Antarktischer Eisberg A23a läuft auf Grund – Ein Gigant kommt zum Stillstand
Eisberg A23a, der größte der Welt, ist vor Südgeorgien gestrandet. Wissenschaftler untersuchen seine Auswirkungen auf das dortige Ökosystem.

Der gigantische Eisberg A23a ist nach langer Reise gestrandet – nur 70 Kilometer vor Südgeorgien stoppt sein Drift im Südatlantik. © Wikimedia
Ein massiver Eisberg, fast doppelt so groß wie das Saarland, ist auf Grund gelaufen. A23a, mit einer Fläche von rund 3.360 Quadratkilometern, ist der größte Eisberg der Welt. Jahrzehntelang lag er unbeweglich im Weddellmeer. Doch nun steckt er im Südatlantik, gut 70 Kilometer vor der Insel Südgeorgien fest. Wissenschaftler beobachten gespannt, was als Nächstes passiert – und ob der Eisriese Folgen für das Ökosystem haben wird.
Ein gefrorener Gigant mit bewegter Vergangenheit
A23a ist kein Neuling auf der Weltbühne. Entstanden ist er bereits 1986, als er sich vom Filchner-Ronne-Schelfeis in der Antarktis löste. Jahrzehntelang verharrte der Mega-Eisberg in den eisigen Gewässern des Südpolarmeeres – festgefroren, ohne Bewegung. Doch 2020 begann er plötzlich zu treiben. Strömungen zogen ihn Richtung Norden, vorbei an den Südlichen Orkneyinseln. Dann geriet er in eine Art Strudel – den sogenannten Taylor-Wirbel – und drehte sich monatelang im Kreis, wie ein riesiges Spielzeugboot in einer Badewanne.
Erst Ende 2024 konnte sich der Eisberg aus diesem Wirbel lösen. Er setzte seinen Kurs Richtung Südgeorgien fort – einer abgelegenen Insel, die für ihre gigantischen Pinguinkolonien und Robbenpopulationen bekannt ist. Anfang März 2025 kam er schließlich zum Stillstand: Er hatte den Kontinentalschelf erreicht und war auf Grund gelaufen.
Droht eine Gefahr für die Tierwelt?
Ein Eisberg dieser Größe vor Südgeorgien sorgt für gemischte Gefühle. Die Insel ist ein ökologisches Paradies. Hunderttausende Königspinguine, Seelöwen und Albatrosse sind hier zu Hause. Das Problem: Wenn der Eisberg zu lange an seiner Position bleibt, könnte er die Wege der Tiere zu ihren Nahrungsgründen versperren. Für Pinguine und Robben kann jeder zusätzliche Kilometer, den sie schwimmen müssen, entscheidend sein – denn das kostet wertvolle Energie.
Glaziologen geben jedoch vorerst Entwarnung. „Wenn A23a auf dem Meeresboden bleibt, erwarten wir keine unmittelbaren Bedrohungen“, erklärt Andrew Meijers vom British Antarctic Survey. Doch das kann sich ändern, sollte sich der Koloss in Bewegung setzen oder brechen.
Ein Gigant in Auflösung – Was passiert als Nächstes?
Auch wenn A23a nun festzustecken scheint, wird er nicht ewig bleiben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass er mit der Zeit in kleinere Stücke zerbricht und schließlich schmilzt. Doch dieser Prozess könnte Jahre dauern. Das letzte Kapitel dieses Eisriesen ist also noch lange nicht geschrieben.
Zugleich könnte das Schmelzen des Eisbergs positive Effekte haben. Das Süßwasser, das dadurch in den Ozean gelangt, enthält Nährstoffe wie Eisen – ein wichtiger Bestandteil für das Wachstum von Phytoplankton. Das könnte wiederum das Nahrungsnetz im Südatlantik ankurbeln und Fischbestände fördern.
Ein Spiegelbild der Klimaveränderung?
Die Entstehung und Bewegung von Eisbergen ist ein natürlicher Prozess. Doch viele Forscher fragen sich, ob der Klimawandel ihn beschleunigt. „Das Klima verändert sich und beeinflusst, wie Eisschelfe schmelzen“, sagt Indrani Das vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University laut der New York Times. „Eisschelfe verlieren Masse, weil sich der Ozean erwärmt. Kalben (das Abbrechen größerer Eismassen von im Meer oder in Binnengewässern endenden Gletschern) ist ein natürlicher Vorgang, aber dieser Prozess könnte durch den Klimawandel verstärkt werden.“
A23a ist also nicht nur ein faszinierendes Naturphänomen. Er steht auch sinnbildlich für das, was in der Antarktis passiert: Die Gletscherwelt ist in Bewegung – mit möglichen Folgen für die ganze Welt.
Wissenschaftler behalten den Eisberg im Blick
Eisberge dieser Größe sind selten, aber nicht einmalig. In den letzten Jahren trieben immer wieder gigantische Eisbrocken weit in den Süden. Einer von ihnen erreichte sogar eine Position nur 1.000 Kilometer vor der australischen Stadt Perth.

Das Schicksal von A23a bleibt daher spannend. Wird er weiter Richtung Norden treiben? Oder wird er sich langsam auflösen, ohne große Spuren zu hinterlassen? Für Forscher ist er ein ideales Studienobjekt, um mehr über die Dynamik von Eisbergen und ihre Auswirkungen auf das Klima zu erfahren.
So oder so: Die Reise dieses gefrorenen Giganten ist noch lange nicht vorbei.
Kurz zusammengefasst:
- A23a, der größte Eisberg der Welt, ist nach jahrzehntelangem Stillstand in Bewegung geraten und nun vor der Insel Südgeorgien auf Grund gelaufen.
- Wissenschaftler beobachten mögliche Auswirkungen auf das Ökosystem, da der Koloss Wege zu Nahrungsquellen blockieren könnte, aber auch Nährstoffe ins Meer freisetzt.
- Langfristig wird der Eisberg in kleinere Stücke zerbrechen und schmelzen, was Jahre dauern kann – Forscher untersuchen, ob der Klimawandel diesen Prozess beschleunigt.
Übrigens: Während Eisberg A23a im Südatlantik auf Grund läuft, verändert das Schmelzen antarktischer Gletscher eine der mächtigsten Meeresströmungen der Erde. Forscher warnen, dass der Antarktische Zirkumpolarstrom durch Schmelzwasser langsamer wird – mit potenziell dramatischen Folgen für das Klima. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Aqua mission / MODIS Land Rapid Response Team, NASA GSFC via Wikimedia unter Public Domain