Der stille Gefäßkiller – Warum der Cholesterin-Check ab 35 unverzichtbar ist
Schon den Cholesterinwert kontrolliert? Erhöhtes LDL-Cholesterin bleibt oft unbemerkt und steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

LDL-Cholesterin kann sich in den Arterien ablagern und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. © DALL-E
Viele gesundheitliche Risiken lassen sich früh erkennen – wenn man weiß, worauf man achten muss. Ein hoher Cholesterinspiegel gehört nicht dazu. Denn er verursacht keine Schmerzen, keine spürbaren Symptome, keine sichtbaren Warnzeichen. Und doch ist er einer der gefährlichsten Auslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Besonders das LDL-Cholesterin spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Folge können Herzinfarkt, Schlaganfall oder plötzlicher Herztod sein. Die Deutsche Herzstiftung spricht in diesem Zusammenhang von einem „stillen Gefäßkiller“ und macht deutlich, wie eng der Cholesterinspiegel mit Herzkrankheiten zusammenhängt.
LDL-Cholesterin kontrollieren
Prof. Dr. Ulrich Laufs, Kardiologe und Lipidspezialist vom Universitätsklinikum Leipzig, warnt eindringlich: „Um diese Gefahr besonders für Herz und Gehirn zu vermeiden, kommt es darauf an, den Cholesterinwert im Blut regelmäßig zu kontrollieren.“ Nur wer seine Werte kennt, kann rechtzeitig etwas dagegen tun.
Die Deutsche Herzstiftung rät: Ab einem Alter von 35 Jahren sollten Menschen regelmäßig einen Check-up beim Hausarzt machen. Denn dort wird auch der Cholesterinspiegel im Blut überprüft. Besonders wichtig ist das für Menschen mit familiärer Vorbelastung – etwa wenn ein Bruder, eine Schwester oder ein Elternteil schon in jungen Jahren einen Herzinfarkt hatte. Dann sollte man nicht bis zur Lebensmitte warten, sondern schon viel früher handeln.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren, die gemeinsam mit einem erhöhten Cholesterinspiegel die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, zählen laut Deutscher Herzstiftung:
- Rauchen – erhöht die Gefäßschädigung deutlich
- Bewegungsmangel – begünstigt Übergewicht und Bluthochdruck
- Bluthochdruck – belastet die Gefäßwände dauerhaft
- Erhöhter Blutzucker bzw. Diabetes mellitus – beschleunigt Arteriosklerose
- Übergewicht – vor allem viszerales Fett fördert Entzündungsprozesse
- Familiäre Vorbelastung – frühzeitige Herzinfarkte oder Schlaganfälle bei nahen Angehörigen
- Ungesunde Ernährung – etwa hoher Anteil an tierischen Fetten und Zucker
Alle diese Faktoren sollten regelmäßig kontrolliert und – wenn nötig – ärztlich behandelt oder aktiv beeinflusst werden.
LDL-Zielwerte kennen und einhalten
Wie hoch darf das LDL-Cholesterin sein? Das hängt vom persönlichen Risiko ab. Wer keine Vorerkrankungen hat und auch sonst gesund lebt, sollte unter 116 mg/dl (das sind etwa 3,0 mmol/l) bleiben. Menschen mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Nikotinkonsum sollten Werte unter 70 mg/dl anstreben. Bei Patienten mit einer bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankung liegt das Ziel sogar unter 55 mg/dl – also unter 1,4 mmol/l.
Diese Zahlen wirken auf den ersten Blick abstrakt, aber sie können Leben retten. Denn je niedriger das LDL-Cholesterin im Blut, desto geringer ist die Gefahr, dass sich gefährliche Ablagerungen in den Gefäßen bilden.
Je niedriger das LDL-C gesenkt werden kann, desto geringer ist die Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle.
Prof. Dr. Ulrich Laufs
LDL-Cholesterin mit Medikamenten senken
Zum Glück gibt es heute sehr effektive Medikamente, vor allem sogenannte Statine. Sie senken das LDL-Cholesterin im Blut zuverlässig und gelten als gut erforscht. Sie gehören zu den am besten untersuchten Medikamenten überhaupt. Auch für Menschen mit Diabetes ist die Senkung des LDL genauso wichtig wie die Kontrolle des Blutzuckers.
Manche Betroffene berichten über Muskelschmerzen unter Statinen. Solche Beschwerden sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Doch Laufs warnt: „Auf keinen Fall sollten Betroffene eigenhändig ihr Statin absetzen oder die Dosierung reduzieren.“ Oft liegt der Grund der Beschwerden woanders. In jedem Fall sollte gemeinsam mit dem Arzt nach der besten Lösung gesucht werden.
Therapie bei Unverträglichkeit anpassen
Wenn Statine nicht vertragen werden oder nicht ausreichen, gibt es weitere Therapieoptionen. Dazu zählen Ezetimib, Bempedoinsäure oder sogenannte PCSK9-Hemmer. Auch Kombinationen dieser Wirkstoffe sind möglich. Sie können helfen, das LDL noch weiter zu senken – besonders bei Menschen mit sehr hohem Risiko.
Zusätzlich können erhöhte Triglyzeridwerte, eine andere Art von Blutfetten, durch Lebensstilmaßnahmen deutlich beeinflusst werden. Weniger Alkohol und Normalgewicht helfen hier am meisten.
Kurz zusammengefasst:
- Ein hoher Cholesterinspiegel – besonders beim LDL-Cholesterin – kann unbemerkt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
- Wichtige Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes oder familiäre Vorbelastung sollten regelmäßig kontrolliert und möglichst reduziert werden.
- Wer seinen Cholesterinspiegel frühzeitig misst, sich gesund ernährt und bei Bedarf Medikamente wie Statine gezielt einsetzt, kann sein Risiko deutlich senken.
Übrigens: Manche Büro-Kaffeemaschinen lassen Stoffe im Kaffee, die den Cholesterinwert deutlich erhöhen. Welche Maschinen problematisch sind und wie Filterkaffee schützt – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © DALL-E