Wahlen unter Wetterextremen: Klimawandel bedroht Demokratie
Der Klimawandel beeinflusst Wahlen weltweit: Extreme Wetterereignisse gefährden Wahlprozesse und erfordern flexible, resiliente Maßnahmen.
In diesem Jahr sind weltweit mindestens 68 Länder aufgerufen, Wahlen durchzuführen, wobei Milliarden von Menschen ihre Stimmen abgeben werden. Diese Wahlen sind vielen bekannten Gefahren ausgesetzt: Desinformation, Einmischung aus dem Ausland oder Wahlmanipulationen durch amtierende Regierungen. Ein weniger beachtetes, aber zunehmend kritisches Risiko, das durch den Klimawandel verursacht wird, stellt jedoch eine neue und ernsthafte Bedrohung für die Integrität von Wahlen und deren Prozesse dar.
Die neue Gefahr: der Klimawandel
Laut „Foreign Affairs“ könnte der Klimawandel das Wahlverhalten und die Wahlteilnahme erheblich beeinflussen. Extremwetterereignisse, die durch die globale Erwärmung häufiger und intensiver werden, könnten viele Wähler daran hindern, ihre Stimmen abzugeben. Solche Ereignisse haben bereits in der Vergangenheit Wahlen beeinträchtigt und werden voraussichtlich eine noch größere Rolle spielen.
Wahlbehörden in verschiedenen Ländern, darunter Australien, Kanada, Indien und die Vereinigten Staaten, stehen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass alle Bürger trotz möglicher Schäden an Wahllokalen, Ausweisdokumenten und Kommunikationsnetzen ihr grundlegendes demokratisches Recht ausüben können. Flexiblere Registrierungsregeln und der Schutz der Kommunikationsinfrastruktur sind nur einige der Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden müssen.
Globale Erwärmung und ihre direkten Auswirkungen
Der Anstieg der globalen Temperaturen ist ein direktes Ergebnis der zunehmenden Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre seit der Industriellen Revolution. Jedes Jahrzehnt bringt neue Temperaturrekorde mit sich, und 2023 war bisher das wärmste Jahr. Die im Pariser Abkommen von 196 Ländern gesetzten Ziele zur Begrenzung der globalen Erwärmung sind weit von ihrer Realisierung entfernt, was die Dringlichkeit der Situation unterstreicht.
Die durch den Klimawandel verstärkten Naturkatastrophen wie Hurrikane, Überschwemmungen und Waldbrände treten jetzt häufiger auf und haben bereits erhebliche Auswirkungen auf die Durchführung von Wahlen. Länder wie Mosambik und Pakistan haben erlebt, wie solche Katastrophen den Wahlprozess direkt stören, indem sie Wahlmaterialien zerstören und Wähler daran hindern, ihre Stimmen abzugeben.
Wahlvorbereitung in einer unsicheren Welt
Das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels auf Wahlen ist in vielen Ländern noch unterentwickelt. In den USA beispielsweise haben Wahlbehörden Klimarisiken in ihren Planungen weitgehend ignoriert, obwohl sie andere Aspekte des Wahlsystems anpassen. In Indien hat die Wahlkommission ihre Richtlinien für den Umgang mit Naturkatastrophen überarbeitet, ohne jedoch spezifische Maßnahmen gegen die durch den Klimawandel verstärkte Hitze zu erwähnen.
Die Anpassung an diese neue Realität erfordert von den Wahlbehörden, sich besser auf Katastrophen vorzubereiten bzw. auf jene zu reagieren. Training und Planung sind entscheidend, um flexible und resiliente Wahlverfahren zu entwickeln. Wahlbeamte könnten Instrumente nutzen, um Klimarisiken zu bewerten, wenn sie Wahlen organisieren. Dazu gehören Werkzeuge wie das Coastal Risk Screening Tool von Climate Central, das hochlokalisierte Überschwemmungsrisikokarten für Küstengemeinden bietet.
Flexible Lösungen für resiliente Demokratien
Die Flexibilität in der Durchführung von Wahlen ist von entscheidender Bedeutung. Experten empfehlen Maßnahmen wie die Einführung der Wahlregistrierung am selben Tag. Auch die Schaffung von Online-Systemen ist hilfreich, die es Wählern ermöglichen, ihre Adressen nach einem Umzug leichter zu aktualisieren. Weitere Optionen sind die Ausstellung von Ersatz- oder temporären Ausweisdokumenten ohne Kosten und die Erweiterung der Möglichkeiten zur öffentlichen Kommunikation.
Innovationen wie mobile Wahlstationen, die in den USA während Katastrophen eingesetzt werden, zeigen, dass es praktikable Lösungen gibt, die jedoch noch nicht umfassend genug sind. Solche Initiativen müssen ausgebaut und systematisiert werden, um sicherzustellen, dass Wahlen auch unter extremen Bedingungen durchgeführt werden können.
Was du dir merken solltest:
- Der Klimawandel beeinflusst weltweit Wahlen, indem extreme Wetterereignisse wie Hurrikane, Überschwemmungen und Hitzewellen die Wahlteilnahme beeinträchtigen und die Infrastruktur schädigen. Diese Bedrohungen erfordern dringend angepasste Wahlprozesse und Notfallpläne, um das demokratische Wahlrecht zu sichern.
- Flexible Wahlverfahren, wie die Einführung von Wahlregistrierung am selben Tag, mobile Wahlstationen und Online-Systeme zur Adressaktualisierung, können helfen, die Wahlteilnahme auch unter extremen Bedingungen zu gewährleisten.
- Die internationale Gemeinschaft muss die Klimarisiken stärker in die Planung von Wahlen integrieren und robuste, klimaresiliente Wahlstrukturen entwickeln, um die Demokratie in Zeiten des Klimawandels zu schützen.
Übrigens: Der Klimawandel bedroht nicht nur den demokratischen Prozess. Weltweit sind 4.000 indigene Sprachen, die essenzielles Wissen über Umweltschutz bergen – in Gefahr. Experten warnen vor einem möglichen Verlust von über 90 Prozent dieser Sprachen im nächsten Jahrhundert. Mehr erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Election Commission (GODL-India) via Wikimedia unter Government Open Data License – India (GODL)
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