Alarmierende Studie: Höherer Fluoridgehalt im Trinkwasser senkt IQ bei Kindern deutlich
Eine Studie zeigt, dass höhere Fluoridwerte bei Kindern mit einem niedrigeren IQ zusammenhängen können. Experten fordern eine Überprüfung bisheriger Richtlinien.
Eine umfassende Analyse bringt hohe Fluoridwerte im Körper mit der Intelligenz von Kindern in Zusammenhang. Laut einer neuen Studie sinkt der IQ von Kindern um durchschnittlich einen Punkt für jedes zusätzliche Milligramm Fluorid pro Liter Urin. Diese Messmethode berücksichtigt alle Fluoridquellen, von Trinkwasser bis Zahnpasta.
Obwohl ein Punkt kaum dramatisch erscheint, entwerfen die Wissenschaftler größere Szenarien. „Ein Rückgang des IQs um fünf Punkte würde in einer Bevölkerung fast doppelt so viele Menschen mit geistiger Beeinträchtigung bedeuten“, schreiben die Autoren.
Ein langer Weg zur Veröffentlichung
Die Studie, die laut CNN bereits 2015 begann, musste mehrere Prüfungen durchlaufen, bevor sie im August 2024 vollständig veröffentlicht wurde. Im darauffolgenden September stützte sich ein US-Bundesgericht auf die Ergebnisse und forderte die amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) auf, den Fluoridgehalt im Trinkwasser stärker zu regulieren. Richter Edward Chen hielt fest: „Das Risiko durch die derzeitige Fluoridbelastung im Trinkwasser rechtfertigt eine Anpassung der Grenzwerte.“
Seit Jahrzehnten wird Fluorid dem Trinkwasser vieler Städte in den USA zugesetzt, um Karies vorzubeugen. Gleichzeitig gibt es Regionen, in denen Fluorid natürlicherweise im Grundwasser vorkommt. Doch trotz dieser Erfolge bei der Zahngesundheit fordern immer mehr Wissenschaftler eine Neubewertung der Risiken.
„Es ist Zeit, innezuhalten“
Zu den prominentesten Stimmen gehört der Epidemiologe Dr. Bruce Lanphear von der Simon Fraser University in Kanada. Er schrieb in einem Kommentar zur Studie: „Die Beweise sind überzeugend, auch wenn sie nicht endgültig sind.“ Er plädiert für eine Überprüfung bisheriger Einschätzungen, statt alte Empfehlungen beizubehalten.
Die Forscher analysierten insgesamt 74 Studien aus zehn Ländern, wobei 45 aus China stammen. Dort fiel Forschern als erstes auf, dass in Gebieten mit besonders hohem Fluoridgehalt auffallend niedrigere IQ-Werte auftraten. Aber auch Studien aus Mexiko und Kanada lieferten wichtige Daten.
Wer hat recht? Wissenschaftliche Debatte um Datenlage
Nicht alle Experten teilen die Besorgnis. Dr. Steven Levy, Zahnarzt und Forscher an der Universität von Iowa, kritisierte, dass Tierversuche, in denen Ratten keine geistigen Einschränkungen durch Fluorid zeigten, nicht berücksichtigt wurden. Zudem wies er darauf hin, dass viele Studien nicht aus den USA stammten und laut den Autoren selbst ein hohes Verzerrungspotenzial hätten.
Trotzdem bestätigen die Studienautoren, dass bisher unklar sei, ob der in den USA empfohlene Grenzwert von 0,7 Milligramm Fluorid pro Liter Trinkwasser sicher ist.
Sieben IQ-Punkte weniger: Ein eindrückliches Ergebnis
Eine der umfassendsten Analysen im Rahmen der Studie untersuchte fast 21.000 Kinder aus 59 Studien und fand signifikante Unterschiede in den IQ-Werten. Kinder mit den höchsten Fluoridwerten schnitten im Durchschnitt sieben Punkte schlechter ab als jene mit den niedrigsten Werten. Selbst in Studien mit strenger Methodik blieb ein Unterschied von drei Punkten bestehen.
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Besonders beachtenswert waren Studien aus Kanada und Mexiko. Dort bestimmten Forscher den Fluoridgehalt im Urin schwangerer Frauen und verglichen später die IQ-Werte ihrer Kinder. Ein Anstieg von einem Milligramm pro Liter Urin korrelierte mit einem Verlust von bis zu fünf IQ-Punkten bei Jungen. Warum Mädchen weniger betroffen schienen, bleibt ungeklärt.
Vergleich mit der Bleibelastung
Dr. Howard Hu, Experte für Präventivmedizin an der Universität von Südkalifornien, zog Parallelen zur Bleibelastung vergangener Jahrzehnte: „Der Rückgang der Intelligenz durch Fluorid ähnelt dem Verlust, den wir durch verbleites Benzin gesehen haben.“ Dennoch sei es schwieriger, Fluorid zu regulieren, da Karies ein ernstes Gesundheitsproblem bleibe. „Karies ist mehr als ein kosmetisches Problem – Entzündungen und schlechte Mundgesundheit können den gesamten Körper belasten“, sagte Hu.
Gefahr während der Schwangerschaft
Ein zentraler Punkt der Studie ist das frühe Lebensstadium. Lanphear betonte: „Schwangere Frauen sollten ihre Fluoridaufnahme reduzieren.“ Neben dem Trinkwasser ist auch schwarzer Tee eine relevante Quelle, da die Teepflanze das Mineral aufnimmt. Zudem warnt er davor, Babynahrung mit fluoridhaltigem Wasser anzumischen: „Säuglinge nehmen Fluorid wesentlich leichter auf als Erwachsene.“
Die Studie zeigt, dass eine Neubewertung der Grenzwerte notwendig sein könnte. Der Konflikt zwischen den positiven Effekten für die Zahngesundheit und den potenziellen Risiken für die geistige Entwicklung bleibt jedoch bestehen.
Was du dir merken solltest:
- Eine umfassende Studie zeigt, dass höhere Fluoridwerte im Körper von Kindern mit einem geringeren IQ-Wert verbunden sein könnten.
- Experten fordern, Fluorid-Grenzwerte neu zu bewerten, insbesondere wegen möglicher Risiken während der Schwangerschaft und frühen Kindheit.
- Kritiker weisen darauf hin, dass bisherige Daten Unsicherheiten aufweisen und der Nutzen für die Zahngesundheit berücksichtigt werden müsse.
Übrigens: Eine andere Umweltbelastung hat ebenfalls negativen Einfluss auf den IQ – und das schon bei den alten Römern. Antike Silberminen verseuchten die Luft mit giftigem Blei. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
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