Alte russische Öltanker sind eine tickende „Zeitbombe“ für die Ostsee

Die Zahl veralteter, schlecht versicherter russischer Öltanker in der Ostsee steigt. Die Küste ist durch mögliche Unfälle stark gefährdet.

Protest on the Baltic Sea against Russian Oil Exports with Outdated TankersProtest auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern

Mit Schlauchbooten fuhren die Greenpeace-Aktivisten vor den russischen Tanker „Seagull“. © Greenpeace

Die Zahl russischer Öltanker, die trotz Sanktionen die Ostsee durchqueren, nimmt stark zu. Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt warnte vor den Risiken, die von diesen veralteten und schlecht versicherten Schiffen ausgehen. „Das Regime in Moskau unterläuft schamlos das Öl-Embargo“, sagte er. Vor allem die Strände von Schleswig-Holstein seien gefährdet, wenn es zu einem Ölunfall kommt.

Greenpeace veröffentlichte dazu eine Analyse. Die Fahrten von Rohöltankern in der Ostsee sind seit 2021 um 70 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist das Durchschnittsalter der Schiffe von 8,9 auf 16,6 Jahre angestiegen. Viele dieser Tanker sind nicht ausreichend versichert und haben technische Mängel.

Küstenregionen unter hoher Gefahr

Beliebte Strände wie Fehmarn, Eckernförde und Warnemünde sind besonders bedroht. Goldschmidt forderte mehr Informationen vom Bund. „Es kann nicht sein, dass hier russische Zeitbomben an unseren Küsten entlangfahren, ohne dass wir ausreichend informiert sind“, kritisierte er laut SZ. Er will, dass der Bund strenge Kontrollen der Tanker einführt.

Greenpeace protestiert gegen Öltanker

Greenpeace machte mit einer Aktion auf die Gefahren aufmerksam. Zehn Aktivisten protestierten vor Rostock gegen die russischen Rohölexporte. „Die Bundesregierung muss unsere Küsten vor einer Ölpest schützen“, forderte Greenpeace-Sprecher Maack. Mit Schlauchbooten fuhren die Aktivisten vor den Tanker „Seagull“ und zeigten ein Banner mit der Aufschrift „Oil kills“. Der 250 Meter lange Tanker transportiert russisches Rohöl und fährt unter der Flagge der Cook-Inseln.

Die „Seagull“ steht exemplarisch für viele Schiffe, die unter der Flagge kleiner Inselstaaten fahren. Diese Schiffe sind oft alt und haben technische Mängel. Trotz dieser Defizite transportieren sie weiterhin Rohöl von Russland in Länder wie Indien.

Gefahr für Naturschutzgebiete

Laut Greenpeace fahren viele dieser Tanker durch empfindliche Naturschutzgebiete wie die Kadetrinne oder den Fehmarnbelt. Sollte es zu einem Unfall kommen, wären nicht nur die Strände, sondern auch wichtige Vogelschutzgebiete und Naturräume bedroht. Um das Ausmaß einer möglichen Katastrophe zu zeigen, setzte Greenpeace Bojen mit Peilsendern aus. Eine der Bojen trieb an der Insel Fehmarn vorbei und erreichte die schleswig-holsteinische Küste bei Damp.

Das Experiment veranschaulichte, wie weit sich Öl nach einem Tankerunglück ausbreiten würde. „Ein Ölunfall hätte verheerende Auswirkungen auf weite Teile der Küste“, warnte Greenpeace.

Forderungen nach schärferen Kontrollen

Goldschmidt fordert strengere Maßnahmen von der Bundesregierung. Er möchte, dass Tanker strengen Sicherheitskontrollen unterliegen und ihre Seetauglichkeit regelmäßig überprüft wird. „Eine Ölkatastrophe wäre verheerend für die ohnehin durch den Klimawandel belastete Ostsee“, betonte er.

Greenpeace unterstützt diese Forderungen und verlangt eine Lotsenpflicht für Tanker sowie ausreichenden Versicherungsschutz. Nur technisch einwandfreie Schiffe sollten die Ostsee passieren dürfen, um eine sichere Passage zu gewährleisten.

Was du dir merken solltest:

  • Die Zahl russischer Öltanker, die trotz Sanktionen die Ostsee durchqueren, hat stark zugenommen, wobei viele Schiffe veraltet und unzureichend versichert sind, was eine erhöhte Unfallgefahr darstellt.
  • Der Umweltminister von Schleswig-Holstein, Tobias Goldschmidt, und Greenpeace warnen vor den Risiken für die Küstenregionen und fordern strengere Kontrollen sowie mehr Sicherheitsmaßnahmen für die Schiffe.
  • Besonders bedroht sind empfindliche Naturschutzgebiete und beliebte Strände, da ein Ölunfall verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und die Ostseeküste hätte.

Übrigens: Pläne für den Tiefseebergbau alarmieren Greenpeace: Die Umsetzung würde ganze Ökosysteme im Meer gefährden. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Greenpeace

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