Sonnencreme in der Kritik: Wie gefährlich sind die Inhaltsstoffe für Korallen?
Korallen bilden faszinierende Riffe, die unzähligen Meeresarten als Lebensraum dienen – Sonnencreme könnte das gefährden.
Im Sommer packen viele ihre Koffer für den Urlaub. Eine wichtige Frage wird dabei oft vernachlässigt: Schadet Sonnencreme Korallen? Forscher bei Pforzheim arbeiten intensiv daran, diese Frage zu klären und passende Richtlinien zu entwickeln, um Korallen zu schützen.
Die Wissenschaftler untersuchen, ob Inhaltsstoffe in Sonnencremes wie Octinoxat und Oxybenzon tatsächlich Korallen gefährden. Diese Stoffe stehen im Verdacht, das empfindliche Ökosystem der Korallenriffe zu schädigen. Aus diesem Grund haben einige Orte, darunter Hawaii und Teile von Mexiko, bereits bestimmte Sonnencremes verboten. Doch die wissenschaftliche Datenlage bleibt unklar. Studien, wie die der Universität Stanford, zeigen zwar mögliche Schäden auf, doch die Forscher führten die Tests nur unter Laborbedingungen und mit extrem hohen Konzentrationen durch.
Forscher fordern einheitliche Standards zum Schutz der Korallen
Ein weiteres Problem liegt in den uneinheitlichen Standards. Guido Gonsior, Meeresbiologe bei Pforzheim, erklärt, dass die bisherigen Forschungsergebnisse schwer vergleichbar sind. Verschiedene Länder arbeiten deshalb an der Entwicklung internationaler Richtlinien. Gonsior betont, dass die Zeit drängt, da bereits 50 Prozent der Korallenriffe weltweit verschwunden sind. Der Forscher geht davon aus, dass bis 2030 nur noch acht Prozent der Riffe erhalten bleiben.
Neben den potenziellen Schäden durch Sonnencremes setzen weitere Faktoren die Korallen unter Stress. Steigende Wassertemperaturen und die Versauerung der Meere spielen ebenfalls eine Rolle. Der SWR zitiert Gonsior: „Korallen mögen keine Veränderung. Sie sind eigentlich langweilig.“ Korallen reagieren empfindlich auf Temperaturschwankungen, vor allem wenn die Temperatur über 28 Grad Celsius steigt. Aktuell messen Forscher in einigen Meeren Temperaturen von bis zu 30 Grad.
Die Blüten des Ozeans
Korallen, die zu den Nesseltieren zählen, besitzen weder Gliedmaßen noch Gesichter. Diese faszinierenden Gebilde bestehen laut WWF aus winzigen, wirbellosen Lebewesen, den Korallenpolypen, die in enger Symbiose mit einzelligen Algen leben. Die Algen betreiben Fotosynthese und liefern dabei Sauerstoff und Zucker, die den Korallenpolypen als Nahrung dienen. Im Gegenzug bieten die Polypen den Algen Schutz und lebenswichtige Nährstoffe.
Korallen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Ökosystem. Korallenriffe sind die artenreichsten und produktivsten Lebensräume im Meer und beherbergen etwa ein Viertel aller marinen Pflanzen- und Tierarten. Darüber hinaus sind die Korallen maßgeblich an der Riffbildung beteiligt, indem ihre Polypen Kalk absondern und so allmählich das charakteristische Korallengerüst aufbauen. Viele Korallenarten benötigen jedoch Jahrhunderte, um sich zu den prächtigen „Blüten des Ozeans“ zu entwickeln.
Forscher setzen auf nachhaltige Korallenforschung
Um Korallen für die Forschung zu schonen, züchten Gonsior und sein Team Korallen im Labor. Sie beziehen die Korallen unter anderem aus dem Aquarium des Naturkundemuseums Karlsruhe, das das größte lebende Korallenriff Deutschlands beherbergt. Johann Kirchhauser, Experte in der Meeresaquaristik, zieht dort seit 35 Jahren junge Korallen auf und unterstützt die Forscher mit seiner Erfahrung.
Diese Faszination der Riffe ist riesig. Das sind Lebensräume, die pulsieren vor Leben.
Johann Kirchhauser
Die Forschungseinrichtung bei Pforzheim erhält regelmäßig Korallen aus Karlsruhe. Diese liefern die Forscher auch an andere deutsche Forschungseinrichtungen, wie nach Wilhelmshaven und Oldenburg. Mit dieser Zusammenarbeit entwickeln die Wissenschaftler nachhaltige Methoden, um Korallen zu untersuchen und zu schützen, ohne die natürlichen Riffe zu belasten.
Was du dir merken solltest:
- Sonnencremes könnten Korallen gefährden, da bestimmte Inhaltsstoffe wie Octinoxat und Oxybenzon im Verdacht stehen, das empfindliche Ökosystem der Korallenriffe zu schädigen, was bereits zu Verboten in einigen Regionen geführt hat.
- Die Forschungslage ist jedoch uneinheitlich, und Wissenschaftler fordern internationale Standards, um den Schutz der Korallen zu gewährleisten, da bereits 50 Prozent der Korallenriffe weltweit verschwunden sind.
- Neben den möglichen Schäden durch Sonnencremes stellen auch steigende Wassertemperaturen und die Versauerung der Meere eine erhebliche Bedrohung für die Korallen dar.
Bild: © Vecteezy