50 Prozent mehr Fehltage als im Vorjahr – Depressionen sorgen für neues Rekordniveau

Immer mehr Beschäftigte fallen wegen psychischer Erkrankungen aus. Die DAK meldet einen neuen Höchststand für das Jahr 2024.

50 Prozent mehr Fehltage wegen Depressionen als im Vorjahr

In Deutschland melden sich zunehmend mehr Beschäftigte wegen Depressionen krank. © Unsplash

Immer mehr Menschen in Deutschland fehlen wegen Depressionen am Arbeitsplatz – und das über einen längeren Zeitraum. Besonders stark betroffen sind Pflegekräfte, Erzieherinnen und Menschen über 60. Die Krankenkasse DAK hat dazu neue Zahlen vorgelegt, die zeigen: Im Jahr 2024 gab es 50  Prozent mehr Fehltage wegen Depressionen als im Vorjahr.

DAK zählt so viele Fehltage wie nie

Die DAK hat Daten von 2,42  Millionen Versicherten ausgewertet. Das Ergebnis: Im Jahr 2024 kamen auf jeweils 100 Beschäftigte durchschnittlich 183 Krankheitstage, die durch Depressionen verursacht wurden. 2023 waren es noch 122 Tage. Damit zählen Depressionen zu den häufigsten Gründen für längere Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Belastungsreaktionen und sogenannte Anpassungsstörungen – psychische Reaktionen auf schwierige Lebenssituationen – sind dagegen leicht zurückgegangen.

Die meisten Fehltage werden 2024 durch Depressionen verursacht. © DAK
Die meisten Fehltage werden 2024 durch Depressionen verursacht. © DAK

Ältere Arbeitnehmer fehlen deutlich öfter

Vor allem bei älteren Beschäftigten stieg die Zahl der Fehltage besonders stark. Bei den über 60-Jährigen gab es 2024 im Durchschnitt 249 Fehltage pro 100 Beschäftigte wegen Depressionen – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, in dem der Wert noch bei 169 Tagen lag. Auch jüngere Menschen sind betroffen, dort steigen die Zahlen seit Jahren schrittweise. DAK-Chef Andreas Storm erklärte dazu:

Die hohe Zahl psychischer Erkrankungen ist für die betroffenen Beschäftigten und ihre Arbeitgeber oft mit langen Fehlzeiten und einer Stigmatisierung verbunden.

DAK-Chef Andreas Storm
Depressive Episode: Mit zunehmendem Alter stärkere Anstiege in 2024. © DAK
Depressive Episode: Mit zunehmendem Alter stärkere Anstiege in 2024. © DAK

Krankschreibungen dauern meist mehrere Wochen

Wer wegen einer Depression krankgeschrieben wird, fällt meist für längere Zeit aus. Laut DAK lag die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung im Jahr 2024 bei knapp 33 Tagen – also etwa fünf Wochen. Besonders häufig sind Krankschreibungen zwischen vier und sechs Wochen. Diese Fälle nahmen um 14 Prozent zu. Kürzere Fehlzeiten bis zu drei Tagen stiegen dagegen nur um neun  Prozent.

Pflege, Kita und Verwaltung besonders betroffen

Bestimmte Berufsgruppen trifft die Entwicklung besonders hart. In der Altenpflege und in Kitas nahm die Zahl der psychisch bedingten Fehltage laut DAK stark zu. 2022 lag der Wert bei 494 Fehltagen je 100 Beschäftigte, 2024 bereits bei 586. Auch Menschen in der Gesundheitsbranche, in der Verwaltung oder im Verkehr fehlen deutlich häufiger wegen psychischer Erkrankungen. In der Lebensmittelproduktion ist die Zahl mit 236 Fehltagen dagegen deutlich niedriger.

Fehltage wegen psychischer Erkrankungen nach Berufsgruppen. © DAK
Fehltage wegen psychischer Erkrankungen nach Berufsgruppen. © DAK

DAK fordert mehr Schutz für psychische Gesundheit

Die DAK sieht in dieser Entwicklung ein ernstes gesellschaftliches Problem. Andreas Storm fordert daher mehr Maßnahmen in Unternehmen, um die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu stärken:

Psychische Gesundheit ist ein zentraler Erfolgsfaktor für eine resiliente Gesellschaft und einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland.

Andreas Storm

Die DAK verlangt mehr Aufklärung, mehr Hilfsangebote und offene Gespräche über Depressionen, ohne Angst vor Ausgrenzung.

Krankenstand in Deutschland überdurchschnittlich hoch

Der allgemeine Krankenstand in Deutschland lag 2023 bei durchschnittlich 15,1  Fehltagen pro Beschäftigten – mehr als in vielen anderen Ländern. Laut DAK spielen Depressionen dabei eine immer größere Rolle. Auch frühere Erhebungen anderer Krankenkassen zeigen: Psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren spürbar zu.

Erste Hilfe und Beratung

Bei depressiven Symptomen oder seelischer Not bieten die Telefonseelsorge und die Stiftung Deutsche Depressionshilfe kostenfreie und anonyme Unterstützung – per Telefon, E-Mail oder Chat.
📞 Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar unter 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222
🌐 www.telefonseelsorge.de
🌐 www.deutsche-depressionshilfe.de

In akuten Krisen oder bei Suizidgedanken:
Bitte sofort den Notruf wählen: 112
Auch psychiatrische Kliniken in der Nähe können direkt kontaktiert werden.

Wichtig:
Sprechen Sie bei ersten Anzeichen mit einem Arzt oder Psychotherapeuten. Hausärzte sowie Online-Portale helfen bei der Vermittlung passender Hilfsangebote.

Kurz zusammengefasst:

  • Im Jahr 2024 verzeichnete die DAK 50  Prozent mehr Fehltage wegen Depressionen als im Vorjahr – im Schnitt 183 Tage je 100 Beschäftigte.
  • Besonders stark betroffen sind ältere Beschäftigte über 60 sowie Mitarbeiter in Pflege, Kitas und Verwaltung.
  • Die DAK fordert mehr Aufklärung und betriebliche Maßnahmen, um psychische Erkrankungen früh zu erkennen und Betroffene besser zu unterstützen.

Bild: © Unsplash

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