Erfolg beginnt zu Hause: Warum Eltern beim Puzzeln die Zukunft ihrer Kinder beeinflussen
Langfristiger Erfolg entsteht durch Ausdauer – Eltern können durch gezieltes Verhalten den Grundstein für diese wichtige Fähigkeit legen.
Wie können Kinder lernen, nicht aufzugeben, wenn es schwierig wird? Laut Wissenschaft spielt dabei eine Eigenschaft namens „Grit“ eine zentrale Rolle. Die Mischung aus Leidenschaft und Ausdauer hilft, langfristige Ziele zu verfolgen – und Eltern können diese Fähigkeit gezielt fördern. Sogar einfache Tätigkeiten wie das Zusammensetzen eines Puzzles können den Grundstein für Erfolg legen.
Die Art und Weise, wie Eltern ihr Kind beim Lernen begleiten, hat großen Einfluss. Christian Thiele, Experte für Positive Psychologie, erklärt laut Frankfurter Rundschau:
Wann Eltern bei einer Aufgabe helfen, sagt viel darüber aus, wie sie Durchhaltevermögen fördern.
Christian Thiele
Wer zu früh eingreift, nimmt dem Kind die Möglichkeit, selbstständig Lösungen zu finden und an Herausforderungen zu wachsen. Genau diese Selbstständigkeit ist für die Entwicklung von „Grit“ entscheidend.
Erfolg beginnt beim richtigen Lob
Angela Duckworth, Neurowissenschaftlerin an der University of Pennsylvania, prägte den Begriff „Grit“ und sieht darin den Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben. In einem bekannten Vortrag erzählte sie, wie sie entdeckte, dass Erfolg nicht allein von Intelligenz abhängt, sondern vor allem von der Fähigkeit, an einer Sache dranzubleiben – auch bei Rückschlägen.
Doch wie können Eltern ihren Kindern „Grit“ beibringen?
Loben Sie den Prozess, nicht das Ergebnis.
Christian Thiele
Wenn Eltern nicht nur die perfekte Aufführung eines Klavierstücks feiern, sondern den Weg dorthin – das Üben, die Ausdauer und Geduld –, lernen Kinder, dass Anstrengung wichtig ist. Kinder sollten außerdem erkennen, dass Fehler ein Teil des Lernens sind. Thiele veranschaulicht das mit einer Metapher: „Das Gehirn ist wie Knetgummi – es lässt sich formen, wenn man dranbleibt.“ Diese Haltung, auch als „Wachstums-Mindset“ bekannt, legt bei Kindern die Grundlage für langfristigen Erfolg.
Motivation statt Druck
Eltern stehen oft vor der Herausforderung, ihre Kinder für Aktivitäten wie Klavierspielen zu begeistern, ohne sie zu überfordern. Kinder verlieren schnell das Interesse, wenn etwas anstrengend wird. Thiele betont: „Es ist ein schmaler Grat zwischen Motivation und zu viel Druck.“ Statt ihre Kinder zu zwingen, sollten Eltern vielmehr Geduld zeigen und die Freude am Lernen fördern.
Wenn „Grit“ zur Belastung wird
Trotz aller Vorteile warnt Thiele auch vor den Schattenseiten von „Grit“. „Ich sehe oft, dass Menschen so auf Erfolg fixiert sind, dass sie sich selbst keine Pausen erlauben“, sagt er. Besonders im Home-Office habe er beobachtet, dass viele unter Dauerstress stehen, weil sie versuchen, alles perfekt zu erledigen. Überlastung kann die Folge sein, wenn das Streben nach Erfolg zu weit geht.
Ein weiteres Problem sieht Thiele darin, dass die Vorstellung „Mit genug ‚Grit‘ kann jeder alles erreichen“ oft äußere Faktoren ausblendet. Nicht jeder hat die gleichen Startvoraussetzungen. Kinder aus weniger privilegierten Familien brauchen nicht nur mehr Durchhaltevermögen, sondern stoßen oft auch auf Hindernisse, die sie allein nicht überwinden können. Laut Thiele ist es wichtig, diese Unterschiede zu erkennen, um Kinder realistisch zu fördern.
Kurz zusammengefasst:
- „Grit“ beschreibt die Fähigkeit, langfristige Ziele mit Leidenschaft und Ausdauer zu verfolgen, und kann durch gezielte Förderung, wie das Lob für den Lernprozess statt nur für Ergebnisse, bei Kindern entwickelt werden.
- Eltern sollten ihre Kinder eigenständig Herausforderungen meistern lassen, da dies Selbstständigkeit fördert, die essenziell für die Entwicklung von Durchhaltevermögen ist.
- Obwohl „Grit“ wichtig ist, warnen Experten vor Überlastung und der Vernachlässigung sozialer Startbedingungen, die den Erfolg ebenfalls stark beeinflussen.
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