Vapen schadet nicht nur der Lunge: Forscher warnen vor steigendem Risiko für Diabetes

E-Zigaretten gelten als weniger schädlich, doch laut University of Georgia erhöht Vaping das Diabetesrisiko – kombiniert mit Rauchen um bis zu 28 Prozent.

Vaping unter Verdacht: E-Zigaretten erhöhen Diabetes-Risiko

Regelmäßiges Vaping kann die Insulinempfindlichkeit senken und so das Diabetes-Risiko erhöhen. © Pexels

E-Zigaretten gelten vielen als die „leichtere“ Variante: kein Tabakrauch, weniger Gestank, moderne Technik. Wer von der Zigarette zum Vapen wechselt, hofft oft, gesundheitlich im Plus zu sein. Eine neue Auswertung aus den USA legt jedoch nahe, dass der Tausch trügerisch sein kann – das Risiko verschwindet nicht, es verschiebt sich.

Ein Forschungsteam der University of Georgia hat mehr als 1,28 Millionen Datensätze ausgewertet und den Blick gezielt auf den Blutzucker gerichtet. Das Team untersuchte wie E-Zigaretten, klassische Zigaretten und die Kombination aus beidem mit Vorstufen von Diabetes und Diabetes-Diagnosen zusammenhängen – gerade bei Menschen mit Übergewicht, wenig Geld und dauerhaftem Stress.

Wie Vapen das Risiko in Richtung Diabetes verschiebt

Die Studie stützt sich auf den US-Gesundheitssurvey BRFSS der Jahre 2020 bis 2022. Dort geben Erwachsene an, ob sie rauchen oder vapen, wie schwer sie sind, wie aktiv sie sich bewegen und ob Ärztinnen oder Ärzte Prädiabetes oder Diabetes diagnostiziert haben.

Die Forscher bildeten vier Gruppen: Menschen ohne Tabak- oder Vape-Erfahrung, reine Nutzer von E-Zigaretten, ausschließliche Raucher klassischer Zigaretten sowie Dual-User, die beides nutzen. Verglichen wurde, wie häufig in diesen Gruppen Prädiabetes als Vorstufe und Diabetes selbst gemeldet wurden.

Forscher berechnen das Risiko sehr präzise

Reine Nutzer von E-Zigaretten hatten im Vergleich zu Nie-Rauchern leicht erhöhte Chancen auf Prädiabetes, etwa sieben Prozent mehr. Bei klassischen Rauchern lag das Plus bei rund 15 Prozent, bei Dual-Usern bei 28 Prozent.

Für Diabetes ergab sich ein anderes Muster: Klassische Raucher und Dual-User zeigten leicht erhöhte Werte, bei reinen Vaperinnen und Vapern fand sich kein klarer Zusammenhang. Die Autoren schreiben: „Allein die Nutzung von E-Zigaretten erhöht die Wahrscheinlichkeit für Prädiabetes, die Kombination mit Tabak fügt ein weiteres Risiko hinzu.“

Kleine Unterschiede wirken in der Masse überraschend stark

Sieben oder 15 Prozent Mehr-Risiko klingen klein, können aber in einer großen Bevölkerung viel ausmachen. Im Beispiel der Wissenschaftler führen sieben Prozent Mehr-Risiko bei einer Million E-Zigaretten-Nutzern mit zehn Prozent Prädiabetes-Rate rechnerisch zu etwa 7.000 zusätzlichen Fällen.

Zugleich mahnt das Team zur Vorsicht. Die Studie ist querschnittlich angelegt und zeigt nur eine Momentaufnahme. Unklar bleibt, ob Vapen das Risiko erhöht oder ob Menschen mit erhöhtem Risiko eher zur E-Zigarette greifen. Diagnosen und Konsumgewohnheiten beruhen auf Selbstauskünften. Im Artikel heißt es daher: „Diese Ergebnisse sollten mit Vorsicht interpretiert werden.“

Gewicht, Alter und Alltagsstress wirken deutlich stärker

Klassische Risikofaktoren fallen wesentlich stärker ins Gewicht. Übergewichtige hatten etwa 1,8-fach höhere Chancen auf Prädiabetes und Diabetes als Menschen mit Normalgewicht, bei Adipositas lag der Faktor bei rund 3,8.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko ebenfalls deutlich: In der Gruppe über 65 waren Prädiabetes und Diabetes um ein Vielfaches häufiger als bei 18- bis 24-Jährigen, der Faktor für Diabetes lag bei über 13. Hispanische und schwarze Erwachsene sowie Menschen in den Südstaaten wiesen höhere Raten auf als weiße Befragte im Nordosten der USA.

Armut und Vapen verstärken das Diabetes-Risiko

In niedrigen Einkommensgruppen traten Prädiabetes und Diabetes häufiger auf. Das Forschungsteam verweist auf dauerhaften Stress, harte Arbeitsbedingungen und ungesunde Bewältigungsmuster wie Alkohol, kalorienreiche Fertigkost, Rauchen und intensives Vapen.

In diesem Umfeld kommt ein riskanter Mix zusammen: hoher Druck, wenig Bewegung, unregelmäßige Ernährung und Nikotin als Ventil. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Prädiabetes und erschwert Veränderungen des Lebensstils.

Als klarer Schutzfaktor sticht körperliche Aktivität hervor. Personen, die regelmäßig Sport treiben oder sich im Alltag viel bewegen, hatten seltener Prädiabetes und Diabetes. Ihre Chancen auf eine entsprechende Diagnose lagen deutlich niedriger als bei Bewegungsmangel – selbst dann, wenn zusätzlich geraucht oder gevapt wurde.

Kurz zusammengefasst:

  • E-Zigaretten stehen in einer neuen Studie mit einem leicht erhöhten Auftreten von Prädiabetes in Verbindung, besonders wenn zusätzlich klassisch geraucht wird.
  • Deutlich stärker als Vapen beeinflussen Übergewicht, höheres Alter, geringe Einkommen und Dauerstress das Risiko für Prädiabetes und Diabetes.
  • Regelmäßige Bewegung und ein insgesamt gesünderer Lebensstil senken das Diabetes-Risiko spürbar – auch bei Menschen, die rauchen oder vapen.

Übrigens: Forscher aus Zürich entwickeln smarte Socken, die das bei Diabetes häufig auftretende verlorene Gefühl in den Füßen zurückbringen sollen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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