Archäologische Sensation: Forscher entdecken die bisher größten prähistorischen Felsgravuren

Entlang des Orinoco in Südamerika wurden die bislang größten prähistorischen Felszeichnungen entdeckt: Darunter eine 40 Meter lange Schlange.

Felsgravuren

Die Riesenschlange des Orinoco. © Phil Riris/Jose Oliver

Ein internationales Forschungsteam mit Experten der Bournemouth University, des University College London und der Universidad de los Andes hat in Südamerika eine bedeutende archäologische Entdeckung gemacht: In den Felswänden entlang des oberen und mittleren Orinoco in Venezuela und Kolumbien haben sie die größten bislang bekannten prähistorischen Felsgravuren gefunden. Und einige davon sind wahrlich gigantisch.

Die Gravuren, die sich über weite Teile der Felsflächen erstrecken, zeigen eine Vielfalt an Motiven. Dazu gehören Darstellungen gigantischer Schlangen, menschlicher Figuren und riesiger Amazonas-Tausendfüßler. „Einige dieser Gravuren sind zehn Meter lang, die größte misst sogar über 40 Meter“, erklärte Dr. Phil Riris, Senior Lecturer in Archaeological Environmental Modelling an der Bournemouth University.

Fundort der Felsgravuren. (Quelle: Antiquity)

Um diese Kunstwerke in ihrer ganzen Größe zu erfassen, setzte das Team lokale Führer und moderne Technologien wie Drohnenfotografie ein. Diese Methode ermöglichte es den Forschern, insgesamt 14 monumentale Gravurenstandorte zu kartieren.

Geschichtliche Einordnung der Funde

Trotz der Herausforderung, genaue Daten zu den Felsgravuren zu bestimmen, legen ähnliche Motive auf gefundenen Keramiken nahe, dass die Kunstwerke bis zu 2.000 Jahre alt sein könnten – vielleicht sogar älter. Diese Keramiken zeigen vergleichbare Symbole, was auf eine tiefe kulturelle Verbindung und eine lange Tradition hinweist.

Schlangendarstellungen auf Keramik, die denen der Felsgravuren ähneln. (Quelle: Antiquity)

Kulturelle Bedeutung der Schlangendarstellungen

Die häufige Darstellung von Schlangen, insbesondere von Boas und Anacondas, deutet auf ihre wichtige Rolle in den Mythen und Glaubenssystemen der lokalen indigenen Bevölkerungen hin. Diese Schlangen wurden nicht nur verehrt, sondern auch gefürchtet. Die Forscher glauben daher, dass die Gravuren dazu dienen könnten, territoriale Besitzansprüche zu markieren oder soziales Verhalten zu steuern.

Schlangen werden allgemein als ziemlich bedrohlich interpretiert, daher könnte der Standort der Felskunst ein Hinweis darauf sein, dass dies Orte sind, an denen man sich benehmen muss.

Dr. Phil Riris, Bournemouth University

Strategische Lage entlang historischer Routen

Dr. José Oliver von der Latin American Archaeology am UCL Institute of Archaeology weißt auf die strategische Bedeutung dieser Standorte hin. „Die Gravuren sind vor allem entlang der Atures-Stromschnellen konzentriert, einem wichtigen prähistorischen Handels- und Reiseweg.“ Dies deute darauf hin, dass die Felskunst eine zentrale Rolle in der Kommunikation und im Austausch der damaligen lokalen Gesellschaften spielte.

Schutz der Kunstwerke und Einbindung indigener Gemeinschaften

Die Forschungsergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Antiquity, unterstreichen die Notwendigkeit, diese Orte zu schützen. Dr. Natalia Lozada Mendieta von der Universidad de los Andes erklärte: „Wir haben diese Standorte bei den nationalen Kulturerbe-Behörden von Kolumbien und Venezuela registriert.“ Die enge Bindung der lokalen Gemeinschaften zu diesen Kunstwerken macht sie zu idealen Bewahrern dieses Erbes. Zukünftige Forschungen werden sich darauf konzentrieren, weitere Standorte zu identifizieren und die umfassenden kulturellen Verbindungen dieser prähistorischen Kunstwerke zu entschlüsseln.

Was du dir merken solltest:

  • Ein internationales Forscherteam hat entlang des Orinoco in Südamerika die bisher größten bekannten prähistorischen Felsgravuren entdeckt. Darunter sind Darstellungen von gigantischen Schlangen und menschlichen Figuren, teilweise bis zu 40 Meter lang.
  • Diese Gravuren könnten bis zu 2.000 Jahre alt sein und spielen eine wichtige Rolle in den Mythen und Glaubenssystemen der lokalen indigenen Bevölkerungen. Sie markierten möglicherweise territoriale Grenzen und regten zu bestimmten sozialen Verhaltensweisen an.
  • Der Schutz dieser archäologischen Stätten ist für die Forscher entscheidend, wobei die enge Bindung der lokalen Gemeinschaften zu diesen Kunstwerken sie zu idealen Bewahrern dieses kulturellen Erbes macht.

Bild: © Pil Riris/Jose Oliver via Bournemouth University

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