Video-Trick und Fake-Überstunden: Dreister Betrug im Homeoffice

Betrug im Homeoffice: Mitarbeiter verwenden technische Hilfsmittel, um ihre Arbeitsleistung vorzutäuschen.

pexels-shvetsa-4226140

Um ihre Anwesenheit vorzutäuschen, verwenden Mitarbeiter Apps, die ihre Teilnahme an virtuellen Konferenzen simulieren. © Pexels

Dreister Betrug im Homeoffice beschäftigt viele Unternehmen in den USA. Die US-Großbank Wells Fargo in San Francisco erklärte, mehr als ein Dutzend Beschäftigte hätten vorgetäuscht, auf der Tastatur ihres Dienstrechners zu tippen, obwohl sie tatsächlich nicht arbeiteten. Die Bank entließ die verdächtigten Angestellten sofort. Ein Sprecher der Bank betonte laut WELT: „Wells Fargo stellt an seine Mitarbeiter höchste Ansprüche und duldet kein unethisches Verhalten.“

Enthüllungen wie diese entfachen in den USA eine neue Diskussion über das Homeoffice. Unternehmen zweifeln zunehmend an der Effektivität der Heimarbeit. Einige beordern ihre Mitarbeiter zurück ins Büro und schränken die Homeoffice-Regeln ein. Andere überwachen ihre Beschäftigten intensiv.

US-Unternehmen überwachen Mitarbeiter

Eine Umfrage der US-Marktforschungsfirma The Harris Poll zeigt, dass 38 Prozent der 28- bis 43-Jährigen bewusst die Computermaus bewegen, um in Büroprogrammen als anwesend zu erscheinen. Fast genauso viele verschicken automatisierte Nachrichten nach Feierabend, um Überstunden vorzugaukeln. Während der Corona-Pandemie kamen viele Helfer auf den Markt, darunter elektrische Mausbeweger, sogenannte Jiggler. Diese Geräte simulieren durch kleine Motoren Mausbewegungen und kosten weniger als 20 Euro.

Auch Software wird genutzt, um Arbeit vorzutäuschen. Mit bestimmten Programmen lassen sich Tastatureingaben automatisieren. Eine App namens Beulr simuliert sogar die Teilnahme an virtuellen Konferenzen, indem sie vorab aufgezeichnete Videos der Nutzer abspielt. Mehr als 90.000 Menschen sollen diese Software heruntergeladen haben.

Rechtsanwälte warnen vor Konsequenzen

Philipp Byers, Fachanwalt für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Dentons, betonte, dass Arbeitnehmer in solchen Fällen sowohl in den USA als auch in Deutschland mit Konsequenzen rechnen müssen. Byers sagte: „Täuscht der Mitarbeiter eine Anwesenheit mit einem technischen Hilfsmittel wie dem Jiggler am heimischen Arbeitsplatz vor, stellt das einen Arbeitszeitbetrug und damit einen arbeitsvertraglichen Pflichtverstoß dar.“ Eine Abmahnung oder sogar eine fristlose Kündigung könnten folgen.

Im Homeoffice fällt es Unternehmen jedoch schwer, den Betrug nachzuweisen, bzw. dass ein Mitarbeiter tatsächlich nicht gearbeitet hat. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) setzt enge rechtliche Grenzen für die Überwachung von Mitarbeitern im Homeoffice. In den USA hingegen sind die datenschutzrechtlichen Gesetze oft liberaler, was Unternehmen umfangreichere Kontrollen ermöglicht. Programme wie Veriato oder CleverControl werden verwendet, um sämtliche Aktivitäten der Mitarbeiter zu überwachen.

Prominente Fälle von Überwachung

Weltweit gibt es prominente Fälle von Überwachung mit sogenannter „Bossware“. Ein Beispiel ist eine australische Versicherungsangestellte, deren Arbeitgeber ihre Tastaturaktivität überwachte. Die Insurance Australia Group stellte fest, dass die Mitarbeiterin im Testmonat Oktober durchschnittlich nur 48,6 Tastenanschläge pro Stunde hatte, während der Arbeitgeber mehr als 500 erwartete. Die Mitarbeiterin wurde entlassen.

Manche Unternehmen in den USA holen ihre Mitarbeiter zurück ins Büro, um solchen Betrug zu vermeiden. Die Computerfirma Dell fordert beispielsweise, dass ihre Beschäftigten mindestens 39 Tage im Quartal im Büro arbeiten. Auch der US-Autobauer General Motors verlangt, dass Mitarbeiter, die innerhalb von 80 Kilometern zum Büro wohnen, mindestens drei Tage pro Woche persönlich erscheinen.

Herausforderung für Unternehmen

Unternehmen, die kein Homeoffice anbieten, haben jedoch Schwierigkeiten, neue Arbeitskräfte zu finden. Eine Studie des US-Portals Tech.co ergab, dass 44 Prozent der Unternehmen mit dauerhafter Homeoffice-Möglichkeit es einfacher finden, neue Mitarbeiter einzustellen. Bei den Firmen, die auf Büroanwesenheit setzen, sind es nur 32 Prozent. Wells Fargo steht nun vor der Herausforderung, die entlassenen Mitarbeiter zu ersetzen. Potenzielle Nachfolger sind jedoch gewarnt: Wer simuliert, fliegt raus.

Was du dir merken solltest:

  • In den USA führen Enthüllungen über Betrug im Homeoffice zu einer neuen Diskussion über die Effektivität dieser Arbeitsweise, wobei einige Unternehmen ihre Mitarbeiter zurück ins Büro beordern oder intensiver überwachen.
  • Um ihre Anwesenheit vorzutäuschen, nutzen viele Angestellte technische Hilfsmittel wie Mausbeweger oder Software, die Aktivitäten simulieren. Das kann rechtliche Konsequenzen wie Abmahnungen oder fristlose Kündigungen nach sich ziehen.
  • Unternehmen stehen vor der Herausforderung, trotz der Nachteile von Homeoffice neue Arbeitskräfte zu finden, da flexible Arbeitsmöglichkeiten bei vielen Bewerbern beliebter sind.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert