Grüne Helfer gegen Hitze in Städten: Dieser Baum kühlt selbst bei 40 Grad
Bäume können extreme Hitze in Städten abmildern. Neue Daten zeigen, welche Arten besonders effektiv kühlen und was das für Städte bedeutet.

Überhitzte Städte können lebensgefährlich werden – besonders für ältere Menschen und Kinder: Asphalt speichert Hitze, die Luftqualität sinkt, der Kreislauf wird belastet. © Unsplash
Wenn die Stadt zur Hitzefalle wird, hilft oft nur noch Schatten. Wer bei über 35 Grad unterwegs ist, sucht verzweifelt nach kühlen Plätzen – doch Beton und Asphalt speichern die Hitze bis in die Nacht. In solchen Momenten wird klar, wie wichtig Stadtbäume sind. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern senken spürbar die Temperatur. Schweizer Forscher haben nun in einer Studie herausgefunden: Manche Bäume halten der Hitze besonders gut stand – und kühlen auch dann noch, wenn das Thermometer fast 40 Grad zeigt. Ganz vorne mit dabei: die Platane.
Platanen als smarte Klimaanlage
Im Sommer 2023 installierten die Forscher Sensoren an acht Platanen im Genfer Vorort Lancy. Der Zeitpunkt war kein Zufall, die Stadt erlebte zwei Hitzewellen mit Rekordtemperaturen. Die Sensoren maßen, wie viel Wasser die Bäume durch ihre Blätter verdunsteten.

Die Ergebnisse überraschten selbst die Wissenschaftler: Statt wie erwartet den Saftstrom zu drosseln, verstärkten die Platanen ihn noch. „Offensichtlich haben wir noch nicht vollständig verstanden, wie Bäume auf extreme Bedingungen reagieren“, sagt Studienleiter Christoph Bachofen.
Starke Kühlleistung durch Bäume
Bei über 39 Grad und trockener Luft verdunsteten die Platanen bis zu 37 Kilogramm Wasser pro Stunde. Das entspricht einer Kühlleistung von 25,3 Kilowatt, genug, um rund ein Drittel der von der Sonne verursachten Erwärmung auszugleichen.
Was bedeutet das für den Alltag? In dicht bebauten Stadtteilen kann das den Unterschied machen: Statt Hitzebelastung wird so der erträgliche Aufenthalt im Freien gewährleistet. Wer im Schatten eines solchen Baums sitzt, kann auf spürbare Erleichterung hoffen, selbst dann, wenn die Sonne gnadenlos scheint. Auch die nächtliche Abkühlung verbessert sich, wenn genug Bäume vorhanden sind, da sie tagsüber weniger Hitze speichern als Asphaltflächen.
Hitzeschutz – bisherige Modelle greifen zu kurz
Die eingesetzten Klimamodelle gingen bisher davon aus, dass sich die Blattporen bei extremer Hitze schließen und die Kühlung deutlich abnimmt. Tatsächlich zeigen viele Baumarten bei Temperaturen über 30 bis 35 Grad genau dieses Verhalten: Die Blätter überhitzen, die Fotosynthese kommt zum Erliegen – und die Poren schließen sich, um weiteren Wasserverlust zu vermeiden.
Doch die in Genf gemessenen Daten widersprachen dieser Annahme. Das Modell prognostizierte nur rund 22 Prozent Kühlleistung, die reale lag bei über 33 Prozent.

Für Stadtverwaltungen und Planer bedeutet das: Grünflächen und Baumbestände sind nicht nur dekorativ – sie übernehmen eine zentrale Funktion im Hitzeschutz. Allerdings kommt dieser Effekt nur zum Tragen, wenn gezielt auf die richtigen Baumarten gesetzt wird. Nicht jeder Baum kühlt gleich stark, und manche Arten kommen mit Hitze und Trockenheit deutlich besser zurecht als andere.
Die Anforderungen der Städte an Bäume
„Tage mit über 30 Grad Celsius werden häufiger“, sagt Christoph Bachofen. Für Städte bedeutet das: Sie müssen ihre Grünflächen an ein heißeres Klima anpassen – und gezielt Bäume pflanzen, die auch unter Extrembedingungen noch kühlen. Die Platane könnte dabei besonders wertvoll sein. Ihre starke Verdunstung wirkt wie eine natürliche Klimaanlage – vorausgesetzt, ihre Wurzeln reichen tief genug in feuchte Bodenschichten.
Kurz zusammengefasst:
- Platanen verdunsten auch bei Temperaturen über 39 °C große Mengen Wasser und kühlen ihre Umgebung wirksam – mehr als bisherige Modelle angenommen haben.
- Die Kühlleistung liegt bei bis zu 25,3 Kilowatt pro Baum und kann rund ein Drittel der solaren Erwärmung ausgleichen.
- Für Städte bedeutet das: Nur bestimmte Bäume eignen sich als effektiver Schutz gegen die Hitze – ihre Auswahl muss gezielt und standortgerecht erfolgen.
Übrigens: Aufgrund steigender Temperaturen entdecken immer mehr Menschen im Sommer den Schwarzwald als kühles Rückzugsziel. Mehr dazu in unserem Artikel.
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