Gen-Z-Männer einsam wie nie – Warum so viele den Anschluss verlieren

Jeder vierte Gen-Z-Mann in den USA fühlt sich einsam – neue Daten zeigen eine wachsende Entfremdung der Generation Z.

Gallup-Umfrage: Gen-Z-Männer fühlen sich einsam wie nie

Jeder vierte Mann unter 35 fühlt sich in den USA regelmäßig einsam – deutlich häufiger als Frauen oder ältere Generationen. © Pexels

Jeder vierte junge Mann der Gen Z in den USA fühlt sich einsam – nicht gelegentlich, sondern Tag für Tag. Das belegt eine aktuelle Gallup-Umfrage unter 38 demokratischen Industrienationen. Nirgendwo sonst ist der Abstand zwischen junger und älterer Bevölkerung beim Einsamkeitserleben so groß wie in den Vereinigten Staaten.

Konkret berichten 25 Prozent der Männer im Alter zwischen 15 und 34 Jahren, dass sie sich am Vortag häufig einsam gefühlt haben. Zum Vergleich: Im nationalen Durchschnitt liegt dieser Wert bei 18 Prozent – ebenso wie bei gleichaltrigen Frauen. Die Einsamkeit junger Männer in den USA steht damit auffallend allein.

Gen-Z-Männer einsam – besonders stark in den USA

Die Studie zeigt: Gen-Z-Männer sind weltweit häufig einsam – doch in den USA fällt das besonders auf. In Ländern wie Kanada (22 Prozent), Frankreich (24 Prozent) oder Irland (23 Prozent) sind die Zahlen ebenfalls hoch. Doch anders als dort liegt in den USA das Ausmaß der Einsamkeit junger Männer deutlich über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. In Frankreich oder Irland gibt es diesen Abstand nicht.

Besonders auffällig: Nur in Island und Dänemark ist das Muster ähnlich – allerdings auf viel niedrigerem Niveau. In Island geben 15 Prozent der jungen Männer an, sich einsam zu fühlen. Der Rest der Bevölkerung liegt dort bei 10 Prozent. In den USA dagegen sind es 25 zu 17 Prozent – der mit Abstand größte Unterschied im Vergleich.

Warum Einsamkeit krank macht

Einsamkeit ist mehr als ein Stimmungstief. Sie beeinflusst das ganze Leben – vor allem bei jungen Menschen, die auf Orientierung, Anschluss und Zugehörigkeit angewiesen sind. Wer sich häufig einsam fühlt, lacht seltener, schläft schlechter, hat weniger soziale Bindungen und fühlt sich weniger frei.

Nur die Hälfte der Menschen, die sich regelmäßig einsam fühlen, gibt an, im Leben aufzugehen oder Perspektiven zu haben. In der Studie wird diese Gruppe nicht als „thriving“ – also im Leben aufblühend – klassifiziert. Das wirkt sich langfristig auf Gesundheit, Beziehungen, Bildung und Jobchancen aus.

Was „thriving“ wirklich bedeutet

Die Autoren der Studie nutzen den sogenannten Life Evaluation Index, um Lebenszufriedenheit messbar zu machen. Dabei unterscheiden sie zwischen drei Gruppen:

  • „Thriving“ – also aufblühend: Menschen, die ihr aktuelles Leben und ihre Zukunft positiv bewerten
  • „Struggling“ – also kämpfend: Menschen mit Schwierigkeiten oder Unsicherheiten im Alltag
  • „Suffering“ – also leidend: Menschen mit starker Unzufriedenheit und wenig Perspektive

Nur etwa die Hälfte der Menschen, die sich regelmäßig einsam fühlen, zählt zur Gruppe „thriving“. Das bedeutet: Einsamkeit senkt nicht nur die Stimmung, sondern auch das Vertrauen ins eigene Leben – jetzt und morgen. Wer hingegen soziale Bindung erlebt, bewertet sich selbst häufiger als aufblühend und sieht auch die kommenden Jahre zuversichtlicher.

