Carsten Maschmeyer: Vom Vertriebsguru zum Verfechter von Work-Life-Balance

Carsten Maschmeyer plädiert für eine Vier-Tage-Woche und betont die Wichtigkeit von Work-Life-Balance. Woher kommt der Sinneswandel?

Carsten Maschmeyer

Vom „alten“ Maschmeyer hätte man solch Worte vermutlich weniger erwartet – woher kommt dieser Sinneswandel? © Wikimedia Commons

Carsten Maschmeyer, früher Chef des Finanzvertriebs AWD, heute Start-up-Investor, hat seine Arbeitsphilosophie radikal verändert. Das alte Image des knallharten Geschäftsmannes weicht heute der Fürsprache einer Vier-Tage-Woche und Plädoyers für das Home-Office sowie einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Maschmeyer, dessen Vermögen auf über eine Milliarde Euro geschätzt wird, spricht sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung für einen humaneren Umgang mit Arbeitskräften aus und warnt vor den Gefahren der Überarbeitung.

Maschmeyer erinnert sich an die Zeiten, als er den harten Arbeitsalltag selbst lebte und wie dieser ihm fast zum Verhängnis wurde. Vor etwa 17 Jahren litt er unter einem Burn-out, dessen Hauptsymptom Schlaflosigkeit war. Eine Fehlbehandlung mit Benzodiazepinen führte zu einer Abhängigkeit und verstärkten Depressionen. Erst eine Therapie brachte Besserung und die Einsicht, dass auch mit weniger Einsatz gute Ergebnisse möglich sind. „Ich hätte vielleicht noch bessere Ideen und Lösungen gehabt und wäre gelassener gewesen“, sagt Maschmeyer über die Möglichkeit einer moderateren Arbeitsweise.

Wandel in der Führungskultur

Maschmeyer, der mit der Schauspielerin Veronica Ferres verheiratet ist, vertritt einen motivierenden Führungsstil und setzt auf Anreize statt auf Tadel. Diese Philosophie überträgt er auch auf die Start-ups, in die er investiert. Gründern rät er, auch Pausen einzulegen und sich fortzubilden, anstatt unentwegt zu arbeiten. „Man muss da ein bisschen auf die Gründer aufpassen und auch mal eine Pause verordnen“, betont er.

Die Bedeutung von Work-Life-Balance

Die moderne Arbeitswelt und die Ansprüche der jüngeren Generationen an sinnstiftende Tätigkeiten sind für Maschmeyer wichtige Themen. Er kritisiert, dass viele Unternehmen noch immer auf veraltete Arbeitsmodelle setzen und zu wenig Flexibilität bieten. Maschmeyer unterstützt die Idee einer Vier-Tage-Woche und sieht darin eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Mir ist eine Vier-Tage-Woche lieber als eine Null-Tage-Woche“, sagt er und verweist darauf, dass bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Vergütung essenziell sind.

Auswirkungen auf die Gesellschaft

Das deutsche Bildungs- und Betreuungssystem sieht Maschmeyer ebenfalls kritisch. Er fordert mehr Ganztagsschulen und eine bessere Kinderbetreuung, um berufstätige Eltern zu entlasten. Diese Defizite sieht er als eine Hauptursache für den Fachkräftemangel in Deutschland. Maschmeyer, der selbst als Kind wenig Betreuung erfahren hat, weiß um die Bedeutung guter Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Kindern und die Berufstätigkeit von Eltern.

Was du dir merken solltest:

  • Carsten Maschmeyer, einstiger Chef des Finanzvertriebs AWD und heute als Start-up-Investor tätig, hat seine Arbeitsphilosophie grundlegend gewandelt. Er setzt sich nun für eine Vier-Tage-Woche, Home-Office und eine verbesserte Work-Life-Balance ein.
  • Durch eigene negative Erfahrungen mit Überarbeitung und Burn-out, die zu einer Abhängigkeit von Medikamenten führten, plädiert Maschmeyer für einen humaneren Umgang mit Arbeitskräften und betont die Bedeutung von Pausen sowie einer moderaten Arbeitsweise.
  • Maschmeyer kritisiert das deutsche Bildungs- und Betreuungssystem und fordert bessere Rahmenbedingungen für die Betreuung von Kindern und eine Entlastung berufstätiger Eltern, um den Fachkräftemangel effektiv zu bekämpfen.

Übrigens: In Deutschland rückt die Debatte über reduzierte Arbeitszeiten verstärkt in den Fokus. Insbesondere setzen sich Gewerkschaften für die Einführung einer Vier-Tage-Woche ein. Sie sehen darin ein wegweisendes Konzept, das dazu beitragen könnte, den Arbeitsmarkt den wandelnden sozialen und demografischen Herausforderungen anzupassen. Aber es gibt auch die gegenteilige Meinung. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Office Veronica Ferres via Wikimedia unter CC3-Lizenz

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