Wecker wach sind und sofort energiegeladen in den Tag starten können („Lerchen“), benötigen andere Menschen deutlich mehr Zeit, um morgens in Schwung zu kommen. Diese sogenannten „Eulen“ sind oft erst später am Tag wirklich leistungsfähig. Wissenschaftlich nennt man diese Unterschiede Chronotypen. Sie sind genetisch festgelegt und bestimmen, zu welcher Tageszeit wir am besten funktionieren.

Eine dauerhafte Normalzeit würde den Biorhythmus schonen – und damit auch die Gesundheit vieler Menschen. Laut Schlafforschern gehört die Mehrheit der Menschen in Deutschland nämlich zum sogenannten Eulen-Typ.

Die Technische Universität Dortmund bietet sogar einen Online-Test an, mit dem jeder herausfinden kann, zu welchem Chronotyp er gehört. Das Verständnis für den eigenen Chronotyp hilft dabei, gesünder und effektiver zu leben. Die Zeitumstellung jedoch zwingt insbesondere „Eulen“ zu einer Anpassung, die ihrer natürlichen inneren Uhr entgegenläuft. Das wiederum erzeugt gesundheitliche Belastungen, die langfristig sogar Krankheiten fördern können.

Schichtarbeit: Wenn der soziale Jetlag chronisch wird

Noch extremer als die zweimalige jährliche Zeitumstellung ist die Belastung durch Schichtarbeit. Menschen, die nachts oder in wechselnden Schichten arbeiten, leiden dauerhaft unter einer Störung ihres Biorhythmus. Man spricht dann von sozialem Jetlag. Studien zeigen, dass dieser chronische Konflikt zwischen biologischer und sozialer Uhr das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht. Eine amerikanische Studie mit fast 75.000 Krankenpflegerinnen ergab sogar, dass das Sterberisiko bei jahrelanger Schichtarbeit messbar ansteigt.

Wie unsere innere Uhr tickt

Der Taktgeber unserer biologischen Uhr sitzt tief in unserem Gehirn, genauer gesagt im sogenannten Nucleus suprachiasmaticus. Diese winzige Struktur, gerade einmal so groß wie ein Reiskorn, reguliert sämtliche biologischen Rhythmen im Körper. Licht ist der entscheidende Impuls, der unsere innere Uhr stellt. Deshalb ist die Zeitumstellung im Frühjahr besonders kritisch, da sie die natürlichen Lichtverhältnisse am Morgen und am Abend durcheinanderbringt.

Auch unsere Organe haben eigene innere Uhren, die darauf abgestimmt sind, wann wir essen, schlafen oder aktiv sind. Wird dieser Rhythmus gestört, leiden unsere Verdauung und unser Stoffwechsel. So konnte nachgewiesen werden, dass Menschen, die nachts oder zu unregelmäßigen Zeiten essen, leichter an Gewicht zunehmen. Ebenso beeinflusst der biologische Rhythmus unsere Wundheilung und sogar das Tumorwachstum bei Krebserkrankungen.

Ein Plädoyer für die Normalzeit

Viele Mediziner und Chronobiologen setzen sich deshalb für eine dauerhafte Abschaffung der Zeitumstellung ein. Sie argumentieren, dass eine durchgehende Normalzeit – ohne Umstellung auf Sommerzeit – besser für unsere innere Uhr wäre. Gerade weil der Großteil der Bevölkerung eher dem Typ „Eule“ entspricht, käme eine ganzjährige Normalzeit vielen entgegen.

Unsere Gesundheit ist eng mit unserem inneren Rhythmus verbunden und die Zeitumstellung fordert unseren Körper zweimal jährlich heraus – oft mit negativen Folgen, die vermeidbar wären. Indem wir den natürlichen Rhythmus unseres Körpers besser verstehen und respektieren, könnten wir unsere Lebensqualität langfristig verbessern. Die Abschaffung der Zeitumstellung wäre aus chronobiologischer Sicht ein wichtiger Schritt hin zu einem gesünderen und ausgeglicheneren Leben.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Zeitumstellung beeinflusst unsere innere Uhr erheblich – eine echte Herausforderung für unsere Gesundheit. Sie verursacht Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Probleme und einen Anstieg von Migräneattacken, besonders nach der Umstellung auf die Sommerzeit.
  • Viele Experten empfehlen die Abschaffung der Sommerzeit, um den natürlichen Rhythmen des menschlichen Körpers besser zu entsprechen. Dies würde die Gesundheit weniger belasten, insbesondere bei Menschen, die von Natur aus „Eulen“ sind.
  • Der individuelle Chronotyp, der bestimmt, ob jemand eine „Lerche“ oder eine „Eule“ ist, hat signifikante Auswirkungen auf die persönliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit, weshalb das Verständnis und die Anpassung an diesen Typ für eine optimale tägliche Routine entscheidend sind.

Übrigens: Ein Professor schlägt vor, Europa in neue Zeitzonen zu teilen – und könnte damit die Zeitumstellung endlich überflüssig machen. Welche Länder betroffen wären und wie sich das auf unseren Alltag auswirken würde – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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