Bunte Verführung – Immer mehr Jugendliche greifen zur E-Zigarette

Immer weniger Jugendliche rauchen Zigaretten – doch bunte Einweg-Vapes verleiten zum Einstieg. Süß im Geschmack, gefährlich in der Wirkung.

Bunte Verführung – Warum immer mehr Jugendliche rauchen

Immer mehr Jugendliche rauchen keine klassischen Zigaretten mehr, greifen aber zu Einweg-Vapes, die trotz harmloser Optik stark abhängig machen können. © Pexels

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. In diesem Jahr lautet das Motto: „Den Reiz entlarven“. Es geht um die Werbetricks der Tabakindustrie und darum, wie sie junge Menschen an süchtig machende Produkte heranführt. Denn auch wenn das Rauchen klassischer Zigaretten für Jugendliche immer unbeliebter wird, greift inzwischen jeder Zwölfte zu einem anderen Produkt: der Einweg-E-Zigarette.

Die Zahlen einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind klar: 7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 12 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben in den 30 Tagen vor der Befragung eine Einweg-Vape konsumiert. Diese Geräte schmecken nach Mango, Vanille oder Kaugummi und sehen aus wie bunte USB-Sticks.

Rauchen verlagert sich – Jugendliche unterschätzen die Gefahr der Einweg-Vapes

Laut dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) enthalten viele dieser Geräte genauso viel Nikotin wie herkömmliche Zigaretten – manchmal sogar mehr.

Einweg-Vapes sehen harmlos aus – sind es aber nicht. Sie machen genauso abhängig, enthalten potenziell schädliche Stoffe und sind ein Einstieg in die Nikotinsucht mit möglicherweise weitreichenden gesundheitlichen Folgen.

Dr. Johannes Nießen, BIÖG

Besonders kritisch: Junge Menschen greifen nicht zu Vapes, weil sie unbedingt Nikotin wollen. Sie lassen sich vom Design, von süßen Aromen und von Werbung auf Plattformen wie Instagram oder TikTok locken. Oft wissen sie gar nicht, wie gefährlich diese Produkte sind – oder dass sie überhaupt Nikotin enthalten.

Einweg-Vapes bringen Jugendliche schneller zum Rauchen

Eine weitere Studie des LMU Klinikums München gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) verdeutlicht, wie hoch das Abhängigkeitspotenzial dieser Produkte tatsächlich ist. In einer randomisierten Crossover-Studie wurden 18 junge Erwachsene im Alter von 19 bis 28 Jahren untersucht. Verglichen wurden klassische Zigaretten, Pod-Systeme und zwei Varianten der Einweg-E-Zigarette Elfbar 600.

Nach nur fünf Minuten lag die Nikotinkonzentration im Blutplasma bei den getesteten Einweg-Vapes bei bis zu 7,1 ng/ml – nahezu so hoch wie bei Marlboro Red (8,1 ng/ml). Pod-Systeme wie myBlu schnitten deutlich niedriger ab (3,1 ng/ml). Besonders auffällig: Der Nikotinspiegel stieg bei den Einwegprodukten bereits in der ersten Minute stark an – schneller als bei der klassischen Zigarette.

Dass die neuen Einweg-E-Zigaretten eine so schnelle und hohe Nikotinabgabe bieten, überrascht nicht nur, es beunruhigt uns sehr. Gerade junge Erwachsene laufen Gefahr, durch die hohe, schnelle Nikotinabgabe dieser Produkte in eine dauerhafte Abhängigkeit zu geraten.

PD Dr. Tobias Rüther, LMU Klinikum München

Sucht, Werbung und Umweltbelastung: Regulierungen gefordert

Die Forscher sprechen sich deshalb klar für eine stärkere Regulierung aus – insbesondere bei Werbung, Verpackungsgestaltung und Aromen. Sie empfehlen außerdem flächendeckende Aufklärungskampagnen, um die junge Generation vor ungewollter Nikotinabhängigkeit zu schützen.

Auch die Umwelt leidet: „Einweg-Vapes verursachen massenhaft Müll, der häufig unsachgemäß auf der Straße oder im Hausmüll entsorgt wird“, warnt Dr. Nießen. Die enthaltenen Akkus und Flüssigkeiten gehören in den Sondermüll – landen aber oft einfach im Restabfall.

Rauchstopp-Angebote: Unterstützung von der BZgA

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet umfassende Hilfe beim Aufhören:

  • Online-Ausstiegsprogramm mit täglicher E-Mail-Begleitung, Forum und persönlicher Betreuung unter rauchfrei-info.de
  • Live-Chat-Beratung jeden Dienstag zwischen 20 und 22 Uhr
  • Kostenfreie Hotline unter 0 800 8 31 31 31 (Mo–Do: 10–22 Uhr, Fr–So: 10–18 Uhr)
  • Infomaterialien zum Bestellen oder Herunterladen, darunter „Ja, ich werde rauchfrei“
  • Instagram-Kanal @rauchfrei_info mit Alltagstipps, Erfahrungsberichten und Motivation

Kurz zusammengefasst:

  • Einweg-E-Zigaretten enthalten ähnlich viel Nikotin wie herkömmliche Zigaretten, führen schneller zur Abhängigkeit und sind bei Jugendlichen besonders beliebt.
  • Der Nikotinspiegel nach dem Konsum bestimmter Vapes steigt schneller und stärker an als bei klassischen Zigaretten.
  • Fachleute fordern strengere Regelungen für Werbung und Aromen sowie mehr Aufklärung – die BZgA bietet dafür konkrete Hilfsangebote.

Übrigens: Nicht bei allen hilft ein bestimmtes Medikament zum Rauch-Stopp gleich gut. Forscher haben entdeckt, dass dabei auch die Gene eine Rolle spielen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert