Warum tut alles weh? – Chronische Schmerzen sind oft Folge von Nährstoffmangel

Eine große Studie zeigt: Chronische Schmerzen stehen häufig in Zusammenhang mit einem bislang unterschätzten Nährstoffmangel.

Chronische Schmerzen: Nährstoffmangel könnte dahinterstecken

Eine neue Studie mit über 10.000 Teilnehmern zeigt, dass chronische Schmerzen häufig mit einem Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen einhergehen. © Vecteezy

Viele Menschen kennen das: Man wacht auf, steht auf – und sofort macht sich irgendwo ein Schmerz bemerkbar. Mal ist es der Rücken, mal das Knie, mal die Schulter. Und das Tag für Tag. Schmerzmittel helfen oft nur kurzfristig, Operationen sind kein Garant für echte Linderung. Jetzt gibt es neue Hinweise, die für viele Betroffene interessant sein könnten: Chronische Schmerzen hängen laut Forschern der University of Arizona häufig mit einem Nährstoffmangel zusammen – genauer gesagt mit einem Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen.

Mikronährstoffe fehlen oft bei starken Schmerzen

Die Studie basiert auf der bislang größten Datenerhebung zum Nährstoffstatus bei Schmerzpatienten. Mehr als 10.000 Blutwerte wurden dafür analysiert, sowohl von gesunden Menschen als auch von Personen mit unterschiedlich starken Schmerzen.

Die Ergebnisse zeigen, welche Mikronährstoffe besonders häufig fehlen:

  • Vitamin D
  • Vitamin B12
  • Folsäure (Vitamin B9)
  • Magnesium
  • Vitamin C

Die Auswertung ergab, dass Menschen mit starken Schmerzen deutlich häufiger unter einem Mangel dieser Nährstoffe litten als schmerzfreie Personen. Selbst bei leichten Beschwerden fanden sich mehr Defizite als in der gesunden Vergleichsgruppe.

Chronische Schmerzen und Nährstoffmangel treten oft geballt auf

Auffällig ist: Vor allem bei Personen mit sehr starken Schmerzen traten Mängel an mehreren Mikronährstoffen gleichzeitig auf. Besonders häufig fehlte Vitamin D. Auch Folsäure und Magnesium lagen bei vielen unter dem empfohlenen Wert – obwohl diese Stoffe eigentlich über eine normale Ernährung gut aufgenommen werden könnten.

Männer mit chronischen Schmerzen wiesen zudem häufiger einen Vitamin-C-Mangel auf. Das wurde bislang kaum untersucht. Die Studienautoren raten daher: Wer lange unter Schmerzen leidet, sollte nicht nur auf Röntgenbilder oder MRTs vertrauen – sondern auch seine Blutwerte überprüfen lassen.

Neue Wege in der Schmerzbehandlung

„Ich behandle viele Menschen mit chronischen Schmerzen, und oft finden wir keine Diagnose. Aber nur weil wir nichts operieren können, heißt das nicht, dass die Schmerzen eingebildet sind“, sagt Studienautorin Dr. Julie Pilitsis.

Die Forscher plädieren deshalb für ein Umdenken. Die klassische Schmerztherapie beschränkt sich häufig auf Medikamente und Operationen. Doch die Ursachen bleiben oft unentdeckt. Der neue Ansatz: Vitamine und Mineralstoffe sollen künftig fester Bestandteil der Diagnose und Behandlung werden. „Bevor wir Medikamente verschreiben, sollten wir prüfen, ob ein Nährstoffmangel vorliegt. Das ist oft leichter zu beheben als gedacht“, so Pilitsis.

Hohe B12-Werte bei asiatischen Frauen überraschen

Ein bemerkenswertes Detail der Studie: Asiatische Frauen mit starken Schmerzen zeigten überraschend hohe Vitamin-B12-Werte. „Wir hatten erwartet, dass auch hier ein Mangel vorliegt“, sagt Mitautorin Deborah Morris. „Doch diese Gruppe hatte im Schnitt sogar die höchsten B12-Werte aller Teilnehmer.“

Die Forscher warnen daher vor vorschnellen Annahmen. Jeder Mensch bringe individuelle Voraussetzungen mit – etwa beim Stoffwechsel, der Ernährung oder durch kulturelle Unterschiede. Standardwerte helfen nur begrenzt weiter.

Diese Lebensmittel gleichen Nährstoffmängel gezielt aus

Ein einfacher Bluttest reicht oft aus, um einen Mangel zu erkennen. Viele der betroffenen Mikronährstoffe lassen sich gezielt über die Ernährung ausgleichen – oft ohne großen Aufwand. Besonders im Winter kann das sinnvoll sein, wenn die Versorgung mit Vitamin D zusätzlich sinkt. Diese Lebensmittel helfen gezielt weiter:

  • Vitamin D: In fettem Seefisch wie Lachs, Hering oder Makrele enthalten; bei Mangel kann auch eine moderate Nahrungsergänzung unter ärztlicher Kontrolle sinnvoll sein.
  • Folsäure (Vitamin B9): Reichlich vorhanden in grünem Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl, Feldsalat oder Rucola.
  • Vitamin B12: Hauptsächlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten – bei veganer Ernährung empfiehlt sich ein B12-Präparat.
  • Magnesium: In Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und grünem Gemüse enthalten – auch Mineralwasser mit hohem Magnesiumgehalt kann sinnvoll sein.

Weniger Schmerzmittel, mehr Lebensqualität

Ein großer Vorteil: Wenn der Körper ausreichend versorgt ist, brauchen viele Betroffene weniger Medikamente. Gerade Opioide gelten als riskant – sie können abhängig machen und starke Nebenwirkungen haben.

Unser Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und die Abhängigkeit von Schmerzmitteln zu verringern.

Deborah Morris

Kurz zusammengefasst:

  • Chronische Schmerzen gehen oft mit einem Nährstoffmangel einher – vor allem bei Vitamin D, B12, Folsäure, Magnesium und Vitamin C. Diese Mängel treten vor allem bei starken Beschwerden deutlich häufiger auf.
  • Eine Blutuntersuchung kann zeigen, ob wichtige Vitamine oder Mineralstoffe fehlen. Wer gezielt über Ernährung oder Präparate gegensteuert, kann Beschwerden oft lindern.
  • Wird der Körper gut mit Nährstoffen versorgt, brauchen viele Betroffene weniger Schmerzmittel und gewinnen Lebensqualität zurück.

Übrigens: Chronische Schmerzen entstehen nicht nur im Rücken oder in den Gelenken – oft spielt auch das Gehirn selbst eine zentrale Rolle. Eine neue Studie zeigt, wie ein fehlender Reiz im Nervensystem den Schmerz dauerhaft am Leben erhält. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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