China dominiert den globalen Markt für Seltene Erden – und der Westen bleibt abhängig
China ist der weltweite Top-Lieferant für Seltene Erden, was jedoch nicht daran liegt, dass sie dort gehäuft vorkommen würden.

Strategischer Hoffnungsträger mit politischem Risiko: Die Seltene-Erden-Mine in Mountain Pass, Kalifornien, © Wikimedia
Fast 90 Prozent aller weltweit verarbeiteten Seltenen Erden stammen aus China – obwohl es Vorkommen auch in anderen Regionen gibt. Staaten wie Australien oder die USA versuchen zwar aufzuholen, doch sie bleiben weit zurück. Die entscheidende Stärke Chinas liegt nicht nur im Rohstoffvorkommen, sondern vor allem in der Verarbeitungstechnologie, wie der Standard berichtet.
„Seltene Erden“ – ein irreführender Name
Als Seltene Erden wird eine Gruppe von 17 chemischen Elementen bezeichnet, die in der heutigen Hightech-Industrie eine wichtige Rolle spielen. Der Begriff geht auf eine historische Bezeichnung zurück: Die Metalle wurden ursprünglich aus seltenen Mineralien isoliert, deren Oxide man früher als „Erden“ bezeichnete. Eigentlich lautet die richtige Bezeichnung also “Metalle der Seltenen Erden”. Tatsächlich kommen manche dieser Elemente häufiger vor als Kupfer oder Blei.
Obwohl Seltene Erden also gar nicht so selten sind, bleibt China der wichtigste Lieferant auf dem Markt – weil man dort früher, gezielter und konsequenter investiert hat.
China erschloss den Markt bereits früh und baute Dominanz auf
China sicherte sich das Quasi-Monopol durch gezielte staatliche Förderung. Bereits in den 1990er-Jahren subventionierte die Regierung Abbau und Aufbereitung der Metalle. Damit konnte sie den Weltmarkt mit günstigen Preisen überfluten. Der Professor für Geologie und Lagerstättenlehre Frank Melcher erklärt laut Standard: „China hat damals erkannt, wie wichtig Seltene Erden bald werden würden.“ Der Abbau wurde zur Priorität erklärt. Das zahlte sich aus – während andere Länder noch planen, dominiert China längst den Weltmarkt.
Seltene Erden wie Neodym oder Dysprosium spielen eine zentrale Rolle in der Energiewende. Sie stecken in Windkraftanlagen, E-Autos und LED-Bildschirmen. Auch Solarzellen, Batterien und Halbleiter sind auf diese Metalle angewiesen. Heute kontrolliert China nicht nur große Lagerstätten, sondern auch den Großteil der Produktionskapazitäten.
Somit besitzt China einen strategischen Vorteil. Politisch setzt es diesen auch ein – etwa 2010, als das Land mit Japan in einen Streit um Fischereirechte verwickelt war, oder zuletzt als Reaktion auf US-Zölle.
Zollstreit verschärft die Lage auf dem Weltmarkt
Jüngste Entwicklungen zeigen, wie angespannt die Lage bleibt: Das US-Unternehmen MP Materials, Betreiber der einzigen aktiven Seltene-Erden-Mine in den Vereinigten Staaten, hat seine Lieferungen nach China eingestellt – als Reaktion auf neue chinesische Strafzölle.
Die Erze aus Mountain Pass wurden bislang größtenteils nach China exportiert, wo sie weiterverarbeitet wurden. Diese Abhängigkeit wird nun zum Risiko. „Der Verkauf unserer kritischen Materialien unter solchen Bedingungen ist weder wirtschaftlich sinnvoll noch im nationalen Interesse“, heißt es von MP laut Reuters.
Umweltauflagen und Preisdruck stoppen Konkurrenz
Früher galt die Lagerstätte in Kalifornien als Hoffnungsträger. Doch nach einem Umweltunfall mit radioaktivem Abwasser kam der Abbau zum Erliegen. Neue Auflagen machten den Betrieb unwirtschaftlich. Heute läuft die Produktion zwar wieder, erreicht aber nur einen Bruchteil dessen, was chinesische Minen liefern. China blieb als Anbieter konkurrenzlos.
Auch Länder wie Australien versuchen, eigene Kapazitäten aufzubauen. Doch selbst dort sind Unternehmen auf Technologie aus China angewiesen. Das betrifft besonders die Trennung der Metalle – ein hochkomplexer chemischer Prozess. Diese Verfahren haben sich in China über Jahrzehnte weiterentwickelt und sind andernorts kaum verfügbar. Investoren halten sich wegen hoher Kosten und geringer Gewinne zurück.
Die größte Hürde bleibt allerdings der Preis. Damit sich ein neues Projekt lohnt, müsste der Marktpreis für Seltene Erden doppelt so hoch sein, schätzt Melcher. Doch China kann günstiger produzieren – auch unter der wirtschaftlichen Schmerzgrenze. Das schreckt Investoren ab. So bleibt der globale Markt von China abhängig.
Vorkommen in Deutschland nicht relevant
Auch in Deutschland wurden Vorkommen Seltener Erden entdeckt – etwa im sächsischen Storkwitz, wo laut Faszination Rohstoffe bereits zu DDR-Zeiten größere Mengen identifiziert wurden. Spätere Untersuchungen bestätigten zwar das Potenzial, doch der Metallgehalt lag unter einem halben Prozent – zu wenig für einen wirtschaftlich tragfähigen Abbau.
Ähnliche Ergebnisse gab es auch in Bayern, wo zwar zahlreiche Fundorte dokumentiert wurden, die geförderten Mengen jedoch weit hinter dem industriellen Bedarf zurückblieben. Angesichts hoher Umweltauflagen, geringer Konzentrationen und der dominierenden Marktposition Chinas sehen Experten derzeit kaum Chancen für eine eigenständige Versorgung aus deutschen Lagerstätten.
Recycling als strategische Option
Ein wachsendes Augenmerk gilt daher dem Recycling. In Deutschland fallen jährlich laut dem Statistischen Bundesamt mehr als zehn Kilogramm Elektroschrott pro Kopf an – viele Altgeräte enthalten Seltene Erden in nennenswerter Menge. Doch bislang wird nur ein Bruchteil dieser Rohstoffe tatsächlich zurückgewonnen.
Hier sehen Fachleute einen zentralen Hebel, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und Ressourcen nachhaltiger zu nutzen. Fortschritte in der Rückgewinnungstechnik könnten mittelfristig zur Versorgungssicherheit beitragen – politisch wie wirtschaftlich ein zunehmend relevantes Ziel.
Kurz zusammengefasst:
- China verarbeitet fast 90 Prozent der weltweit geförderten Seltenen Erden und dominiert dadurch den Weltmarkt.
- Der Vorsprung Chinas entstand durch frühe Investitionen, staatliche Subventionen und niedrige Preise.
- Andere Länder scheitern am Preisdruck, an Umweltauflagen und an der fehlenden Technologie zur Weiterverarbeitung.
Bild: © Tmy350 unter Wikimedia unter CC BY-SA 4.0