Verheerende Waldbrände in Kanada kühlten die Erde ab – allerdings nur für kurze Zeit
Im Zuge massiver Waldbrände, die im Jahr 2023 in Kanada wüteten, sanken die Temperaturen auf der Nordhalbkugel – bis nach Ostsibirien.

Insgesamt verbrannte im Jahr 2023 in Kanada eine Waldfläche, die so groß ist wie der US-Bundesstaat West Virginia. © Vecteezy
Im Sommer 2023 brannten rund fünf Prozent der gesamten kanadischen Waldfläche nieder. Die Rauch- und Rußpartikel veränderten dabei nicht nur die Luftqualität, sondern auch spürbar das Klima auf der Nordhalbkugel. Besonders betroffen von den Folgen der Waldbrände war Kanada selbst, aber auch in weit entfernten Regionen wie Sibirien gingen die Temperaturen zurück.
Waldbrände ließen beispiellose Mengen an CO2 frei
Auf der Allgemeinversammlung der European Geosciences Union (EGU) 2025 sprachen Forscher von einem beispiellosen Extremereignis: Die ausgestoßenen Emissionen aus der verbrannten Biomasse erreichten ein Niveau, das mit dem jährlichen CO2-Ausstoß großer Industrieländer vergleichbar sei.
Laut einer Analyse des World Resources Institute und der University of Maryland aus dem Jahr 2024 stießen die Brände 3,28 Milliarden Tonnen CO2 aus. Das entspricht mehr als dem Vierfachen der Emissionen des globalen Flugverkehrs – und sogar mehr als ganz Indien im selben Jahr durch fossile Energieträger verursachte. Dies stellt die höchsten je gemessenen Kohlenstoffemissionen Kanadas dar.
Da mag es für manche auf den ersten Blick paradox erscheinen, dass neue Modellergebnisse gleichzeitig eine lokale Temperatursenkung von bis zu 5,44 Grad Celsius zeigen. Durchschnittlich kühlte sich die gesamte Nordhalbkugel infolge der verheerenden Waldbrände um 0,91 Grad ab – wie passt das zusammen?
Die Erklärung liegt in den freigesetzten Rauch- und Rußpartikeln: Diese lagerten sich in der Atmosphäre ab, reflektierten dort einen Teil der Sonneneinstrahlung und sorgten so kurzfristig für eine Abkühlung. Gleichzeitig gelangte das ausgestoßene CO2 in die Atmosphäre, wo es langfristig zur Erwärmung beiträgt. Die Waldbrände verursachten also einen doppelten Effekt – kurzfristige Kühlung durch Aerosole, aber langfristige Erwärmung durch Treibhausgase.
Simulationen zeigen globale Folgen der Rauchwolke
Das Forscherteam arbeitete mit dem Klimamodell EC-Earth3 und nutzte Emissionsdaten des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (GFAS). In zwei Ensembles mit jeweils zehn Simulationen – einmal mit, einmal ohne die Emissionen der Waldbrände – wurden Unterschiede in Temperatur, Zirkulation und Bewölkung untersucht.
Wie die EGU berichtet, zeigte sich eine massive Verschiebung der großräumigen Luftzirkulation. Durch den Rauchtransport in Troposphäre und Stratosphäre kühlten sich sogar Gebiete in Ostsibirien spürbar ab. Gleichzeitig verschlechterte sich die Luftqualität in Städten wie New York City. Mehr als 200 Gemeinden mit insgesamt rund 232.000 Menschen mussten evakuiert werden.
Brände sorgten für ein Viertel des globalen Waldverlusts
Insgesamt verbrannten 77.574 Quadratkilometer Wald – eine Fläche größer als der US-Bundesstaat West Virginia. Das ist sechsmal mehr als im Schnitt der Jahre 2001 bis 2022. James MacCarthy, Hauptautor der Maryland-Studie, erklärte, dass Kanada im Jahr 2023 allein für 27 Prozent des weltweiten Waldverlusts verantwortlich war. Normalerweise liege der Anteil bei rund 6 Prozent.
„Der Verlust so vieler Wälder ist sehr besorgniserregend“, sagte Jacob Bendix, Umweltwissenschaftler an der Syracuse University. Denn mit dem Wald geht auch der gespeicherte Kohlenstoff verloren. Und auch wenn neue Bäume nachwachsen, dauert es Jahrzehnte, bis sie dieselbe Menge CO2 wieder aufnehmen.
Klimawandel gilt nach wie vor als Hauptursache
Von Mai bis Oktober 2023 lagen die Temperaturen in Kanada im Schnitt 2,2 Grad über dem Normalwert. Im Mai und Juni waren es regional sogar 8 bis 10 Grad mehr. Diese extremen Bedingungen begünstigten die Feuer.
Laut Feuerexperte Mike Flannigan sei 2023 ein „außergewöhnliches Jahr“ gewesen – doch es sei zu erwarten, dass der Klimawandel künftig häufiger solche Extreme begünstigt. „Es besteht kein Zweifel, dass der Klimawandel der Haupttreiber für den globalen Anstieg der Waldbrände ist“, sagte er laut der Washington Post.
Die Waldbrände, die Kanada 2023 heimgesucht haben, zeigen damit eindrücklich, wie eng lokale Katastrophen und globale Klimaeffekte miteinander verknüpft sind – mit messbaren Folgen für Mensch, Umwelt und Atmosphäre.
Kurz zusammengefasst:
- Die Waldbrände in Kanada im Jahr 2023 setzten rund 3,28 Milliarden Tonnen CO2 frei – mehr als der gesamte Flugverkehr weltweit.
- Durch die enorme Rauchentwicklung kam es zu einer messbaren Abkühlung von bis zu 5,44 Grad Celsius – sogar in fernen Regionen wie Sibirien.
- Der Klimawandel förderte die Brände deutlich, denn hohe Temperaturen und Trockenheit machten die Wälder besonders anfällig.
Bild: © Vecteezy