Protestcamp auf der Nordsee: Greenpeace blockiert Gasbohrungen
Greenpeace protestiert auf der Nordsee gegen geplante Gasbohrungen vor Borkum.
Seit über 24 Stunden (Stand 31.07.2024) protestiert Greenpeace auf der Nordsee gegen die geplante Gasbohrung vor Borkum. Mit einem schwimmenden Protestcamp wollen sie den Aufbau einer Förderplattform verhindern. Mirja Jäger, Sprecherin von Greenpeace, erklärte dem NDR, dass die Aktivisten auf drei Rettungsinseln eingerichtet seien. Jede Insel sei die ganze Nacht über mit zwei Personen besetzt gewesen. Die Aktivisten nutzten zudem Schlauchboote und Kajaks, zogen diese jedoch aus Sicherheitsgründen über Nacht zurück. Wie der Protest weitergeht, ist unklar.
Greenpeace blockiert Gasbohrungen
Gestern Morgen (30.07.2024) starteten rund 20 deutsche und niederländische Klimaschützer von Borkum aus zu den geplanten Bohrplattformen, etwa 23 Kilometer nordwestlich der Ostfriesischen Insel. Die verankerten Rettungsinseln erschweren das Anlegen von Versorgungsschiffen. One-Dyas, das beteiligte Unternehmen, berichtete, dass das beladene Schiff „Sea Seraya“ vorerst stillliegt. Ein Kranschiff für die Aufbauarbeiten befindet sich jedoch bereits vor Ort. Die Stadt Borkum kündigte an, dass der Aufbau der Gasbohrplattform diese Woche beginnen soll.
Polizei begleitet den Protest
Einsatzkräfte der Wasserschutzpolizei aus Niedersachsen begleiten den Protest mit Booten, greifen jedoch nicht ein. Schiffe der niederländischen Küstenwache begleiteten zeitweise den Protest. Die deutschen Behörden betonten, dass der Protest in niederländischen Hoheitsgewässern stattfindet. Die Wasserschutzpolizei steht in engem Kontakt mit den niederländischen Kollegen, erklärte eine Sprecherin. Die Demonstration sei zwar nicht angemeldet, aber durch die Versammlungsfreiheit gedeckt, solange keine Gefahr für die Teilnehmer besteht und sie sich friedlich verhalten, teilte die niedersächsische Wasserschutzpolizei mit.
One-Dyas: Protest stört Arbeiten
One-Dyas akzeptiert die Proteste von Greenpeace, solange sie friedlich bleiben. Der niederländische Öl- und Gaskonzern beklagte jedoch, dass die Aktion die Arbeiten auf der Baustelle stört und unerwartete Unterbrechungen ein erhöhtes Unfallrisiko für Menschen, Natur und Umwelt mit sich bringen könnten. Die Behörden wurden über den Protest informiert. One-Dyas betonte: „Bis ein vollständiger Übergang zu erneuerbaren Energiequellen möglich ist, bleibt Erdgas aus der Nordsee die beste Wahl.“
Sorge um Umweltschäden
One-Dyas plant, in der Nordsee zwischen Borkum und Schiermonnikoog Erdgas zu fördern. Umweltschützer befürchten Umweltschäden für das angrenzende UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Greenpeace warnte vor der Zerstörung von Unterwasserbiotopen und Riffen im Bereich der Bohrstelle und entlang der Kabeltrasse für die Stromversorgung. Eine Aktivistin betonte:
Hier stehen einzigartige schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel.
Bereits im Juni (2024) protestierten Greenpeace-Aktivisten gegen die geplante Gasbohrung und befestigten sich vorübergehend auf einer Plattform. Eine einstweilige Verfügung des Obersten Gerichtshofs der Niederlande stoppte die Bauarbeiten vorläufig, der Baustopp wurde jedoch später aufgehoben.
Umweltminister Meyer äußert Bedenken
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) äußerte erhebliche Bedenken gegen die geplante Gasförderung. Man wolle eigentlich keine neue Gasförderung mehr. Meyer erklärte, aus Umwelt- und Klimaschutzgründen sei diese Gasförderung nicht notwendig: „Wir haben keinen Gasmangel mehr, wir haben volle Speicher.“ Er appellierte an den Bund, zu prüfen, ob neue große Gasförderungen nötig seien.
Genehmigung für Seekabel
Die niedersächsische Landesregierung genehmigte vor etwa einer Woche die Verlegung eines Seekabels für geplante Gasbohrungen, um die Gasförderplattform von One-Dyas mit Strom zu versorgen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagte dagegen beim Verwaltungsgericht Oldenburg. Auch die Insel Borkum kündigte am Dienstag (30.07.2024) eine weitere Klage gegen das Projekt an. One-Dyas plant, noch 2024 mit der Förderung von Erdgas vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog zu beginnen. Das Unternehmen meldete, dass die Offshore-Installationsarbeiten in der niederländischen Nordsee Ende Juli 2024 beginnen werden. Auf niederländischer Seite genehmigten die Behörden die Erdgasförderung, allerdings läuft ein Verfahren vor dem höchsten Gericht der Niederlande. Auf deutscher Seite läuft das Genehmigungsverfahren beim Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).
Was du dir merken solltest:
- Greenpeace-Aktivisten protestieren seit dem 30.07.2024 auf der Nordsee gegen die geplante Gasbohrung vor Borkum, indem sie ein schwimmendes Protestcamp eingerichtet haben, das die Arbeit auf der Baustelle stört.
- Die niedersächsische Wasserschutzpolizei begleitet den Protest, der trotz fehlender Anmeldung als durch die Versammlungsfreiheit gedeckt gilt, solange er friedlich bleibt.
- Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer und verschiedene Umweltschutzorganisationen äußern erhebliche Bedenken wegen der Umweltschäden, die durch die Gasbohrungen verursacht werden könnten, und fordern eine Überprüfung der Notwendigkeit neuer Gasförderprojekte.
Übrigens: Greenpeace hat Bärenmarke vorgeworfen, tierschutzwidrige Kuhhaltung zu betreiben. Was genau passiert ist, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Greenpeace