Neue Tests erkennen Parkinson schon zehn Jahre vor den ersten körperlichen Symptomen

Zum Welt-Parkinson-Tag 2025 zeigen Forscher wegweisende Fortschritte. Neue Tests und Therapien geben Hoffnung.

Biomarker ermöglichen Früherkennung von Parkinson

Verlangsamte Bewegungen, Zittern und Muskelsteifheit – die typischen Anzeichen von Parkinson, doch die Krankheit beginnt viel früher. © Pexels

Zittern, steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen – die typischen Symptome von Parkinson treffen laut Schätzungen rund 400.000 Menschen allein in Deutschland. Doch die Krankheit beginnt im Verborgenen – Jahre bevor diese äußeren Anzeichen sichtbar werden. Genau hier setzen neue Forschungsansätze an: Wissenschaftler arbeiten daran, biologische Frühwarnsysteme im Körper zu entdecken – sogenannte Biomarker. Sie könnten den Weg zu einer völlig neuen Parkinson-Medizin ebnen.

Zum Welt-Parkinson-Tag am 11. April 2025 präsentiert die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e.V. gemeinsam mit der Parkinson Stiftung eine Reihe von Forschungsergebnissen, die Hoffnung machen. Besonders im Fokus: die Arbeit an diagnostischen Tests, die schon lange vor den ersten motorischen Störungen Veränderungen im Körper aufspüren.

Frühe Warnzeichen erkennen – mit neuen Tests

Bisher wird Parkinson erst dann diagnostiziert, wenn sich sichtbare Symptome zeigen. Doch Professorin Brit Mollenhauer, Chefärztin an der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel, verfolgt einen anderen Ansatz. Sie arbeitet daran, die Erkrankung durch bestimmte Eiweißstoffe im Körper viel früher aufzuspüren. „Wir erleben eine spannende Zeit in der Parkinson-Forschung“, sagt sie. Ein Beispiel ist das sogenannte fehlgefaltete alpha-Synuclein, ein Protein, das sich bei Parkinson im Gehirn ablagert und Nervenzellen schädigt.

Ein neu entwickelter Test – Seed Amplification Assay (SAA) genannt – kann dieses Protein im Nervenwasser nachweisen. Das Ergebnis sei laut Mollenhauer ein Durchbruch: Der Test erkennt mit 97 Prozent Genauigkeit, ob jemand Parkinson hat. Besonders bemerkenswert: Menschen mit Schlafstörungen, wie der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, die als Risikofaktor für Parkinson gilt, zeigen im Test bereits zehn Jahre vor Symptombeginn ein positives Ergebnis.

Blut statt Nervenwasser: Der nächste Schritt

Da eine Lumbalpunktion zur Gewinnung von Nervenwasser aufwendig ist, suchen Forscher nach einfacheren Methoden. In Zusammenarbeit mit einem internationalen Team entwickelte Mollenhauer einen Bluttest, der mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) acht Eiweiße identifiziert, die auf Parkinson hinweisen.

Mit einem Bluttest könnte Parkinson ohne großen Aufwand dagegen schon in der Hausarztpraxis festgestellt werden, um dann frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen.

Professorin Brit Mollenhauer

Laut der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen ebnet eine frühzeitige Diagnose den Weg für neue Therapieansätze – noch bevor das Gehirn dauerhaft geschädigt wird. Bislang lässt sich der Krankheitsverlauf lediglich verlangsamen, ein vollständiges Aufhalten ist nicht möglich.

Auch das Gehirn selbst liefert Hinweise

Neben molekularen Biomarkern gewinnen bildgebende Verfahren an Bedeutung. Ein neuer PET-Tracer mit dem Namen [18F] ACI-12589 bindet spezifisch an alpha-Synuclein-Ablagerungen im Gehirn. So könnten Forscher künftig schon vor ersten Beschwerden erkennen, ob sich pathologische Veränderungen anbahnen – und diese von anderen Erkrankungen wie Alzheimer abgrenzen.

Zudem arbeitet Mollenhauers Team an Tests, die zwischen verschiedenen Krankheitsformen unterscheiden können, etwa zwischen Parkinson und Multisystematrophie (MSA) – ein entscheidender Schritt für passgenaue Therapien.

Mehr als Gene: Auch Immunsystem und Darm spielen eine Rolle

Die Forschung konzentriert sich inzwischen nicht nur auf genetische Faktoren, sondern untersucht auch das Immunsystem. Eine Studie zeigte, dass bestimmte Immunzellen – sogenannte CD8-TEMRA-Zellen – bei Menschen mit Parkinson häufiger vorkommen und stärker verändert sind. Auch Veränderungen im Darmmikrobiom gelten als mögliche Biomarker. Sie könnten helfen, individuelle Krankheitsverläufe besser zu verstehen und gezielte Behandlungen zu entwickeln. 

Laut Mollenhauer könnte die aktuelle Entwicklung langfristig eine völlig neue Behandlungsstrategie ermöglichen: 

Wenn es gelingt, die Ergebnisse der Biomarker-Forschung für die klinischen Studien und weiter dann auch in der Routine zu validieren, wäre das ein entscheidender Schritt im Parkinson-Management von der rein symptomatischen hin zu einer präventiv-personalisierten Medizin.

Professorin Brit Mollenhauer

Schon heute ließe sich das Risiko senken – etwa durch Bewegung, gesunde Ernährung oder die Vermeidung von Umweltgiften. Für die Zukunft hält Mollenhauer es für möglich, dass „wir bis zum Jahr 2040 auch über krankheitsmodifizierende Therapien verfügen.“

Kurz zusammengefasst:

  • Biomarker wie fehlgefaltetes alpha-Synuclein ermöglichen es, Parkinson schon Jahre vor den ersten Symptomen zu erkennen.
  • Ein neuer Bluttest soll die Früherkennung einfacher machen und den Weg für frühe Therapien ebnen, bevor das Gehirn geschädigt ist.
  • Neben Genen gelten auch das Immunsystem, das Darmmikrobiom und bildgebende Verfahren als wichtige Bausteine für eine personalisierte Parkinson-Behandlung.

Übrigens: Schlafapnoe kann das Parkinson-Risiko erhöhen. Doch es gibt eine Lösung – die CPAP-Schlafmaske. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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