Zellen zwischen Leben und Tod: Was ist der „dritte Zustand“?

Forscher haben entdeckt, dass Zellen nach dem Tod neue Fähigkeiten entwickeln können, die sie zu Lebzeiten nicht hatten. Das könnte die Medizin revolutionieren.

Zellen entwickeln nach dem Tod des Organismus neue Fähigkeiten. © Unsplash

Wissenschaftler haben eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Zellen eines toten Organismus können in einen Zustand übergehen, der weder Leben noch Tod entspricht. Dieser „dritte Zustand“ gibt den Zellen plötzlich Fähigkeiten, die sie im Leben nie hatten – und könnte unser Verständnis von Leben und Tod komplett verändern.

Im Gegensatz zur traditionellen Sichtweise, dass Leben und Tod Gegensätze darstellen, zeigte die Forschung, dass Zellen nach dem Tod neue Fähigkeiten erlangen können. So konnten sie in diesem „dritten Zustand“ weiterhin funktionieren und sogar neue Organismen bilden. In einem Artikel in The Conversation erklärten die Forscher Professor Peter Noble von der University of Washington und Alex Pozhitkov vom City of Hope National Medical Center, dass Zellen unter bestimmten Bedingungen – wie der Versorgung mit Nährstoffen, Sauerstoff oder bioelektrischen Signalen – die Fähigkeit haben können, sich in multizelluläre Organismen zu verwandeln, die im Leben des ursprünglichen Organismus so nicht existierten.

Neue Möglichkeiten durch Zellveränderungen

Die Forscher überprüften eine Reihe von Studien, die sich mit der Fähigkeit von Zellen beschäftigten, nach dem Tod eines Organismus weiter zu existieren. Ein Beispiel aus dem Jahr 2021 zeigte, dass Hautzellen von toten Fröschen in einer Laborschale zu multizellulären Organismen wurden. Diese neuen Gebilde, sogenannte „Xenobots“, nutzten ihre winzigen haarähnlichen Strukturen, die Cilien, um sich aktiv zu bewegen. Die Zellen entwickelten Verhaltensweisen, die im Leben des Frosches nicht auftraten.

Die Forscher stellen in der Studie, die in der Fachzeitschrift Physiology erschien, die Hypothese auf, dass Zellen ein „elektrisches System“ besitzen, das nach dem Tod aktiv wird. Spezialisierte Kanäle und Pumpen in der Zellmembran erzeugen diese elektrischen Signale, die es den Zellen ermöglichen könnten, miteinander zu kommunizieren und neue Funktionen wie Wachstum oder Bewegung auszuführen.

Auswirkungen auf die Medizin

Die Forscher glauben, dass dieser „dritte Zustand“ weitreichende Auswirkungen auf die Medizin haben könnte, insbesondere in der regenerativen Medizin. Weitere Experimente an menschlichen Zellen könnten dazu führen, dass die Definition des „rechtlichen Todes“ neu überdacht wird. Die Entdeckung könnte dabei helfen, die Grenzen des Lebens besser zu verstehen und sogar neue Ansätze in der Behandlung von Krankheiten zu finden.

Die Forscher stellten fest, dass Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Geschlecht und die Art der Spezies beeinflussen könnten, wie Zellen in diesen Zustand übergehen. Trotz der Entdeckungen bleibt es vorerst ein Rätsel, wie genau die Zellen in diesem Zustand funktionieren.

Was du dir merken solltest:

  • Wissenschaftler haben entdeckt, dass Zellen nach dem Tod in einen „dritten Zustand“ übergehen können, in dem sie neue Fähigkeiten erlangen, die sie zu Lebzeiten nicht hatten.
  • Diese Zellen können unter bestimmten Bedingungen zu neuen Organismen werden, was das Verständnis von Leben und Tod grundlegend verändern könnte.
  • Die Forschungsergebnisse könnten weitreichende Auswirkungen auf die Medizin haben, insbesondere in der regenerativen Medizin und der Definition des Todes.

Übrigens: Wissenschaftler haben einen bedeutenden Fortschritt in der Altersforschung erzielt und eine Methode entwickelt, um gezielt die sogenannten „Zombie“-Zellen zu bekämpfen, die das Altern beschleunigen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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