Schlaflos, rastlos, außer Kontrolle: Exzessive Bildschirmzeit bei Kindern fördert manische Symptome

Schlafmangel, Hyperaktivität, Kontrollverlust: Kinder mit einer exzessiv hohen Bildschirmzeit zeigen eher manische Symptome.

Daten von über 9.200 Kindern in den USA haben gezeigt, dass eine täglich hohe Bildschirmzeit mit manischen Symptomen korreliert. © Vecteezy

Daten von über 9.200 Kindern in den USA haben gezeigt, dass eine täglich hohe Bildschirmzeit mit manischen Symptomen korreliert. © Vecteezy

Kinder und Jugendliche in den USA verbringen heute durchschnittlich 8 Stunden pro Tag vor einem Bildschirm – doppelt so viel wie noch vor Beginn der Corona-Pandemie. Laut einer Studie der University of Toronto könnten Kinder aufgrund der gestiegenen Bildschirmzeit mit einem Anstieg manischer Symptome zu kämpfen haben. 

Diese Symptome umfassen unter anderem extreme Euphorie, unkontrolliertes Reden und einen gesteigerten Aktivitätsdrang. Bislang gab es wenige Untersuchungen zu diesem Zusammenhang, insbesondere bei Kindern zwischen 10 und 11 Jahren.

Manische Symptome und ihr Einfluss auf Kinder

Eine bipolare Störung tritt oft schon in der Jugend auf. Eine frühe Diagnose ist wichtig, da sich unbehandelte Symptome verschlimmern können: Kinder mit bipolaren Störungen berichten von einer geringeren Lebensqualität im Vergleich zu anderen psychisch erkrankten Kindern. Zudem besteht ein erhöhtes Suizidrisiko. 

Die Studie aus Toronto untersuchte, ob exzessive Bildschirmzeit mit manischen Symptomen korreliert. Dabei spielten vorwiegend soziale Medien, Videospiele und kurze Videoformate eine Rolle.

Die Forscher analysierten Daten von über 9.200 Kindern, die an der „Adolescent Brain Cognitive Development Study“ teilnahmen. Untersucht wurde die Bildschirmzeit im ersten Jahr der Studie und die Entwicklung manischer Symptome im dritten Jahr. Die Wissenschaftler berücksichtigten dabei Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status sowie bereits bestehende psychische Symptome.

Klarer Zusammenhang mit sozialen Medien und Videospielen

Die Ergebnisse zeigten, dass eine hohe tägliche Bildschirmzeit im ersten Jahr mit stärkeren manischen Symptomen im dritten Jahr verbunden war. Besonders auffällig war der Zusammenhang bei der Nutzung sozialer Medien und von Videospielen. Fernsehen und Videochats hatten hingegen keinen signifikanten Einfluss. Da sich die Studie jedoch auf selbstberichtete Daten stützt, können die Ergebnisse eine gewisse Ungenauigkeit beherbergen.

Warum steigert Bildschirmzeit das Risiko?

Die Wissenschaftler vermuten mehrere Gründe für diesen Zusammenhang. Exzessiver Medienkonsum aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Social-Media-Plattformen und Videospiele setzen gezielt Mechanismen ein, die sofortige Belohnungen auslösen – etwa Likes, Punkte oder Erfolge im Spiel. Dies könnte ähnlich wie bei manischen Episoden zu einer übersteigerten Euphorie und gesteigerter Aktivität führen. 

Schlafmangel als wichtiger Einflussfaktor

Ein weiterer Faktor ist Schlafmangel: Kinder, die viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen, schlafen oft weniger. Das wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit aus. Kurze Schlafzeiten und ein unregelmäßiger Schlafrhythmus wurden in der Studie mit manischen Symptomen in Verbindung gebracht. Besonders problematisch war dies bei Kindern, die exzessiv soziale Medien oder Videospiele nutzen. Der Faktor des Schlafmangels deutet darauf hin, dass nicht nur die Nutzung selbst, sondern auch die dadurch verursachten Nebenwirkungen eine Rolle spielen.

Korrelation heißt nicht gleich Kausalität

Obwohl die Studie einen deutlichen Zusammenhang zeigt, kann sie keine eindeutige Kausalität beweisen. Es bleibt unklar, ob hohe Bildschirmzeiten manische Symptome verstärken oder ob Kinder mit solchen Symptomen eher dazu neigen, länger vor dem Bildschirm zu sitzen. So berichtete eine Mutter etwa, die Bildschirmzeit ihrer Kinder nicht zu begrenzen – und damit Erfolg zu haben. Weitere Forschung ist demnach notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen und gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

Kurz zusammengefasst:

  • Kinder in den USA haben eine tägliche Bildschirmzeit von rund acht Stunden, was laut einer neuen Studie mit einem Anstieg manischer Symptome wie Schlafmangel und Hyperaktivität zusammenhängen könnte.
  • Besonders Social Media und Videospiele stehen im Verdacht, das Belohnungssystem des Gehirns zu überreizen und den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stören.
  • Es besteht zwar ein deutlicher Zusammenhang, aber weitere Studien sind nötig, um eine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung zu bestätigen.

Bild: © Vecteezy

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