Deutsche nutzen Cannabis bei Stress und Schlafproblemen – doch der Kauf bleibt meist illegal

Laut einer neuen Studie nutzen viele Deutsche Cannabis zur Linderung von Stress. Doch der Zugang zum legalen Gras bleibt problematisch.

Die meisten Cannabiskonsumenten in Deutschland konsumieren aus gesundheitlichen Gründen. © Vecteezy

Seit dem 1. April 2024 dürfen Erwachsene in Deutschland legal bis zu 50 Gramm Cannabis besitzen und 25 Gramm mit sich führen. Das neue Cannabisgesetz erlaubt zudem, bis zu drei Pflanzen für den Eigenbedarf zu züchten. Die Legalisierung war von kontroversen Debatten begleitet: Kritiker warnten vor gesundheitlichen Gefahren, während Befürworter auf die Eindämmung des Schwarzmarkts und eine bessere Qualitätskontrolle setzten. Doch trotz dieser Gesetzesänderung bleibt der Zugang zu legalem Cannabis für viele problematisch. Viele Konsumenten, die Cannabis aus gesundheitlichen Gründen nutzen – vor allem zur Linderung von Stress und Schlafproblemen – beziehen es weiterhin illegal.

Laut einer Umfrage der Bloomwell GmbH, Europas größter Plattform für medizinisches Cannabis, spielt der Schwarzmarkt nach wie vor eine zentrale Rolle. Von den 3.092 befragten Personen konsumierten 1.009 in den letzten zwölf Monaten Cannabis, viele griffen auf den illegalen Markt zurück.

Der Schwarzmarkt bleibt dominant

Trotz der legalen Alternativen beziehen immer noch 59,5 Prozent der Befragten ihr Cannabis überwiegend illegal. Dies ist nicht nur gesundheitlich bedenklich, sondern zeigt auch, dass die bestehenden legalen Angebote oft nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Dr. Julian Wichmann, Geschäftsführer der Bloomwell GmbH, betont: „Es ist besorgniserregend, dass so viele Menschen, die Cannabis aus gesundheitlichen Gründen benötigen, weiterhin auf illegale Quellen angewiesen sind.“

Übrigens: Laut Dr. med. Julian Wichmann hat sich medizinisches Cannabis als effektive alternative Behandlungsmöglichkeit bei Depressionen und Angststörungen in der Medizin erwiesen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Legale Alternativen: Eigenanbau und Apotheken

Der Anbau von bis zu drei Cannabispflanzen für den Eigenbedarf ist seit der Gesetzesänderung erlaubt und wird von 14,8 Prozent der Konsumenten genutzt. Gleichzeitig beziehen fast die Hälfte der Befragten Cannabis von Freunden oder Bekannten. Der reguläre Kauf in Apotheken bleibt jedoch begrenzt: Nur 25,7 Prozent der Konsumenten nutzen diese Möglichkeit regelmäßig, heißt es. Die niedrige Zahl könnte darauf zurückzuführen sein, dass viele Konsumenten nur zeitweise als Patienten eingestuft werden und somit keinen dauerhaften Zugang zu medizinischem Cannabis haben.

Fast 30 Prozent der Befragten äußern Bedenken hinsichtlich gesundheitlicher Schäden durch verunreinigtes oder minderwertiges Cannabis. Mehr als ein Viertel hat bereits negative Erfahrungen mit illegal erworbenen Produkten gemacht, heißt es in der Studie.

Telemedizin als Schlüssel zu sicherem Zugang

Um den Zugang zu medizinischem Cannabis zu erleichtern, sieht Wichmann in der Telemedizin einen wichtigen Lösungsansatz. „Telemedizin ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte, personalisierte Behandlung“, erklärt er. Besonders bei weit verbreiteten Beschwerden wie Schlafstörungen oder Stress, für die herkömmliche Behandlungsoptionen oft unzureichend sind, könnte Cannabis eine wirksame Alternative darstellen.

91,7 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine Behandlung per App bevorzugen würden, bei der das Cannabis direkt aus der Apotheke geliefert wird. Diese moderne und bequeme Versorgung könnte nicht nur den Zugang erleichtern, sondern auch dazu beitragen, den Schwarzmarkt weiter zu reduzieren.

Hürden in der ärztlichen Versorgung

Die Umfrage ergab auch, dass der Zugang zu medizinischem Cannabis für viele Patienten weiterhin schwierig ist. Nur 9,2 Prozent der Befragten haben problemlos einen Arzt gefunden, der sie bei der Cannabis-Therapie kompetent begleitet. Bei rund einem Drittel der Konsumenten sei eine Erkrankung von einem Arzt diagnostiziert worden, doch über ein Fünftel der Befragten berichteten, dass Ärzte ablehnend gegenüber medizinischem Cannabis eingestellt sind.

Was du dir merken solltest:

  • Laut einer Umfrage nutzen 94,4 Prozent der deutschen Cannabiskonsumenten Cannabis aus gesundheitlichen Gründen, wobei Schlafprobleme und Stress die häufigsten Anwendungsbereiche sind.
  • Trotz der Möglichkeit des Eigenanbaus und legaler Alternativen beziehen knapp 60 Prozent ihr Cannabis weiterhin hauptsächlich illegal, was mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden ist.
  • Der Zugang zu medizinischem Cannabis bleibt schwierig, und viele Patienten fordern einen Ausbau der telemedizinischen Versorgung, um den Zugang zu erleichtern.

Übrigens: Cannabiskonsum kann das Gehirn nachhaltig beeinflussen. Risiken umfassen psychotische Störungen und Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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