Gratifikationskrise im Klassenzimmer: Hamburgs Lehrer sind ausgebrannt

Gratifikationskrise, hoher Stress: Viele Hamburger Lehrer sind ausgebrannt und gesundheitlich stark belastet.

Eine Lehrerin bereitet sich zu Hause auf den Unterricht vor – trotz hoher Arbeitsbelastung und fehlender Anerkennung bleibt ihr Einsatz oft unbeachtet. © Unsplash

Eine Lehrerin bereitet sich zu Hause auf den Unterricht vor – trotz hoher Arbeitsbelastung und fehlender Anerkennung bleibt ihr Einsatz oft unbeachtet. © Unsplash

Fast jeder dritte Lehrer an Hamburger Schulen steckt in einer Gratifikationskrise – er fühlt sich für seinen enormen Einsatz nicht ausreichend belohnt. Das Gehalt, die Anerkennung und die Arbeitsbedingungen stehen für viele in keinem Verhältnis zum täglichen Stress. 29 Prozent der Lehrkräfte empfinden diese Schieflage als gravierend, weitere 35 Prozent sehen das Verhältnis als neutral, aber keineswegs zufriedenstellend.

Gleichzeitig zeigt eine aktuelle Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW und der Uni Göttingen alarmierende Zahlen: Zwischen 50 und 66 Prozent der Lehrkräfte sind gesundheitlich angeschlagen. Besonders verbreitet sind psychische Erschöpfung und ein anhaltendes Gefühl der Überforderung. Wer täglich unter Hochdruck arbeitet und dennoch kaum Wertschätzung erfährt, brennt auf lange Sicht aus.

Nicht nur Gratifikationskrise – auch Dauerstress und Druck bringen Lehrer ans Limit

Der Unterricht ist längst nicht mehr die einzige Herausforderung im Schulalltag. Hoher Zeitdruck, Mehrarbeit und ein Berg an Verwaltungsaufgaben zehren an den Kräften der Lehrer. 26 Prozent fühlen sich gezwungen, in einem gesundheitsschädlichen Tempo zu arbeiten. 24 Prozent haben keine Zeit mehr für private Verpflichtungen – ein Zustand, der sich nicht nur auf das eigene Wohlbefinden, sondern auch auf Familie und Freundschaften auswirkt.

Die Bildungsgewerkschaft GEW schlägt Alarm: Neben der Gratifikationskrise zeigt sich ein hohes Burnout-Risiko. 18 Prozent der Lehrkräfte sind stark gefährdet, weitere 22 Prozent kämpfen mit depressiven Verstimmungen. Wer täglich unter Druck steht und keinen Ausgleich findet, verliert langfristig die Motivation.

„Gratifikationskrise“ bei Hamburger Lehrkräften © GEW Hamburg
„Gratifikationskrise“ bei Hamburger Lehrkräften © GEW Hamburg

Unzufriedenheit wächst – Lehrer fühlen sich im Stich gelassen

Die Arbeitszufriedenheit unter Hamburger Lehrkräften ist erschreckend niedrig: Nur 24 Prozent geben an, mit ihrem Beruf wirklich zufrieden zu sein. Für eine akademische Tätigkeit ist das ein erschütterndes Ergebnis. Der Grund liegt auf der Hand – neben der stetig steigenden Arbeitslast sorgen auch unklare Strukturen und mangelnde Unterstützung für Frust.

Ein weiterer Belastungsfaktor ist die Digitalisierung: 74 Prozent der Lehrkräfte empfinden die technische Entwicklung unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht als Erleichterung, sondern als zusätzliche Herausforderung. Fehlender IT-Support, komplizierte Systeme und zusätzliche Verwaltungsaufgaben kosten wertvolle Zeit und Energie.

Vollzeitkräfte besonders betroffen – Lehrer im Dauerlauf

Besonders hart trifft es die Vollzeit-Lehrkräfte: 33 Prozent von ihnen empfinden das Ungleichgewicht zwischen Arbeitsaufwand und Anerkennung als extreme Belastung. Bei den Teilzeitbeschäftigten sind es immerhin noch 26 Prozent.

Hinzu kommt der akute Personalmangel: 60 Prozent der Lehrkräfte berichten, dass sie dadurch direkt betroffen sind. Jeder Vierte fühlt sich stark überlastet, weitere 36 Prozent eher stark. Das hat direkte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die langfristige Motivation im Beruf.

GEW fordert Sofortmaßnahmen – Bessere Bedingungen dringend nötig

Die GEW fordert dringend Verbesserungen. Eine bessere Personalausstattung, weniger Zeitdruck und eine Reduzierung der Zusatzaufgaben stehen ganz oben auf der Liste. Eine verbindliche Arbeitszeiterfassung könnte Überlastung frühzeitig aufdecken.

Auch die Digitalisierung muss klüger genutzt werden: Statt mehr Arbeit zu verursachen, sollte sie Lehrkräfte entlasten. Dazu braucht es funktionierende Technik und eine bessere Unterstützung durch IT-Fachkräfte. Außerdem sollten außerschulische Aufgaben verstärkt von anderen Berufsgruppen übernommen werden, um Lehrkräfte zu entlasten.

Viele Lehrkräfte blicken mit Pessimismus in die Zukunft. Eine nachhaltige Reform könnte jedoch helfen, die Stimmung zu drehen. Schon allein die Aussicht auf konkrete Verbesserungen könnte das Wohlbefinden steigern. Es ist höchste Zeit, die Belastung zu senken und den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen – für die Lehrkräfte selbst und für die Bildung unserer Kinder.

Kurz zusammengefasst:

  • Gratifikationskrise und fehlende Anerkennung: Viele Lehrer in Hamburg empfinden ihren hohen Einsatz als nicht ausreichend belohnt und sind frustriert.
  • Hoher Stress und gesundheitliche Folgen: Überlastung, Zeitdruck und psychische Erschöpfung machen den Schulalltag für viele zur Belastung.
  • Forderungen nach Entlastung: Die GEW verlangt mehr Personal, weniger Zusatzaufgaben und eine bessere digitale Infrastruktur.

Bild: © Unsplash

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