Gen Z hält Uni-Abschluss immer mehr für Zeitverschwendung – wegen KI
Fast die Hälfte der Gen Z bereut ihren Uni-Abschluss – KI verändert Jobs rasant und macht viele klassische Bildungswege plötzlich überflüssig.

Frisch von der Uni – und schon überholt? Immer mehr junge Menschen aus der Gen Z fühlen sich durch KI um den Wert ihres Abschlusses gebracht. © Pexels
Vier Jahre Studium. Zehntausende Euro Schulden. Und dann – Frust! Fast jeder zweite junge Gen-Z-Hochschulabsolvent in den USA hält seinen Uni-Abschluss für nutzlos – schuld ist die KI. Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt so schnell, dass traditionelle Bildungswege kaum noch mithalten können. Laut einer aktuellen Indeed-Umfrage glauben 49 Prozent der Uni-Absolventen, dass ihr Studium durch den Vormarsch von KI-Tools wie ChatGPT entwertet wurde.
Zum Vergleich: Nur etwa ein Drittel der Millennials teilt diese Einschätzung. Bei den Babyboomern liegt der Anteil sogar nur bei 20 Prozent.
Gen Z: Uni-Abschluss verliert wegen KI an Bedeutung
Insgesamt wurden 772 US-Bürger mit mindestens einem Associate-Abschluss befragt. Sie sind entweder angestellt oder auf Jobsuche. Die Antworten zeigen eine klare Generationenkluft: Je jünger die Befragten, desto skeptischer sind sie gegenüber der traditionellen akademischen Ausbildung.
Eine Rolle spielt dabei auch der finanzielle Aspekt. Die Studiengebühren in den USA sind in den letzten zwei Jahrzehnten um bis zu 45 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte der Befragten hat Schulden wegen der Ausbildung angehäuft.
Schulden belasten mehr als sie nutzen
Rund 38 Prozent geben an, dass ihre Schulden sie beruflich stärker eingeschränkt haben, als ihnen das Studium genützt hat. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Millennials: 58 Prozent von ihnen haben Kredite aufgenommen, um sich ihre Ausbildung leisten zu können.
Von denjenigen, die mit Schulden ins Berufsleben starten mussten, glauben 41 Prozent, dass sich ihr Studium nicht gelohnt hat.
Mehr Abschlüsse – weniger Vorteile
Ein weiteres Problem ist die sogenannte Akademikerschwemme. Immer mehr Menschen verfügen über einen Hochschulabschluss, während die Anzahl hochqualifizierter Jobs nicht im gleichen Maß wächst.
„Wenn es mehr Menschen mit Uni-Abschluss gibt, aber nicht mehr passende Jobs, werden einige Absolventen in niedrig qualifizierte Positionen gedrängt“, sagt Soziologe Jonathan Horowitz laut Indeed.
Firmen suchen keine Diplome mehr
Auch Unternehmen reagieren. Viele verzichten inzwischen auf die formale Anforderung eines vierjährigen Studiums. Stattdessen zählen Fähigkeiten. Das bekommen vor allem junge Bewerber zu spüren.
„Jeder derzeit auf Indeeds Jobbörse ausgeschriebene Job wird wahrscheinlich in irgendeiner Form von generativer KI und den damit verbundenen Veränderungen betroffen sein“, sagt Linsey Fagan von der Jobplattform Indeed.
Fähigkeiten wichtiger als Titel
Besonders gefragt: Wissen über künstliche Intelligenz. Fagan erklärt: „Damit ein Unternehmen mit KI erfolgreich sein kann, muss jeder einzelne Mitarbeiter ein Grundverständnis von KI und deren Anwendung im Unternehmen haben.“
Dafür investieren viele Firmen inzwischen aktiv in Weiterbildung. „Um das Potenzial von KI wirklich zu erschließen, müssen Unternehmen in ihre Leute investieren, ihnen Schulungen, praktische Erfahrungen und Möglichkeiten bieten, neue Tools in einem unterstützenden Umfeld auszuprobieren“, so Fagan.
Boom bei Online-Kursen zu KI
Die Nachfrage nach Lernangeboten rund um künstliche Intelligenz ist regelrecht explodiert. Die Online-Bildungsplattform O’Reilly verzeichnet eine Verfünffachung der Teilnehmerzahlen in Kursen zu Themen wie Prompt Engineering oder maschinelles Lernen – und das innerhalb eines Jahres.
Mehr als zwei Drittel der Gen Z glauben sogar, sie könnten ihre aktuellen Jobs auch ohne Studium ausüben. Bei den Babyboomern sagen das nur knapp die Hälfte.
Berufliche Chancen ohne Studium
Interessant ist: Zwei von drei Befragten würde es dennoch stören, wenn Kollegen die gleiche Position ganz ohne Studium erreichen. Das zeigt, wie stark der soziale Wert eines Abschlusses trotz aller Zweifel weiterhin ist.
Gleichzeitig wird klar: Für viele Jobs reicht heute der Nachweis praktischer Fähigkeiten. Ein Studienabschluss ist kein Muss mehr – vor allem nicht für Unternehmen, die in Richtung KI gehen.
Fokus auf Denkweise statt Technik
Einige Absolventen berichten dennoch von positiven Erfahrungen. Nico Maggioli, Design-Absolvent aus New York, sagt: „Ich denke, mein Studium hat sich gelohnt – vor allem, weil es darum ging, wie wir denken.“
Seine Dozenten legten weniger Wert auf technische Details, sondern darauf, kreatives Denken zu fördern: „Gerade mit KI ist das heute hilfreich – weil man die Technik gar nicht mehr unbedingt selbst beherrschen muss.“
Universitäten stehen unter Druck
Auch Bildungseinrichtungen spüren den Wandel und müssen sich neu ausrichten. Denn technisches Wissen veraltet schnell. Bildungsexperte Francisco Marmolejo warnt laut Indeed: „Es wäre naiv, das Studium auf einzelne KI-Tools auszurichten – die ändern sich ständig.“
Stattdessen sollten Hochschulen stärker auf Fähigkeiten wie Teamarbeit, kritisches Denken oder Problemlösung setzen – Kompetenzen, die auch in einer von KI dominierten Welt gefragt bleiben.
Kurz zusammengefasst:
- Fast die Hälfte der Gen Z empfindet ihren Uni-Abschluss als nutzlos, weil KI viele akademische Qualifikationen ersetzt.
- Unternehmen fordern immer seltener formale Abschlüsse – gefragt sind stattdessen praktische Fähigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit KI.
- Steigende Studienkosten und hohe Schulden verstärken das Gefühl, dass sich ein klassisches Studium für viele junge Menschen nicht mehr lohnt.
Übrigens: Weil feste Einstiegsjobs knapp sind, weicht die Gen Z zunehmend auf Alternativen wie Start-ups, Praktika oder Freelance-Arbeit aus. Warum klassische Karrieren seltener werden – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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