„Geld schadet meiner Glaubwürdigkeit“ – Longevity-Star ist drauf und dran, seine Anti-Aging-Firma aufgeben
Bryan Johnson investiert Millionen in Langlebigkeit – jetzt erwägt er, seine Anti-Aging-Firma zu verkaufen oder ganz aufzugeben.

Mit Disziplin und Hightech versucht Bryan Johnson, dem Altern ein Schnippchen zu schlagen – und denkt das Undenkbare: ein Leben, das nie endet. © Wikimedia
Die Idee, für immer zu leben, treibt ihn an – doch die Realität holt ihn ein. Bryan Johnson, Millionär, Ex-Tech-Unternehmer und Anti-Aging-Pionier, investiert jährlich rund 1,7 Millionen Euro in medizinische Tests, Nahrungsergänzungsmittel und Schlafoptimierung, um den eigenen Tod so weit wie möglich hinauszuzögern – vielleicht sogar für immer. Dafür hat er zahlreiche Eingriffe über sich ergehen lassen und unzählige Tabletten geschluckt.
Nun denkt der 47-jährige Ex-Mormone laut über das Ende seiner Firma Blueprint nach. Der Grund: Die Gleichzeitigkeit von Geschäft und persönlicher Überzeugung sei kaum noch zu vereinbaren. „Ehrlich gesagt bin ich kurz davor, es entweder zu schließen oder zu verkaufen“, sagte er im Interview mit dem Magazin Wired.
Bryan Johnsons Anti-Aging-Firma hat sich auf Produkte rund um Langlebigkeit spezialisiert – darunter Nahrungsergänzungsmittel, ein Testkit zur biologischen Altersbestimmung und ein Kaffee-Ersatz aus Pilzen. Laut Johnson operiert das Unternehmen kostendeckend, nicht gewinnorientiert. Trotzdem bezeichnet er es als „pain-in-the-ass company“.
Bryan Johnson will für immer leben – getrieben von Kontrolle und Selbstoptimierung
Johnson verkauft nicht nur Produkte – er lebt seinen eigenen Lifestyle radikal vor. Sein Alltag beginnt gegen 4:30 Uhr. Nach dem Aufstehen misst er sofort seine Körpertemperatur, bringt Licht in seine Augen und bereitet sich auf ein ausgeklügeltes Programm vor: Sport, Sauerstofftherapie, Lichttherapie, Scans, Nahrungsergänzungsmittel. Essen? Nur pflanzlich, nur vormittags – „eine Funktion, kein Genuss“.
Er richtet sein ganzes Leben nach Schlaf und Gesundheit aus. „Ich habe mein ganzes Dasein um den Schlaf gebaut“, sagt Johnson. Acht Stunden und 34 Minuten pro Nacht, bei 94 Prozent Effizienz. Seine Körpertemperatur hat sich laut eigenen Angaben über vier Jahre um 2,2 Grad Celsius gesenkt. Er glaubt: „Weniger Temperatur bedeutet mehr Lebensdauer.“
Bryan Johnson: „Ich brauche das Geld nicht“ – Anti-Aging-Firma verliert an Bedeutung
Das Unternehmen Blueprint entstand aus einem persönlichen Bedürfnis. Johnson wollte für sich und Freunde Produkte herstellen, denen er vertrauen konnte – zum Selbstkostenpreis. Doch die Philosophie, die dahintersteht, geht für ihn mittlerweile über den wirtschaftlichen Aspekt hinaus. „Die Leute sehen das Geschäft und glauben, ich will Geld machen. Das schmälert meine Glaubwürdigkeit“, erklärt er. Deshalb denkt er über einen Verkauf nach.
Johnson betont: „Ich brauche das Geld nicht.“ Vielmehr gehe es ihm darum, mit der Bewegung Don’t Die eine neue globale Idee zu etablieren – eine Mischung aus Ideologie, Philosophie und Religion, die sich der Existenz selbst widmet.
KI, Religion und der Wunsch nach Unsterblichkeit
Johnson glaubt fest an die Verschmelzung von Mensch und Technologie. Schon heute habe er eine rudimentäre „Bryan AI“ erschaffen, die alles von ihm Gesagte gespeichert habe. Ziel sei es, mit Hilfe künstlicher Intelligenz und technischer Optimierung die menschliche Lebensspanne drastisch zu verlängern – vielleicht sogar über den Tod hinaus. Im Gespräch mit der Wired-Journalistin Katie Drummond antwortet Johnson auf die einfache Frage, ob er als Mensch eines Tages sterben wird, mit nur einem Wort: „Falsch.“
„Jetzt ist die echte Möglichkeit da, unsere Lebensspanne bis zu einem unbekannten Horizont zu verlängern“, so Johnson. „Die neue Antwort auf Existenz ist: Existenz selbst ist die höchste Tugend.“
Ruhm statt Reichtum – und ein Blick in das Jahr 2500
Seine größte Motivation? Nicht Geld, sondern Wirkung. „Wenn ich zwischen Ruhm und einer Milliarde Dollar wählen müsste, würde ich 100 von 100-mal Ruhm wählen“, sagt Johnson. Und seine Hoffnung richtet sich auf die Zukunft: „Ich will, dass die Menschen im 25. Jahrhundert sagen: ‚Wir sind dankbar, dass da einer war, der versucht hat, das Ganze zusammenzubringen.‘“
Kurz zusammengefasst:
- Bryan Johnson investiert jährlich rund 1,7 Millionen Euro in sein Longevity-Programm und lebt streng nach Gesundheits- und Technologieroutinen, um dem Tod zu entkommen.
- Die Anti-Aging-Firma Blueprint macht keinen Gewinn – doch für Bryan Johnson zählt inzwischen mehr die Idee seiner Bewegung „Don’t Die“ als das Geschäft.
- Johnson sieht in Künstlicher Intelligenz und biologischer Selbstkontrolle die Chance auf ein längeres Leben.
Übrigens: Auch andere Tech-Milliardäre träumen vom ewigen Leben – ob auf dem Mars, in der Cloud oder durch KI. Ihre Zukunftsvisionen klingen verführerisch, doch sie gefährden die demokratische Kontrolle und verstärken soziale Ungleichheit. Mehr dazu in unserem Artikel.