DAK-Präventionsradar 2024: Kinder und Jugendliche sind zunehmend isoliert und erschöpft

Der DAK-Präventionsradar 2024 zeigt eine Verschlechterung der Gesundheit und zunehmende Einsamkeit bei deutschen Schulkindern.

Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht es immer schlechter, wie eine Studie der DAK-Gesundheit verrät. © Vecteezy

Innerhalb der letzten vier bis fünf Jahre hat sich der Gesundheitszustand von Schülern merklich verschlechtert: Diese Erkenntnis beruht auf Zahlen aus dem DAK-Präventionsradar 2024.

Seit dem Schuljahr 2016/2017 führt die DAK-Gesundheit diese umfassende Schulstudie durch, um die Gesundheitstrends und -probleme junger Menschen zu erfassen und zu analysieren. Die aktuelle Befragungswelle fand zwischen November 2023 und Februar 2024 statt und gibt einen tiefen Einblick in die wachsenden Probleme junger Menschen. An der aktuellen Erhebung waren 23.154 Kinder und Jugendliche beteiligt, die allgemeinbildende weiterführende Schulen besuchen.

Verschlechterter Gesundheitszustand und zunehmende Einsamkeit

Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen schätzte ihre Gesundheit nach wie vor als sehr gut oder gut ein. Im Vergleich zum Schuljahr 2019/2020 lässt sich aber dennoch eine Verschlechterung des Gesundheitszustands beobachten.

Zudem berichteten Mädchen im Rahmen der Studie häufiger von einem mittelmäßigen, schlechten oder sogar sehr schlechten Gesundheitszustand als Jungen. Kindern und Jugendlichen aus Familien mit einem niedrigen sozialen Status sowie Heranwachsenden, die kein Gymnasium besuchen, geht es im Schnitt ebenfalls schlechter.

sehr gutgutmittelmäßigschlechtsehr schlecht
Gesamt25,143,623,26,02,1
Mädchen19,942,728,17,41,9
Jungen30,045,318,64,41,7
Sozialstatus
niedrig18,333,630,412,45,2
mittel19,943,327,77,12,0
hoch28,044,620,55,11,8
Schulform
Gymnasium27,145,121,05,11,7
Andere23,642,424,96,72,3
Der allgemeine Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen (zwischen 10 und 17 Jahren) in Prozent. Zahlenwerte wurden von Seite 8 aus dem Präventionsradar entnommen.

Rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen berichtete von „moderater bis ausgeprägter Einsamkeit“. Mädchen scheinen hier mit einem Anteil von 39 Prozent ebenfalls stärker betroffen zu sein als Jungen mit nur rund 24 Prozent. Bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus fühlt sich jedes Fünfte Kind oft einsam.

Moderate bis ausgeprägte Einsamkeit
Gesamt31,5
Mädchen39,0
Jungen23,7
Sozialstatus
niedrig48,0
mittel36,6
hoch27,6
Schulform
Gymnasium29,5
Andere33,0
Der Prozentsatz an Kindern und Jugendlichen (zwischen 10 und 17 Jahren), die von einem erhöhten Einsamkeitserleben berichten. Zahlenwerte wurden Seite 10 des Präventionsradars entnommen.

Professor Reiner Hanewinkel, Studienleiter beim Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel, plädiert für mehr Information und Aufklärung in diesem Bereich, um präventive und intervenierende Maßnahmen gezielt ausrichten zu können.

Einsamkeit ist kein Phänomen des Alters, sondern betrifft auch die junge Generation.

Professor Reiner Hanewinkel

Erschöpfung und Schlafprobleme

Alarmierend ist auch die hohe Erschöpfungsrate unter Schülern. Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen gibt an, mindestens einmal pro Woche erschöpft zu sein und mehr als ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, einmal die Woche oder häufiger Schlafprobleme zu haben, was sich auch auf das Gedächtnis auswirkt.

Auch hier gilt: Mädchen sowie Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien sind deutlich häufiger betroffen als der Rest.

Emotionale und körperliche Belastungen durch Krisen

Die durch die COVID-19-Pandemie und den Krieg in Europa verursachten sozialen und finanziellen Auswirkungen haben langfristige Spuren hinterlassen. Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen berichten im aktuellen Schuljahr von Ängsten, die durch die gegenwärtigen Krisen ausgelöst wurden. Die Studie dokumentiert zudem eine Zunahme von Schlafproblemen während der Pandemie, die bis heute anhalten.

Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, betont die Dringlichkeit der Ergebnisse: „Wir müssen offen über die Probleme reden und mit verstärkten Präventionsinitiativen Antworten und Hilfsangebote liefern.“ Wenn nicht gehandelt wird, so warnt er, drohen langfristige Folgen.

Wir müssen verhindern, dass eine verlorene Generation mit Gesundheitsproblemen und seelischen Leiden heranwächst.

Andreas Storm

Aus den Zahlen geht hervor, dass nicht alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen betroffen sind. Daher ist laut der DAK-Gesundheit eine fortlaufende Bestandsaufnahme der gesundheitlichen Situation an Schulen erforderlich, um gezielt dort Unterstützung anzubieten, wo sie am dringendsten benötigt wird.

Was du dir merken solltest:

  1. Seit dem Schuljahr 2016/2017 zeigt der DAK-Präventionsradar eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustands von Kindern und Jugendlichen, mit erhöhter Erschöpfung und emotionalen Problemen.
  2. Kinder aus sozial benachteiligten Familien sind häufiger von Gesundheitsproblemen wie Erschöpfung und Einsamkeit betroffen, was die Notwendigkeit gezielter Unterstützungsmaßnahmen unterstreicht.
  3. Die Auswirkungen von COVID-19 und anderen gesellschaftlichen Krisen beeinflussen weiterhin die Gesundheit und das Wohlbefinden der jungen Generation, was die Dringlichkeit verstärkter Präventionsbemühungen betont.

Übrigens: Woran du erkennen kannst, ob dein Kind psychischer Belastung ausgesetzt ist und wie du in so einer Situation am besten handelst, erfährst du in diesem Artikel.

Bild: © Vecteezy

3 thoughts on “DAK-Präventionsradar 2024: Kinder und Jugendliche sind zunehmend isoliert und erschöpft

  1. Warum müssen Kinder in der Grundschule schon so schnell in psychischer angespannten Lage getrieben werden. Lernen soll Spaß machen. Alle drei Tage verändert sich das Unterichtsthema zumindest in Mathe und Deutsch, nicht mehr normal. Die Proben sind auch heftig.Wenn man sich überlegt die Kinder sind in der Jahrgangsstufe 4 gerade erst 8,9 oder 10 Jahre.Kein Bundesland ausser Bayern übt soviel Druck auf unsere Kinder aus. KEIN Wunder diese Aggressionsprobleme und volle Psychopraxen und Kliniken. Es beginnt ja schon in der Grundschule mit dem Leistungsdruck!!

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