Fachkräftemangel in Kitas: An dieser deutschen Hürde scheitern ausländische Erzieher
Ausländische Erzieher in deutschen Kitas stehen trotz Fachkräftemangel oft vor bürokratischen Hürden, die ihren Verbleib erschweren.
Der Fachkräftemangel in deutschen Kindertagesstätten zwingt immer mehr Kitas dazu, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen. Doch viele dieser Erzieher haben mit bürokratischen Hürden zu kämpfen, die ihren Verbleib in Deutschland erschweren. So steht auch Anderson Johan Vivas Araque aus Venezuela vor einer ungewissen Zukunft.
Obwohl Vivas Araque laut der Süddeutschen Zeitung die nötigen Voraussetzungen für seine Arbeit erfüllt und bei seiner Kita in der Pfennigparade geschätzt wird, ist seine Aufenthaltserlaubnis unsicher. Zum Ende des Jahres läuft sein Visum ab. Um es verlängern zu lassen, braucht er einen Nachweis über seine Deutschkenntnisse auf B2-Niveau. Er muss sich also spontan und fließend auf Deutsch verständigen können.
Wettrennen mit den Behörden
Den entsprechenden Kurs hat er bereits abgeschlossen, auf sein Zertifikat muss er aber vielleicht noch bis zu sechs Wochen warten. Erst dann kann er sich um einen Behördentermin kümmern. Dort muss er wieder vier, vielleicht sechs Wochen warten, bis er einen bekommt. Dann wäre sein Visum allerdings bereits abgelaufen und er müsste das Land verlassen. Vivas Araque würde aber sehr gerne bleiben. „Ich liebe München“, sagt er, und seine Kollegen wünschen sich ebenfalls, dass er bleiben kann.
Linda Bechtold, Leiterin der Kita, berichtet, dass Fälle wie der von Vivas Araque keine Seltenheit sind. Immer wieder müssten ausländische Erzieher entweder das Land verlassen oder ihre Arbeitsaufnahme verzögert sich, da die in ihrem Heimatland erworbenen Qualifikationen in Deutschland nicht sofort anerkannt werden. Zwar habe sich die Situation verbessert, so Bechtold, doch bürokratische Hürden und lange Bearbeitungszeiten bestünden weiterhin. „Wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland“, betont sie. Ein erheblicher Teil der Erzieher in deutschen Kitas sei mittlerweile zugewandert, da es kaum noch deutsche Bewerber gebe.
Krippenbetrieb leidet unter Personalmangel
Welche Konsequenzen bürokratische Verzögerungen haben können, zeigt das Beispiel einer Kollegin. Kseniia Ladanova hat in Russland Pädagogik studiert und im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zur Erzieherin in der Pfennigparade angefangen. Wie Vivas Araque war sie für dieses Jahr als Ergänzungskraft eingeplant. Zum Start des neuen Kita-Jahres am 1. September hat sie aber noch kein Arbeitsvisum bekommen, nur ihr Ausbildungsvisum behalten. Daher kann sie nur an zwei Tagen pro Woche in der Kita arbeiten, was zu Personalengpässen führt.
Bechtold und ihre Stellvertreterin Anna Kohrmann haben in einigen Fällen Eltern benachrichtigen müssen, dass die Eingewöhnungsphase ihrer Kinder verschoben wird. Das führt zu Druck bei den Eltern, ihren Arbeitgebern und schlussendlich auch bei den Kindern. „Die merken das natürlich“, so Kohrmann.
Forderungen nach Entlastung
Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, laut Kohrmann und Bechtold müssten allerdings die Prozesse dringend vereinfacht werden. Die Verwaltung ist selbst vom Fachkräftemangel betroffen, was die Situation in den Kitas und andernorts weiter verkompliziert. Auch Susanne Schönwälder, Geschäftsführerin der Pfennigparade, fordert eine Entlastung für die betroffenen Erzieher. „Hier muss es unbedingt Verbesserungen und Erleichterungen geben, die allen Seiten helfen“, erklärt Schönwälder gegenüber der SZ.
Was du dir merken solltest:
- Der Fachkräftemangel in Kitas führt zu verstärktem Einsatz ausländischer Erzieher, die jedoch häufig bürokratische Hürden überwinden müssen, um in Deutschland bleiben zu können.
- Betroffene wie Anderson Johan Vivas Araque erfüllen die fachlichen Voraussetzungen, scheitern jedoch oft an verzögerten Visums- und Sprachnachweisen.
- Die Leitung der Kitas fordert vereinfachte Prozesse, da die Bürokratie in vielen Einrichtungen zu Personalengpässen und Belastungen für Kinder und Eltern führt.
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