Weniger Arbeit, mehr Freizeit: Warum viele Deutsche auf Gehalt verzichten würden
Über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer möchte weniger arbeiten. Der Fachkräftemangel verschärft die Lage.
Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland will ihre Arbeitszeit verkürzen. Das zeigt eine Umfrage des Karrierenetzwerks Xing. 34 Prozent der Befragten sind sogar bereit, auf Gehalt zu verzichten, um dafür mehr Urlaubstage zu erhalten. Ein Drittel will sich „freikaufen“ und weniger arbeiten.
Viele Beschäftigte spüren den Fachkräftemangel in ihren Unternehmen. 40 Prozent der Firmen berichten von Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Rund 30 Prozent der Arbeitnehmer klagen laut FAZ über eine erhöhte Arbeitsbelastung und schlechte Arbeitsatmosphäre.
Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rechnet damit, dass Deutschland bis 2035 rund 7 Millionen Arbeitskräfte verliert. Grund dafür ist die demographische Entwicklung. Die staatliche Förderbank KfW warnt: Ohne Gegenmaßnahmen droht Deutschland eine Ära des stagnierenden oder schrumpfenden Wohlstands.
Trotz des drohenden Arbeitskräftemangels lehnen rund 60 Prozent der Arbeitnehmer es ab, mehr zu arbeiten, um dem entgegenzuwirken. Vor allem ältere Generationen wie die „Babyboomer“ und „Gen X“ sehen keinen Bedarf für Mehrarbeit. 63 Prozent von ihnen geben an, dass sie keine zusätzlichen Stunden leisten wollen. Jüngere Generationen wie „Millennials“ und „Gen Z“ stehen dem Thema offener gegenüber. Mehr als die Hälfte der jüngeren Generationen hält Mehrarbeit für notwendig, um den Fachkräftemangel abzufedern.
Finanzielle Anreize könnten Mehrarbeit fördern
Einige Arbeitnehmer sind bereit, für finanzielle Anreize mehr zu arbeiten. Laut der Umfrage motivieren Bonuszahlungen, höhere Gehälter oder zusätzliche Urlaubstage zu mehr Stunden. „Diese Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte in Deutschland weniger denn je bereit sind, ihr Privatleben für den Job zu opfern, es sei denn, die Bedingungen stimmen“, sagt Thomas Kindler, Geschäftsführer von Xing.
Die Umfrage zeigt auch klare Unterschiede zwischen den Generationen: 49 Prozent der Befragten aus allen Altersgruppen möchten ihre Arbeitszeit reduzieren. Vor allem die jüngeren Generationen wie die „Gen Z“ (53 Prozent) und die „Millennials“ (50 Prozent) wünschen sich kürzere Arbeitszeiten. Nur 37 Prozent der „Babyboomer“ wollen weniger arbeiten.
Deutschland arbeitet weniger als der europäische Durchschnitt
Trotz dieser Forderungen liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland bei 34,4 Stunden und damit unter dem europäischen Durchschnitt von 36,9 Stunden. Dennoch wollen viele Beschäftigte ihre Arbeitszeit weiter reduzieren. Nur neun Prozent der Befragten wünschen sich mehr Arbeitsstunden.
Auch in Bezug auf die Work-Life-Balance zeigt die Umfrage interessante Ergebnisse: Männer sind zufriedener mit dem Verhältnis von Arbeit und Freizeit als Frauen. 55 Prozent der Männer berichten von einer guten Balance, während bei den Frauen nur 49 Prozent zufrieden sind.
Was du dir merken solltest:
- Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland möchten ihre Arbeitszeit reduzieren, wobei ein Drittel sogar bereit ist, auf Gehalt zu verzichten, um mehr Urlaubstage zu erhalten.
- Der Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen, da bis 2035 ein Verlust von rund 7 Millionen Arbeitskräften durch den demografischen Wandel erwartet wird, was den Fachkräftemangel verschärft.
- Trotz des drohenden Arbeitskräftemangels lehnen 60 Prozent der Arbeitnehmer zusätzliche Arbeitsstunden ab, wobei vor allem ältere Generationen weniger bereit sind, mehr zu arbeiten, während jüngere Generationen offener für Mehrarbeit sind.
Bild: © Unsplash
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