Studie zeigt: Handyverbot in der Schule hat kaum Einfluss auf Lernen und Psyche

Ein Handyverbot an der Schule soll Lernen und Wohlbefinden verbessern. Doch eine neue Studie zeigt, dass dies nicht der Fall ist.

Ob an einer Schule ein striktes Handyverbot gilt oder nicht, hat scheinbar kaum Einfluss auf die Leistungen von Schülern. © Pexels

Ob an einer Schule ein striktes Handyverbot gilt oder nicht, hat scheinbar kaum Einfluss auf die Leistungen von Schülern. © Pexels

Ein generelles Handyverbot in der Schule bringt nicht die erhofften Vorteile für die mentale Gesundheit, das Wohlbefinden und die schulischen Leistungen der Schüler. Das ergab eine Studie der University of Birmingham, die in der Fachzeitschrift Lancet Regional Health Europe erschienen ist.

Die Forscher werteten Daten von 1.227 Schülern aus 30 Schulen in England aus. Zwanzig dieser Schulen hatten bereits verschiedene Formen von Handyverboten eingeführt. Das Ergebnis: Trotz Einschränkungen blieb die Gesamtzeit, die Jugendliche mit Smartphones und sozialen Medien verbrachten, weitgehend unverändert.

Smartphone-Nutzung bleibt hoch, trotz Verbot

In Schulen mit strikten Smartphone-Regeln sank die Handynutzung im Schnitt um 40 Minuten pro Tag, die Nutzung sozialer Medien um etwa 30 Minuten. Doch dieser Effekt reichte nicht aus, um langfristig bessere mentale oder körperliche Gesundheitswerte zu erreichen.

Die Studie zeigte keinen messbaren Unterschied zwischen Schülern, die an einer Schule mit oder ohne Handyverbot lernten. Weder das psychische Wohlbefinden noch Angstzustände oder depressive Symptome verbesserten sich signifikant. Auch Faktoren wie körperliche Aktivität, Schlafqualität oder schulische Leistungen in Englisch und Mathematik blieben auf ähnlichem Niveau.

Auswirkungen auf Unterricht und Verhalten

Eine häufig diskutierte Frage ist, ob ein Handyverbot zu weniger Störungen im Unterricht führt. Die Forscher fanden heraus, dass auch in diesem Bereich keine klaren Verbesserungen erkennbar waren: Disruptives Verhalten im Klassenzimmer blieb ähnlich häufig wie zuvor.

Studienautorin Professor Miranda Pallan von der University of Birmingham erklärt: 

Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Schulpolitik nicht der Königsweg ist, um die schädlichen Auswirkungen der Nutzung von Smartphones und sozialen Medien zu verhindern.

Ganzheitlicher Ansatz zur Bewältigung nötig

Pallan zufolge sollte der Fokus darauf liegen, die gesamte Nutzungsdauer zu reduzieren. Und auch die Hauptautorin der Studie, Dr. Victoria Goodyear, schließt sich ihr an: 

Wir fanden einen klaren Zusammenhang zwischen einer intensiveren Smartphone-Nutzung und schlechteren mentalen Gesundheitswerten, geringerer körperlicher Aktivität, schlechterem Schlaf und niedrigeren schulischen Leistungen. Doch um dies zu verbessern, müssen wir den Handygebrauch über den gesamten Tag hinweg betrachten, nicht nur während der Schulzeit.

Die Untersuchung sammelte Daten über einen Zeitraum von 12 Monaten, bis November 2023. Die beteiligten Schulen wurden in zwei Gruppen unterteilt: 20 Schulen mit strengen Handyverboten und zehn Schulen, die eine liberalere Nutzung erlaubten, beispielsweise in Pausen oder festgelegten Bereichen. Der Vergleich sollte zeigen, ob Restriktionen nachhaltige Vorteile bringen.

Die Forscher der University of Birmingham kommen zu dem Schluss, dass pauschale Verbote nicht genügen, um die problematischen Folgen intensiver Smartphone-Nutzung aufzulösen. Vielmehr sei ein umfassenderer Ansatz nötig, der auch den Umgang mit digitalen Medien in der Freizeit einbezieht. In ihrem Ergebnis widerspricht die Studie der Ansicht des US-amerikanischen Psychologen Jonathan Haidt. Mehrere Schulen in den USA wollen bereits erste Erfolge im „Kampf gegen Smartphones“ verzeichnet haben.

Kurz zusammengefasst:

  • Ein generelles Handyverbot in Schulen führt nicht zu besseren schulischen Leistungen oder einer verbesserten mentalen Gesundheit, wie eine Studie der University of Birmingham zeigt.
  • Die Untersuchung ergab, dass Schülerinnen und Schüler trotz Verbote weiterhin mehrere Stunden täglich am Smartphone verbringen – der Unterschied beträgt nur wenige Minuten.
  • Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass ein umfassenderer Ansatz notwendig ist, der auch die Handynutzung außerhalb der Schulzeit berücksichtigt.

Bild: © Pexels

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