Warum die Hüfte mit unseren Emotionen verbunden ist
Hüftöffnende Yoga-Übungen können emotionale Blockaden lösen. Der Zusammenhang zwischen Hüfte und Emotionen hat sowohl physische als auch psychologische Aspekte.
Julia Wadhawan ist Yogalehrerin und Autorin und sagt, es gibt eine tiefe Verbindung zwischen Yoga und psychologischen Prozessen – insbesondere im Hinblick auf die oft gehörte Behauptung, dass Emotionen in der Hüfte gespeichert sind. In einem Artikel für den SPIEGEL beschreibt sie, dass viele Menschen dieser Idee zunächst mit Skepsis begegnen, doch es gibt wissenschaftliche und psychologische Erklärungen, die diese Annahme stützen.
Sitzen die Emotionen wirklich in der Hüfte?
Eine Freundin der Autorin erzählte, wie sie während eines Yoga-Urlaubs beim Üben plötzlich in Tränen ausbrach. Während sie die Feuerstapelhaltung, eine sogenannte „hüftöffnende“ Pose, einnahm, verspürte sie plötzlich einen kurzen, intensiven Schmerz in der Hüfte, gefolgt von einem Gefühl der Erleichterung. „Während die Lehrerin mich tiefer in die Haltung zog, liefen mir die Tränen“, berichtet sie. Nach der Stunde fühlte sie sich aufgewühlt, aber auch erleichtert.
Dieses Phänomen ist nicht ungewöhnlich in der Yoga-Praxis. Günter Niessen, Orthopäde und Yogalehrer aus Berlin, erklärt: „Die Hüfte ist der wesentliche Teil unserer menschlichen Aufrichtung.“ Das Hüftgelenk verbindet das Becken mit dem Oberschenkelknochen und ermöglicht eine große Bewegungsfreiheit. Viele Muskeln, Sehnen und Bänder stabilisieren dieses Gelenk, was es zu einem wichtigen Zentrum unserer körperlichen Bewegung macht.
Warum sitzen die Emotionen in der Hüfte?
Die Behauptung, dass Emotionen in der Hüfte „sitzen“, klingt zunächst esoterisch, doch es gibt eine physiologische Grundlage. Niessen erklärt:
Emotionen setzen uns in Bewegung. Das E steht für Energie, Motion ist Bewegung.
Günter Niessen
Das limbische System im Gehirn verarbeitet emotionale Reize und aktiviert dabei das autonome Nervensystem. Dadurch spannen sich die Muskeln im ganzen Körper an, um auf Emotionen wie Angst oder Freude zu reagieren.
Dieser Spannungszustand kann, wenn er nicht gelöst wird, zu einer Art „Daueranspannung“ führen. „Alles fühlt sich eng an“, beschreibt Niessen das Gefühl, das viele Menschen bei emotionalem Stress empfinden. Besonders die Hüften, aber auch Schultern, Nacken und Rumpf sind oft von dieser Anspannung betroffen.
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Hüftöffnende Yoga-Übungen und emotionale Entlastung
Yoga kann durch gezielte Übungen dabei helfen, diese Spannungen zu lösen. Hüftöffnende Asanas wie der Lotussitz oder die tiefe Yoga-Hocke wirken auf die Muskulatur der Hüften und Beine, dehnen sie und bauen Spannungen ab. „Für eine bewegliche und stabile Hüfte brauchen wir starke und bewegliche Vorder- und Rückseiten der Beine“, erklärt Niessen. Verkürzte Beinrückseiten etwa können das Becken „von hinten festhalten“, was zu Schmerzen im unteren Rücken führen kann. Hüftöffnende Posen aktivieren und dehnen genau diese Muskeln.
Die Rolle der Chakren
Im yogischen Verständnis wird die Hüfte nicht nur als körperliche Struktur, sondern auch als energetisches Zentrum betrachtet. Zwei Chakren befinden sich in dieser Region: das Wurzelchakra im Bereich des Beckenbodens, das Stabilität und Sicherheit repräsentiert, und das Sakralchakra unterhalb des Bauchnabels, das für kreative Energie und sexuelle Lust steht. Beim Üben von hüftöffnenden Posen rotieren die Beine nach außen, was den Intimbereich ungeschützt freilegt. „Das trainiert eine besondere Form von Vertrauen und Hingabe“, sagt Niessen. Für Menschen, die in dieser Region traumatische Erfahrungen gemacht haben, könne das Üben solcher Posen auch Traumareaktionen auslösen. Deshalb sei es wichtig, mit traumasensiblen Lehrern zu arbeiten.
Eine Frage des Loslassens
Auch wenn die Vorstellung, dass Emotionen in der Hüfte sitzen, zunächst unwissenschaftlich klingt, zeigt die Erfahrung vieler Yoga-Praktizierender, dass diese Posen eine tiefgreifende Wirkung haben können. „Was zählt, ist, dass Sie sich dafür geöffnet haben, loszulassen“, resümiert Niessen. Emotionale Blockaden lösen sich nicht nur im Geist, sondern auch im Körper – und die Hüfte scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen.
Was du dir merken solltest:
- Hüftöffnende Yoga-Übungen können emotionale Spannungen lösen, da Emotionen oft im Körper, besonders in den Hüften, gespeichert werden.
- Die Beweglichkeit der Hüfte hängt von der individuellen Anatomie, der Muskulatur und alltäglichen Bewegungen ab.
- Im yogischen Verständnis sind die Hüften auch energetische Zentren, die für Sicherheit, Kreativität und emotionale Ausgeglichenheit stehen.
Bild: © Vecteezy
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