USA: Wenn gesunde Ernährung zum Luxus wird – und warum das auch Deutschland betrifft
Hohe Preise und fehlendes Wissen erschweren in den USA gesunde Ernährung – eine Entwicklung, die sich auch in Deutschland abzeichnet.

Zögern zwischen Tiefkühlpizza und frischem Gemüse – in den USA geben 69 Prozent an, dass gesunde Ernährung zu teuer geworden ist. © Pexels
Wer heute einkauft, spürt es im Portemonnaie: Gesund essen kostet. In den USA berichten laut Pew Research Center neun von zehn Menschen, dass Ernährung mit Obst, Gemüse und anderen gesunden Lebensmitteln teurer geworden ist. Fast 70 Prozent sagen, dass sie sich deshalb nicht mehr so ernähren können, wie sie es eigentlich sollten. Besonders betroffen sind Haushalte mit kleinem Budget. Doch selbst die Mittelschicht kämpft inzwischen mit der Rechnung an der Supermarktkasse.
Viele schätzen ihre Ernährung besser ein, als sie ist
Ein Blick über den Atlantik zeigt, wie eng Geld und Gesundheit miteinander verknüpft sind. In den USA mehren sich die Warnzeichen. Und auch in deutschen Supermärkten steigen die Preise. Wer knapp kalkulieren muss, spart oft beim Falschen: beim frischen Gemüse, beim hochwertigen Eiweiß, bei den Vollkornprodukten.
In den USA stirbt jedes Jahr mehr als eine Million Menschen an Krankheiten, die mit schlechter Ernährung zusammenhängen: Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt. Trotzdem halten sich viele für „halbwegs gesund“ ernährt. Laut der Umfrage sagen das 60 Prozent der Befragten. Doch Ernährungsexperten zweifeln an dieser Selbsteinschätzung. Denn wer sich kaum mit Nährstoffen, Zutatenlisten oder Portionsgrößen beschäftigt, trifft oft unbewusst die falschen Entscheidungen.
„Wir würden auch nicht akzeptieren, dass jemand seinen Blutdruck selbst schätzt“, sagt Ernährungsspezialist David Katz. „Warum also bei der Ernährung?“ Sein Appell: mehr Wissen, weniger Irrglaube.
Wenn man auf schnell und einfach setzt
Wer selbst kocht, isst meist besser. Das zeigt sich deutlich in den Daten: Menschen, die täglich frisch kochen, bewerten ihre Ernährung häufiger als „sehr gesund“. Bei jenen, die auf Lieferdienste setzen, liegt der Wert bei nur 12 Prozent. Das Problem: Zeit, Energie und oft auch Motivation fehlen, vor allem in Familien mit kleinem Einkommen oder bei Menschen mit mehreren Jobs.
Zugleich steigen die Verkaufszahlen bei Fertiggerichten und Snacks. Was schnell geht, kommt gut an. Doch diese Produkte enthalten oft Zucker, Fett, Salz und viele Zusatzstoffe. In den USA gelten inzwischen 70 Prozent der Lebensmittel als hochverarbeitet.
Fertigprodukte erobern die Teller – auch bei uns
In deutschen Supermärkten zeigt sich ein ähnlicher Trend: Günstige Tiefkühlpizzen, aromatisierte Joghurts und abgepackte Sandwiches verdrängen das selbst gekochte Mittagessen. Wer wenig verdient oder wenig Zeit hat, greift oft genau zu diesen Produkten, weil sie schnell, billig und sättigend sind. Doch gesundheitlich zahlen viele einen hohen Preis.
Besonders kritisch: Wenn zu den hohen Preisen auch noch mangelndes Wissen kommt. In den USA sagten nur 49 Prozent der Menschen, sie seien sich „sehr sicher“, welche Lebensmittel gesund für sie seien. Der Zusammenhang ist klar: Wer sich auskennt, isst bewusster und bewertet die eigene Ernährung auch realistischer.
Wer Ernährung versteht, lebt gesünder und gezielter
Auch in Deutschland fehlt es an Ernährungsbildung und das beginnt schon in der Schule. Viele Kinder wachsen auf, ohne je selbst ein Gericht zubereitet zu haben. Wer dann im Erwachsenenalter zwischen Fertiggerichten und angeblich „gesunden“ Proteinriegeln steht, entscheidet oft nach Gefühl oder nach Werbung.
Die Daten aus den USA sind ein Warnsignal: Preis, Zugang und Wissen sind entscheidend dafür, wie Menschen sich ernähren. In einer Zeit, in der jedes Kilogramm Tomaten überlegt sein will, braucht es einfache Antworten, mehr Bildung und politische Lösungen. Sonst wird das tägliche Essen für viele zur Belastung – gesundheitlich und finanziell.
Kurz zusammengefasst:
- In den USA sagen 69 Prozent der Menschen, dass sie sich wegen steigender Preise keine gesunde Ernährung mehr leisten können, besonders betroffen sind Geringverdiener.
- Wer täglich selbst kocht, isst meist gesünder; wer wenig Zeit oder Wissen hat, greift häufiger zu Fertigprodukten mit negativen Folgen für die Gesundheit.
- Auch in Deutschland steigen die Preise und es fehlt an Ernährungsbildung – eine ähnliche Entwicklung wie in den USA ist absehbar.
Übrigens: Schon nach drei Tagen können sich negative Auswirkungen von schlechtem Essen zeigen, vor allem im Gehirn älterer Menschen. Eine neue Studie aus den USA belegt, dass fettreiches Essen bei älteren Ratten sofort Gedächtnisprobleme und Entzündungen auslöst. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels