Licht aus, Handy an: Was späte Bildschirmnutzung mit dem Schlaf von Teenagern macht
Viele Teenager greifen im Bett noch schnell zum Handy, doch diese späte Bildschirmnutzung hat negative Auswirkungen auf ihren Schlaf.

Zwischen TikTok und Träumen: Immer mehr Jugendliche tauschen Schlaf gegen Bildschirmzeit im Bett. © Pexels
Vor dem Einschlafen greifen viele Jugendliche gerne zum Handy – zum Chatten, Scrollen oder Zocken. Doch genau dieser Moment scheint entscheidend für ihren Schlaf zu sein. Eine große Studie mit mehr als 10.000 Jugendlichen zeigt, wie stark sich diese Bildschirmnutzung im Bett auf den Schlaf auswirkt – und welche Rolle soziale Faktoren dabei spielen können.
Bildschirmzeit im Bett stört Erholung spürbar
Die Untersuchung basiert auf der Adolescent Brain Cognitive Development-Studie (ABCD), die Jugendliche über zehn Jahre hinweg begleitet. In die jetzt ausgewertete Analyse flossen Daten von 10.305 Teilnehmern ein, die zum Erhebungszeitpunkt 12 bis 13 Jahre alt waren.
Die Studie ergab: Je häufiger Teenager im Bett das Smartphone oder andere Geräte nutzten, desto schlechter schliefen sie. Dabei wurde nicht nur die Schlafdauer kürzer – auch Schlafstörungen traten häufiger auf.
- Fast 70 Prozent der Jugendlichen gaben an, mindestens ein elektronisches Gerät im Schlafzimmer zu haben.
Laut den Daten wirkte die Bildschirmnutzung je nach Geschlecht unterschiedlich auf den Schlaf. Jungen litten stärker unter Schlafstörungen, wenn sie viel Zeit am Bildschirm verbrachten. Bei Mädchen verkürzte sich vor allem die Schlafdauer messbar. Einer anderen Studie zufolge kann dies vor allem bei Mädchen zum Auftreten depressiver Symptome führen.
Die Autoren der Studie vermuten, dass soziale Dynamiken dabei eine Rolle spielen. So sei etwa die sogenannte FOMO (Fear of Missing Out) – die Angst, etwas zu verpassen – bei jungen Mädchen besonders stark ausgeprägt. Dies könnte erklären, warum viele das Handy selbst kurz vor dem Einschlafen nicht beiseitelegen.
Darauf weisen auch die verwendeten Medienarten hin:
- Mädchen waren vor dem Einschlafen vermehrt auf sozialen Netzwerken oder in privaten Chats unterwegs – oder sie hörten Musik
- Bei Jungen dominierten Videospiele und Serien
Soziale Herkunft und Sexualität beeinflussen Nutzungsverhalten
Auch die familiäre Situation hatte Einfluss auf das Verhalten. Jugendliche aus Haushalten mit niedrigerem Einkommen oder geringerer Bildung der Eltern nutzten deutlich häufiger Bildschirme im Bett. Gleichzeitig hatten sie häufiger mehrere Geräte im Schlafzimmer.
Interessanterweise war der Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und Schlafstörungen in besser situierten Haushalten sogar noch stärker. Bei Kindern aus Familien mit einem Einkommen über 75.000 US-Dollar und akademischem Abschluss zeigten sich klarere negative Effekte auf die Schlafdauer.
Erstmals untersuchten die Forscher auch die Rolle der sexuellen Orientierung. Jugendliche, die sich selbst als homosexuell bezeichneten oder ihre Orientierung noch nicht klar einordnen konnten, berichteten von einer intensiveren Nutzung elektronischer Medien vor dem Einschlafen. Dabei kam es allerdings nicht häufiger zu Schlafstörungen als bei anderen Jugendlichen.
Laut den Studienautoren könnte die intensive Mediennutzung für diese Gruppe sogar eine positive Funktion erfüllen – etwa zur Identitätsfindung oder zur Vernetzung mit Gleichaltrigen. Medien mit LGBT-Bezug seien online deutlich einfacher zugänglich und könnten in der Pubertät eine wichtige Rolle spielen.
Ergebnisse basieren auf einer der größten Studien weltweit
Die ABCD-Studie gilt als die weltweit größte Langzeitstudie zur Gehirnentwicklung von Jugendlichen. Sie wird an 21 US-Standorten durchgeführt. Die Ergebnisse gelten aufgrund ihrer breiten Erhebungsbasis als repräsentativ für die USA.
Die Befragung fand teilweise während der Corona-Pandemie statt. Um Verzerrungen durch Homeschooling oder veränderte Schlafrhythmen zu vermeiden, wurden Daten vor und während der Pandemie getrennt analysiert.
Kurz zusammengefasst:
- Jugendliche, die abends im Bett häufiger elektronische Geräte nutzen, schlafen kürzer und schlechter.
- Besonders betroffen sind Mädchen, Jugendliche aus Haushalten mit niedrigem Einkommen sowie solche mit nicht-heterosexueller Orientierung.
- Die negativen Effekte der Bildschirmnutzung auf den Schlaf treten bei Jungen eher als Störungen, bei Mädchen eher als verkürzte Schlafdauer auf.
Übrigens: Exzessive Bildschirmzeit fördert das Auftreten manischer Symptome bei Kindern, wie eine andere Studie aus den USA herausgefunden hat. Mehr dazu in unserem Artikel.
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