Wärme für 75.000 Haushalte: München baut größte Geothermieanlage Europas

München baut am Michaelibad die größte Geothermieanlage Europas. Ab 2033 soll die Anlage rund 75.000 Haushalte mit erneuerbarer Wärme versorgen.

Die Grafik rechts zeigt eine erste schematische Darstellung der Position der Geothermiebohrungen (rechts im Bild) und der Wärmestation (mittig rechts im Bild). © IMN Ingenieurbüro Müller u. Nümann GmbH / straubarchitekten BDA via SWM

Die Stadtwerke München (SWM) bereiten den Bau ihrer siebten Geothermieanlage vor. In den kommenden Tagen erfolgt der Spatenstich auf dem Gelände des Michaelibads in Neuperlach, unter anderem in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dieter Reiter. Die Stadtwerke planen, 2028 mit den Bohrungen zu beginnen und die Anlage 2033 in Betrieb zu nehmen. Auf der westlichen Liegewiese des Michaelibads entstehen bis zu vier Förder- und vier Reinjektionsbohrungen.

Nach der Fertigstellung versorgt die Anlage etwa 75.000 Münchner mit Wärme. Die SWM bezeichnen das Projekt als die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa. „Nach Abschluss der Bauarbeiten können Badegäste die Liegewiese zum Großteil wieder nutzen“, erklären die Stadtwerke.

Was ist Geothermie?

Die SWM gehören zu den führenden Experten für Tiefengeothermie in Deutschland und verfügen über umfangreiche Erfahrung. Bereits 2004 ging ihre erste Geothermie-Anlage in Riem in Betrieb, die bis heute als Vorzeigeprojekt gilt. Die geologischen Bedingungen für die Nutzung von Geothermie sind in München und der Region optimal. Unter der Stadt liegt ein riesiger Vorrat an heißem Thermalwasser, das sich zur umweltfreundlichen Wärmeerzeugung nutzen lässt. In den südlichen Gebieten, wo die Temperaturen noch höher sind, kann zusätzlich Strom gewonnen werden.

2004 ging die erste Geothermie-Anlage in Riem in Betrieb. © SWM/Thomas Einberger
2004 ging die erste Geothermie-Anlage in Riem in Betrieb. © SWM/Thomas Einberger

Das Prinzip der Geothermie basiert auf Bohrungen, durch die heißes Wasser an die Oberfläche gefördert und über Wärmetauscher geleitet wird. Die entzogene Energie wird in das Fernwärmenetz eingespeist, während das abgekühlte Wasser über Injektionsbohrungen zurück in die gleichen Gesteinsschichten geführt wird. Dadurch bleibt der Eingriff in das Ökosystem minimal.

München baut größte Geothermieanlage Europas

In Bayern sind aktuell 25 Geothermieanlagen in Betrieb, die sowohl Strom als auch Wärme liefern. Diese Anlagen erreichen eine Gesamtleistung von etwa 400 Megawatt. Die SWM gehen jedoch davon aus, dass das Potenzial für Geothermie in Bayern noch viel größer ist. Sie wollen den Untergrund von München und Umgebung auf rund 1.000 Quadratkilometern mit einem 3D-Tiefenmodell erforschen. So erfassen die Stadtwerke bestehende und geplante Bohrungen und simulieren die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten.

München hat das Ziel, bis 2040 die gesamte Wärmeversorgung auf Geothermie umzustellen. Die Stadtwerke decken damit bereits in einigen Stadtteilen große Teile des Wärmebedarfs. In Riem versorgt eine Anlage beispielsweise 88 Prozent der Messestadt mit Wärme, während die Anlage in Freiham seit 2016 die Grundlast im Westen Münchens abdeckt. 2022 ging die Geothermieanlage am Heizkraftwerk Süd in Betrieb und beliefert inzwischen über 80.000 Menschen.

Geothermie als Schlüssel zur Energiewende

Die Stadtwerke sehen die Nutzung von Geothermie als entscheidend, um Münchens Klimaziele zu erreichen. München spielt in Europa eine Vorreiterrolle bei der Geothermienutzung. Die Stadt verfolgt den Plan, bis 2040 klimaneutral zu werden. Die neue Anlage am Michaelibad soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, erklärt ein Sprecher der SWM laut Hallo München.

Die Stadtwerke planen den Bau der Geothermieanlage in mehreren Phasen. Im nordwestlichen Bereich des Michaelibads entstehen zwei Anlagenteile. Dafür reißen die Arbeiter alte Lager- und Betriebsgebäude ab. Die Inbetriebnahme der Anlage planen die SWM für 2033, nachdem sie die Bohrpunkte in den kommenden Jahren durch umfangreiche Forschungsarbeiten festlegen.

Was du dir merken solltest:

  • Die Stadtwerke München bauen ihre siebte Geothermieanlage am Michaelibad, die ab 2033 etwa 75.000 Münchner mit Wärme versorgen soll.
  • Geothermie nutzt heißes Thermalwasser aus dem Untergrund, das über Bohrungen gefördert, zur Energiegewinnung genutzt und anschließend zurückgeführt wird, um das Ökosystem zu schonen.
  • München strebt an, bis 2040 seine gesamte Wärmeversorgung auf Geothermie umzustellen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Bild: © IMN Ingenieurbüro Müller u. Nümann GmbH / straubarchitekten BDA via SWM

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert