Arme Menschen leider länger an Long COVID – Symptome auch nach über einem Jahr noch zu spüren

Eine neue Studie des King’s College London hat untersucht, wie sich soziale Faktoren wie Armut auf die Genesung von Long COVID auswirken.

Armut verlängert das Leiden vieler Menschen an Long COVID

Die Folgen einer COVID-19-Erkrankung verschwinden nicht immer mit der Genesung – oft können Symptome noch lange Zeit zu spüren sein. © Vecteezy

Wer aus sozial schwierigen Verhältnissen stammt, hat laut einer Studie des King’s College London ein höheres Risiko, Symptome von Long COVID zu zeigen: Besonders Menschen, die in Armut leben, über einen niedrigen Bildungsstand verfügen oder in strukturschwachen Regionen wohnen, berichteten auch mehr als ein Jahr nach der Ansteckung mit COVID-19 häufiger über anhaltende Symptome.

Die Untersuchung beruht auf Daten von mehr als 3.800 Personen in Großbritannien. Erfasst wurden sie über zwei Gruppen: das TwinsUK-Projekt und die COVID Symptom Study Biobank. Befragt wurden die Teilnehmer mithilfe eines Fragebogens. Darin sollten sie angeben, ob sie nach einer Infektion weiterhin Beschwerden verspürten.

Soziale Herkunft beeinflusst Genesung deutlich

Durchgeführt wurde die im BMJ Public Health veröffentlichte Studie vom King’s College London (KCL), unterstützt vom National Institute for Health and Care Research (NIHR).

Die Auswertung ergab klare Unterschiede: 

  • Frauen mit geringem Bildungsniveau in benachteiligten Regionen hatten die niedrigste Wahrscheinlichkeit, sich vollständig zu erholen.
  • Männer mit hoher Bildung in wohlhabenden Gegenden erholten sich am ehesten.

Die Zahlen variierten stark zwischen den beiden untersuchten Gruppen. In der TwinsUK-Kohorte lag die Rate der vollständigen Erholung zwischen 73 und 90 Prozent. In der COVID Symptom Study Biobank, in der viele Teilnehmer unter Long COVID litten, lag sie nur zwischen 55 und 80 Prozent.

Bildung und Wohnort wirken stärker als Vorerkrankungen

Laut den Wissenschaftlern konnten die Unterschiede nicht durch Vorerkrankungen erklärt werden. Vielmehr seien soziale Nachteile wie finanzielle Unsicherheit und Arbeitslosigkeit während der Pandemie entscheidend für den Heilungsverlauf gewesen.

„Diese Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen mehreren soziodemografischen Faktoren und der Genesung von COVID-19 untersucht“, sagte Dr. Nathan Cheetham, leitender Autor und Datenwissenschaftler. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass soziale Faktoren auch die Fähigkeit beeinflussen, sich von anderen Krankheiten zu erholen und andere langfristige Erkrankungen zu bewältigen“, so der Wissenschaftler.

Ungleichheiten zeigen sich auch beim Zugang zur Versorgung

Die Forscher des KCL untersuchen aktuell, wie sich soziale Hintergründe auf die Gesundheitsversorgung während der Pandemie auswirkten. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen in ärmeren Gegenden seltener einen Termin beim Hausarzt erhielten, was besonders bei Long COVID ein Hindernis darstellt.

„Diese Forschung unterstreicht, wie soziale Faktoren die langfristige Gesundheit beeinflussen“, sagte Professorin Claire Steves, Mitautorin der Studie. „Benachteiligte Gruppen erleiden nicht nur schwerere Erkrankungen – sie stehen auch vor zusätzlichen Herausforderungen bei der Genesung.“

Das Forscherteam plant weitere Auswertungen, um langfristige Auswirkungen von sozialer Benachteiligung auf den Zugang zu medizinischer Hilfe bei COVID-19 besser zu verstehen. Dabei liegt der Fokus auf Barrieren wie eingeschränkten Arztterminen, vor allem in strukturschwachen Regionen.

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen mit niedrigem Einkommen, geringem Bildungsstand oder aus benachteiligten Wohngegenden leiden länger unter Covid-19-Symptomen.
  • Die Unterschiede bei der Genesung hängen stärker mit sozialen Faktoren als mit Vorerkrankungen zusammen.
  • Besonders Frauen in ärmeren Regionen erholen sich deutlich langsamer, weil sie schlechteren Zugang zu medizinischen Versorgung haben.

Bild: © Vecteezy

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