Neue Studie enthüllt: Wälder setzen noch jahrelang nach einem Brand CO2 frei – ganz ohne Flammen
Laut einer Studie setzen boreale Wälder nach Bränden noch jahrelang CO2 frei, mehr als durch die Brände selbst. Das verstärkt den Klimawandel.
Eine neue Studie zeigt, dass Wälder nach Bränden noch lange CO2 freisetzen. Die Forscher betonen, dass diese Emissionen die Auswirkungen der Brände selbst übersteigen. Laut „The Conversation“ ist der CO2-Speicher der borealen Wälder stark gefährdet.
Die borealen Wälder im hohen Norden der Erde gelten als bedeutende CO2-Senken. Sie erstrecken sich von Nordamerika bis nach Sibirien. Diese Wälder haben über Jahrtausende etwa eine Billion Tonnen Kohlenstoff aus der Luft entfernt und in Bäumen und Böden gespeichert. Aufgrund der großen Kohlenstoffmengen, die in den borealen Wäldern gespeichert sind, könnten Brände in diesen Gebieten mehr CO2 freisetzen als anderswo, was den Klimawandel enorm verstärken würde.
Neue CO2-Emissionen nach Bränden
Waldbrände setzen große Mengen an klimaschädlichem CO2 frei. Die Studie von Forschern der Universität Lund im europäischen Teil des borealen Waldes hat gezeigt, dass die CO2-Senkenfunktion des Waldes sich nur langsam erholt. Verbrannte Flächen emittieren jahrelang nach dem Brand weiterhin CO2. Diese Emissionen überstiegen die Menge an CO2, die während des Feuers freigesetzt wurde.
Extrem heiße und trockene Wetterbedingungen im Jahr 2018 führten zu einer Rekordzahl von Waldbränden in den nordischen Ländern. In Schweden war die verbrannte Fläche zehnmal größer als im Durchschnittsjahr. Die Forscher konzentrierten sich auf die größten Brände in Zentralschweden nahe Ljusdal. Sie haben kontinuierlich den CO2-Austausch zwischen Landoberfläche und Atmosphäre gemessen und überwachten den Boden und das Nachwachsen der Vegetation in den ersten vier Jahren nach dem Brand.
Länger anhaltende Emissionen
In den am stärksten geschädigten Gebieten, wie einem abgebrannten Wald nach Rettungsholzung und einem jungen Wald, in dem alle Bäume durch das Feuer zerstört wurden, emittierten die verbrannten Flächen durchschnittlich 650 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter in den ersten vier Jahren nach dem Brand. Dies sei laut der Studie mehr als das Doppelte der Gesamtemissionen des Feuers. Zum Vergleich: Ein ähnlicher, unverbrannter Wald würde im selben Zeitraum 1.200 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter aus der Luft entfernen.
Die Emissionen setzten sich fort. Ein Computermodell, das auf den gesammelten Daten basierte, prognostizierte, dass es über 40 Jahre dauern würde, bis das gesamte CO2, das durch den Brand von 2018 freigesetzt wurde, wieder in einem neuen Wald gespeichert ist.
Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa
Brände in den borealen Wäldern Nordamerikas sind gut untersucht, jedoch sind diese Erkenntnisse weniger leicht auf Europa übertragbar. Nordamerikanische Waldbrände erreichen oft die Baumkronen und töten viele Bäume. In den nordischen Ländern bleibt das Feuer meist am Boden und verbrennt Boden und Unterholz, während viele Bäume verschont bleiben.
Zwischen den beiden Kontinenten variieren auch die Baumarten. Nordamerikanische boreale Bäume benötigen Feuer zur Fortpflanzung, während ihre europäischen Gegenstücke sich an Feuerresistenz angepasst haben.
In den nordischen Ländern ist die Forstwirtschaft intensiv. Sie entfernt abgestorbenes Pflanzenmaterial und reguliert das Baumwachstum, um die Bäume nicht zu dicht wachsen zu lassen.
Übrigens: Vielleicht übertreibt es Schweden auch mit der Forstwirtschaft. Ihr fallen nämlich die letzten Urwälder Europas zum Opfer. Ob sich das mit dem Vorhaben der Nachhaltigkeit auf einen Nenner bringen lässt, erfährst du in unserem Artikel.
Kritische Bedeutung der Nachbrandbewirtschaftung
Die Art und Weise, wie ein Wald nach einem Brand bewirtschaftet wird, beeinflusst, wie lange es dauert, bis genug neue Vegetation wächst, um den Wald wieder zu einer CO2-Senke zu machen. Weitere Störungen des verbrannten Waldes, wie Rettungsholzung oder Pflügen des Bodens vor dem Wiederanpflanzen von Bäumen, verlangsamt die Erholung der Vegetation. Stehende, ein Feuer überlebende Bäume können zwar langsamer wachsen als unverbrannte Bäume, aber sie nehmen dennoch kontinuierlich CO2 auf und speichern es.
In den nordischen Ländern, insbesondere in Schweden, hat die intensive Forstwirtschaft Waldbrände in den letzten 200 Jahren erfolgreich unterdrückt. Es ist jedoch unklar, ob dies angesichts häufiger Dürren und eines erhöhten Brandrisikos im Zuge des Klimawandels weiterhin möglich ist.
Diese Erkenntnisse sind entscheidend für das Verständnis, wie Waldbrände zum Klimawandel beitragen. CO2-Emissionen halten, wie die Studie gezeigt hat, während der langsamen Erholung von Vegetation und Boden nach einem Brand an. Klimamodelle sollten daher nicht nur die Emissionen des Feuers selbst, sondern auch die zusätzlichen langfristigen Emissionen berücksichtigen.
Was du dir merken solltest:
- Wälder setzen nach Bränden jahrelang CO2 frei, was die Emissionen während des Feuers übersteigt.
- Die Nachbrandbewirtschaftung beeinflusst maßgeblich die Dauer der Erholung der Vegetation und die Rückkehr des Waldes zur CO2-Senke.
- In den nordischen Ländern könnte die Zunahme von Dürreperioden und Bränden die bisher erfolgreiche Brandunterdrückung durch intensive Forstwirtschaft gefährden.
Übrigens: Auch die „grüne Lunge“ der Erde – der Amazonas-Regenwald – stößt durch Waldschäden mehr CO2 aus als er aufnimmt, mit erheblichen Auswirkungen auf das Weltklima. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Dependability via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
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