Hybrides Arbeiten: Weniger Kündigungen und die Produktivität leidet nicht

Eine Studie zeigt, dass hybrides Arbeiten die Mitarbeiterzufriedenheit steigert, ohne negative Auswirkungen auf die Produktivität zu haben.

Wer mal von zu Hause aus arbeitet und mal im Büro sitzt, kann genauso gut Karriere machen wie Büroangestellte. © Vecteezy

Ist hybrides Arbeiten eine schlaue Alternative zu Homeoffice und Präsenzarbeit? Eine Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, inwiefern sich dieses Arbeitsmodell auf die Produktivität auswirkt und ob man dadurch vielleicht eine Beförderung verpasst.

Die Studie wurde zwischen August 2021 und Januar 2022 beim chinesischen Reiseunternehmen Trip.com durchgeführt und im Nature-Journal veröffentlicht. Sie untersuchte die Auswirkungen von Hybrid-Arbeit sowohl auf Mitarbeiter als auch auf das Unternehmen. Ein Teil der 1.612 teilnehmenden Mitarbeiter wurde zufällig der Hybrid-Arbeitsgruppe zugeordnet, bei der sie zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiteten. Die restlichen Tage arbeiteten sie im Büro.

Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Mitarbeiter, die im Hybrid-Modell arbeiteten, gaben eine höhere Arbeitszufriedenheit an und kündigten seltener als ihre Kollegen, die ausschließlich im Büro arbeiteten. Die Kündigungsrate in der Hybrid-Gruppe sank um ein Drittel. Besonders signifikant war dieser Rückgang bei Frauen, ihre Kündigungsrate reduzierte sich um 54 Prozent. Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben und solche, die lange Pendelstrecken zurücklegen mussten, profitierten ebenfalls.

Der „Verschleiß“ durch Arbeit bei den Büroangestellten (blau) im Vergleich zu Hybrid-Mitarbeitern (rot); Quelle: Studie

Keine Beeinträchtigung der Leistung

Neben der Mitarbeiterbindung untersuchte die Studie auch die Auswirkungen des hybriden Arbeitens auf die Arbeitsleistung. Entgegen den Bedenken mancher Führungskräfte, dass das Arbeiten von zu Hause die Produktivität negativ beeinflussen könnte, zeigte die Untersuchung keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

Zu Beginn des Experiments schätzten die 395 teilnehmenden Manager den Produktivitätsverlust durch hybrides Arbeiten auf durchschnittlich -2,6 Prozent. Nach dem Experiment berichteten dieselben Manager jedoch, dass ihre Einschätzung gestiegen sei und sie nun von einem leichten Produktivitätsgewinn von +1,0 Prozent ausgingen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das hybride Arbeitsmodell die Leistung nicht negativ beeinflusst.

Einfluss auf Beförderungen und Leistungsbeurteilungen

Aber wie sieht es mit Beförderungen aus? Obwohl einige Führungskräfte ursprünglich befürchteten, dass das Arbeiten von zu Hause die Karrieremöglichkeiten der Mitarbeiter beeinträchtigen könnte, widerlegte die Studie diese Annahme. Auch hier zeigte sich kein Unterschied zwischen den Hybrid-Mitarbeitern und denen, die fünf Tage pro Woche im Büro arbeiteten. Dies gilt für alle untersuchten Gruppen, von Managern über Ingenieure bis hin zu Marketing- und Finanzmitarbeitern.

Büroangestellte (blau) und Hybrid-Mitarbeiter (rot) haben gleich gute Chancen auf eine Beförderung, die gezeigten Unterschiede sind nicht signifikant hoch; Quelle: Studie

Laut den Ergebnissen blieb auch die Anzahl der von den IT-Ingenieuren geschriebenen Codezeilen im Vergleich zur Kontrollgruppe unverändert. Selbst in Bereichen, die stark auf Teamarbeit und Innovation angewiesen sind, wurden keine negativen Auswirkungen durch das Arbeiten von zu Hause festgestellt. Dies zeigte sich besonders bei Kategorien wie „Innovation“, „Führung“ und „Entwicklung“.

Meinung zu hybrider Arbeit geändert

Eine Umfrage unter den Teilnehmern der Studie ergab, dass viele ihre Meinung über das hybride Arbeiten nach dem Experiment geändert hatten. Zu Beginn des Experiments glaubten nur 42,5 Prozent der Befragten, dass sich das Arbeiten von zu Hause positiv auf ihre Produktivität auswirken würde. Am Ende des Experiments stieg dieser Wert auf 58 Prozent.

Diese Veränderungen waren bei Managern besonders ausgeprägt, die zuvor skeptischer waren. Nach der Studie zeigten sie eine positive Haltung gegenüber der hybriden Arbeit. Besonders die niedrigeren Kündigungsraten und die höhere Arbeitszufriedenheit sprechen dafür, dass Unternehmen durch ein hybrides Modell Kosten sparen und gleichzeitig die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter erhöhen könnten. Die Ergebnisse des Experiments führten bei Trip.com zu einer sofortigen Ausweitung des Hybrid-Arbeitsmodells auf alle Abteilungen des Unternehmens.

Bilder von Trip.com-Mitarbeitern im Büro während des Experiments. Die Personen in der Versuchsstichprobe sind typischerweise Mitte 30 und 65 Prozent sind männlich. Alle von ihnen haben einen Universitätsabschluss. 32 Prozent haben einen weiterführenden Abschluss, normalerweise in Informatik, Buchhaltung oder Finanzen, auf Master- oder PhD-Niveau. Sie sind im Durchschnitt 6,4 Jahre im Unternehmen beschäftigt und 48 Prozent der Mitarbeiter haben Kinder. © Studie
Bilder von Trip.com-Mitarbeitern im Büro während des Experiments. Die Personen in der Versuchsstichprobe sind typischerweise Mitte 30 und 65 Prozent sind männlich. Alle von ihnen haben einen Universitätsabschluss. 32 Prozent haben einen weiterführenden Abschluss, normalerweise in Informatik, Buchhaltung oder Finanzen, auf Master- oder PhD-Niveau. Sie sind im Durchschnitt 6,4 Jahre im Unternehmen beschäftigt und 48 Prozent der Mitarbeiter haben Kinder. © Studie

Was du dir merken solltest:

  • Hybrides Arbeiten hat laut einer Studie beim chinesischen Unternehmen Trip.com das Potenzial, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. Außerdem senkt es die Kündigungsraten um ein Drittel, insbesondere bei Frauen und Pendlern.
  • Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Arbeitsleistung zwischen Hybrid- und Büromitarbeitern, und auch Beförderungen wurden durch das hybride Modell nicht negativ beeinflusst.
  • Manager, die zunächst skeptisch waren, änderten nach dem Experiment ihre Meinung und bewerteten die Auswirkungen von Hybrid-Arbeit auf die Produktivität als positiv.

Bild: © Vecteezy

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