Die dunkle Seite der Empathie: Der Einfluss emotionaler Kontrolle auf unsere Beziehungen 

Emotionale Überwachung stellt die dunkle Seite des Mitgefühls dar und kann bewirken, dass man die eigenen Bedürfnisse und Emotionen außer Acht lässt. 

Hände

Emotionale Überwachung ist die Schattenseite der Empathie. © Vecteezy

In einer Welt, in der die Fähigkeit, Mitgefühl zu zeigen, oft als Tugend gepriesen wird, hebt eine aktuelle Diskussion ein weniger bekanntes Phänomen hervor: die emotionale Überwachung.

Dieses Konzept beschreibt die ständige Beobachtung und Analyse der Gefühle anderer, oft auf Kosten der eigenen emotionalen Bedürfnisse und Gesundheit.

Emotionale Überwachung: Mehr als nur Empathie 

Das ständige Bestreben, den emotionalen Zustand von Menschen im eigenen Umfeld zu überprüfen und zu regulieren, kennzeichnet die emotionale Überwachung. Dieses Verhalten, oft veranlasst durch die Angst, jemand könnte verärgert sein oder sich unwohl fühlen, zielt darauf ab, Konflikte zu vermeiden und Harmonie zu wahren. Allerdings führt diese permanente Aufmerksamkeit für die Befindlichkeiten anderer dazu, dass die eigenen Emotionen und Bedürfnisse vernachlässigt werden. Das Phänomen tritt besonders bei Personen auf, die in ihrer Kindheit lernen mussten, mit der Unberechenbarkeit und den emotionalen Ausbrüchen eines Elternteils umzugehen. 

Zwischen Anpassung und Autonomieverlust 

Die emotionale Überwachung kann in verschiedenen Formen auftreten: vom fortwährenden Erfragen des Wohlbefindens bis hin zur intensiven Beschäftigung mit den Stimmungsschwankungen anderer. Dabei glauben Betroffene oft, dass es ihre Aufgabe sei, für ständige Aufheiterung zu sorgen. Sie neigen dazu, soziale Interaktionen immer wieder durchzugehen, um sicherzustellen, dass kein Konfliktpotenzial entstanden ist. Diese Verhaltensweisen können zu Erschöpfung, Angst und einem Verlust des Gefühls für die eigenen Bedürfnisse führen. 

Ursprünge und Folgen 

Viele, die sich in der emotionalen Überwachung wiederfinden, haben bereits in der Kindheit gelernt, ihre eigenen Gefühle zu unterdrücken, um die Launen eines Elternteils nicht zu provozieren. Diese Anpassungsstrategie führt im Erwachsenenalter dazu, dass es schwerfällt, eigene Bedürfnisse zu identifizieren und authentisch in Beziehungen zu agieren.  

Bewusster Umgang als Lösung 

Um aus dem Zyklus der emotionalen Überwachung auszubrechen, ist es entscheidend, sich der eigenen Verhaltensmuster bewusst zu werden und aktiv die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkunden. Dieser Prozess beinhaltet auch die Akzeptanz, dass man nicht alle Emotionen „reparieren“ muss und dass es gesund ist, anderen ihren emotionalen Freiraum zu lassen. Das Ziel ist, ein Gleichgewicht zu finden, in dem Empathie nicht einhergeht mit dem Verlust der eigenen emotionalen Gesundheit.

Das solltest du dir merken:  

  • Emotionale Überwachung beschreibt das Verhalten, ständig die Gefühle anderer zu kontrollieren und zu regulieren. Das passiert oft auf Kosten der eigenen emotionalen Bedürfnisse, was zu Erschöpfung und Angst führen kann. 
  • Dieses Phänomen entsteht häufig als Anpassungsstrategie in der Kindheit, um mit dem unvorhersehbaren Verhalten von Elternteilen umzugehen. Im Erwachsenenalter kann die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erkennen und authentisch zu interagieren, eingeschränkt sein.  
  • Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es wichtig, sich der eigenen Verhaltensmuster bewusst zu werden. Außerdem muss man die eigenen Emotionen aktiv reflektieren und anderen ihren emotionalen Freiraum lassen. 

Bild: © Vecteezy 

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