Strudelwürmer auf dem Vormarsch – Ihr giftiger Schleim macht sie unaufhaltsam

Tropische Strudelwürmer vermehren sich rasant, haben keine Fressfeinde und bedrohen die Bodenfruchtbarkeit. Experten warnen vor ihrer Ausbreitung.

Der aus Australien stammende Caenoplana variegata – ein schwarz glänzender Wurm mit einem markanten grün-braunen Streifen – breitet sich in Deutschland aus. Sein giftiger Schleim schützt ihn vor Feinden – und seine Vermehrung kennt kaum Grenzen. © Wikimedia

Der aus Australien stammende Caenoplana variegata – ein schwarz glänzender Wurm mit einem markanten grün-braunen Streifen – breitet sich in Deutschland aus. Sein giftiger Schleim schützt ihn vor Feinden – und seine Vermehrung kennt kaum Grenzen. © Wikimedia

Sie sind klein, giftig und vermehren sich rasant: Strudelwürmer, eine fleischfressende Plattwurm-Art, breiten sich zunehmend in Deutschland aus. Ursprünglich stammen sie aus tropischen und subtropischen Regionen wie Australien oder Brasilien, doch das wärmere Klima und der internationale Handel begünstigen ihre Ausbreitung. Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) und des „Haus des Meeres“ in Wien schlagen Alarm. Die Zahl der nachgewiesenen fremden Strudelwurmarten in Deutschland ist laut Tagesschau innerhalb weniger Jahre von drei auf neun gestiegen.

Immer mehr Strudelwürmer in Deutschland

Noch vor wenigen Jahren galt die Bedrohung durch die invasiven Würmer als gering. Bis 2022 waren in Deutschland nur drei Arten der sogenannten Landplanarien bekannt. Nun zeigen neue Untersuchungen von Forschern um Frank Glaw vom SNSB-ZSM, dass mittlerweile neun fremde Arten aufgetaucht sind. In ganz Europa wurden in den letzten Jahrzehnten sogar mindestens 25 nicht-heimische Strudelwurmarten dokumentiert – Tendenz steigend.

Besondere Besorgnis ruft die Art Caenoplana variegata hervor. Der schwarz-glänzende Wurm mit dem auffälligen grün-braunen Streifen auf dem Rücken stammt aus Australien und kann in Deutschland unter freiem Himmel überleben. Der erste bestätigte Fund stammt aus dem September 2023 in Korschenbroich-Kleinenbroich, einem kleinen Ort in Nordrhein-Westfalen.

Gefährlich für Regenwürmer und andere Bodenbewohner

Strudelwürmer ernähren sich von anderen Tieren.

Im Unterschied zu den Würmern sind das Fleischfresser.

Frank Glaw

Ihre bevorzugte Beute sind Regenwürmer, Maden, Schnecken und Kellerasseln. Mit ihrem giftigen Schleim, den sie über die Haut absondern, töten sie ihre Beute und wehren zugleich potenzielle Fressfeinde ab. Diese Abwehrstrategie macht sie nahezu unantastbar im Ökosystem.

Ein weiteres Problem: Strudelwürmer können sich außergewöhnlich schnell vermehren. Wird ein Tier in zwei Teile zerteilt, entstehen daraus zwei neue Individuen. Die Forscher befürchten, dass sich ihr Einfluss auf die Bodenökologie negativ auswirken könnte. Regenwürmer tragen maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit bei, indem sie das Erdreich durchlüften und organische Stoffe zersetzen. Eine schrumpfende Regenwurm-Population könnte langfristig die Qualität der Böden verschlechtern.

Pflanzenhandel als Hauptursache

Laut den Wissenschaftlern gelangen die Strudelwürmer vermutlich durch den internationalen Pflanzenhandel nach Europa. Sie verstecken sich zwischen Wurzeln oder in der Erde von Pflanzentöpfen und reisen unbemerkt in neue Gebiete. „Schauen Sie unter die Pflanzentöpfe, ob sich da solche Planarien versteckt haben“, rät Glaw. Besonders in Gartencentern und Gewächshäusern wurden sie bereits entdeckt.

Ein ungewöhnlicher Fall wurde in Österreich dokumentiert: Dort wurde ein lebender Strudelwurm auf dem Rücken eines Wellensittichs gefunden. Die Forscher untersuchen, ob die Würmer Tiere gezielt als Transportmittel nutzen könnten. Ihr klebriger Schleim würde es ihnen theoretisch ermöglichen, sich an Federn oder Fell festzuheften. Dennoch halten die Wissenschaftler den Fund für einen Zufall.

Bürger sollen Funde melden

Obwohl sich die Strudelwürmer ausbreiten, gibt es in Deutschland und Österreich bisher nur wenige dokumentierte Sichtungen. In Nachbarländern wie Frankreich oder den Niederlanden haben sogenannte Citizen-Science-Projekte dabei geholfen, mehr Daten zu sammeln.

Die Forscher bitten daher die Bevölkerung um Mithilfe. Wer einen Strudelwurm entdeckt, sollte ein Foto machen und den Fundort dokumentieren. Sichtungen können an die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) gemeldet werden, per E-Mail an landplanarien@snsb.de.

Kurz zusammengefasst:

  • Strudelwürmer sind invasive, fleischfressende Plattwürmer, die sich durch das wärmere Klima und den Pflanzenhandel in Deutschland ausbreiten – mittlerweile sind neun nicht-heimische Arten nachgewiesen.
  • Sie ernähren sich von Regenwürmern, Schnecken und anderen Bodenbewohnern, scheiden giftigen Schleim aus und können sich durch Teilung vermehren, was langfristig die Bodenfruchtbarkeit gefährden könnte.
  • Forscher rufen dazu auf, Funde zu melden, da mehr Daten zur Verbreitung benötigt werden – Sichtungen sollten mit Foto und Fundort an landplanarien@snsb.de geschickt werden.

Bild: © Benoit NABHOLZ via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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