Sorgen und Stress kommen hinzu

Junge Männer in den USA berichten nicht nur über Einsamkeit, sondern auch über deutlich mehr Sorgen und Stress. 57 Prozent von ihnen fühlen sich täglich gestresst – fast zehn Prozentpunkte mehr als andere Erwachsene im Land. Auch hier liegt die USA über dem OECD-Durchschnitt.

Noch auffälliger: 46 Prozent der jungen US-Männer sorgen sich täglich – ebenfalls deutlich mehr als andere Altersgruppen (37 Prozent). International liegt dieser Wert bei 36 Prozent – meist ohne größere Unterschiede zwischen Jung und Alt. Nur Deutschland und Schweden zeigen ähnlich starke Unterschiede.

Was jungen Männern fehlt – und warum das viele betrifft

Wer jung ist, sucht meist Anschluss, Freundschaften, Partnerschaft oder einfach soziale Sicherheit. Doch genau das scheint für viele junge Männer in den USA schwer erreichbar. Sie fühlen sich weniger gesehen, erleben weniger Nähe und kämpfen gleichzeitig mit hohen gesellschaftlichen Erwartungen.

Ein Grund für die Einsamkeit: klassische Männerbilder, die „Weichheit“ als Schwäche deuten. Wer nicht offen über Gefühle sprechen kann oder keine stabile soziale Umgebung hat, zieht sich oft zurück – besonders in einem leistungsorientierten Umfeld wie den USA.

Einsamkeit bleibt auch in Deutschland ein Thema – trotz Pandemie-Ende

Auch in Deutschland bleibt Einsamkeit unter jungen Menschen ein drängendes Thema. Das zeigt eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung vom März 2024. Demnach fühlen sich 46 Prozent der 16- bis 30-Jährigen einsam – mehr als jeder Dritte davon moderat, rund zehn Prozent sogar stark. Die Pandemie hat dieses Gefühl verstärkt, doch selbst Jahre später ist die Belastung kaum zurückgegangen. Besonders betroffen sind junge Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte, Arbeitslose sowie Jugendliche zwischen 19 und 22 Jahren. Einsamkeit sei längst keine Randerscheinung älterer Menschen mehr, betont Dr. Anja Langness, Expertin für Jugend und Gesundheit: „Auch junge Menschen bilden heute eine neue Risikogruppe.“

Einsamkeit macht krank – und kann Demokratien untergraben

Zusätzlich ist Einsamkeit mehr als ein privates Gefühl. Sie schlägt sich auf Körper und Psyche nieder – und kann sogar politischen Einfluss haben. Wer sich als junger Mensch dauerhaft ausgegrenzt fühlt, verliert häufig das Vertrauen in Politik und Gesellschaft. Eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter 16- bis 30-Jährigen zeigt: 63 Prozent der stark einsamen jungen Menschen in Deutschland sind unzufrieden mit der Demokratie – bei nicht Einsamen sind es nur 41 Prozent. Auch das Gefühl, etwas verändern zu können, ist bei Einsamen stark geschwächt: 60 Prozent glauben nicht daran, mit ihrem Handeln etwas bewirken zu können.

Kurz zusammengefasst:

  • In den USA fühlt sich jeder vierte Mann der Gen Z regelmäßig einsam – deutlich häufiger als gleichaltrige Frauen oder ältere Generationen.
  • Einsamkeit belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern schwächt auch das Vertrauen in Politik, Gesellschaft und die eigene Zukunft.
  • Auch in Deutschland betrifft Einsamkeit fast die Hälfte der jungen Erwachsenen – besonders stark Frauen, Arbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund.

Übrigens: Auch Psychologen beobachten mit Sorge, wie sehr sich junge Erwachsene nach Nähe sehnen – und zugleich den Kontakt meiden. Eine aktuelle Untersuchung aus Stanford zeigt, warum gerade die einsame Gen Z oft zögert, obwohl echte Verbindung greifbar nah wäre. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert