Schon vor 2.000 Jahren sorgten Menschen für Waldsterben – und die Folgen spüren wir bis heute

Im Perlflussdelta zerstörten Menschen einst Sumpfwälder – das frühe Waldsterben veränderte Landschaft und Artenvielfalt dauerhaft.

Schon vor 2.000 Jahren sorgten Menschen für Waldsterben

Hinter Glas und Beton: Wo heute Guangzhou pulsiert, rodeten Menschen vor 2.000 Jahren die Wälder – der Anfang eines gewaltigen Waldsterbens. © Wikimedia

Wo heute Chinas Megastädte wie Guangzhou, Shenzhen und Hongkong wachsen, begann vor über 2.000 Jahren durch Menschen ein großflächiges Waldsterben. In der Region des Perlflussdeltas leben heute über 30 Millionen Menschen allein in diesen drei Städten – hinzu kommen sechs weitere Millionenstädte. Doch der ökologische Umbruch begann schon vor zwei Jahrtausenden: Menschen rodeten die Wälder, brannten sie nieder und wandelten sie in Ackerland um.

Ein Team chinesischer Wissenschaftler (CAS) hat nun nachgewiesen, dass dieses frühe Waldsterben kein natürlicher Prozess war – sondern das Ergebnis menschlicher Eingriffe. Die ökologischen Spuren dieser Zerstörung sind bis heute sichtbar.

Krieg verändert Land dauerhaft – Menschen sorgen für Waldsterben

Die Zerstörung lässt sich ziemlich genau datieren. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Wälder vor rund 2040 Jahren plötzlich verschwanden. Damals führte das Han-Reich einen Feldzug gegen das südlich gelegene Nanyue-Reich. „Die verbrannten Oberseiten der Baumstümpfe deuten darauf hin, dass Feuerangriffe der Han-Armee das Waldsterben ausgelöst haben“, schreiben die Autoren.

Die Forscher identifizierten in den Torfschichten auch Holzkohle, Schwermetalle wie Kupfer und Blei – alles Hinweise auf menschliche Aktivitäten. Besonders auffällig: Der Anteil an Poaceae – also Gräsern wie Reis – stieg nach den Kriegen deutlich an. Das spricht für gezielten Landbau nach der Eroberung.

Wälder weichen Feldern

Insgesamt fanden die Forscher über 80 Pollenarten in den untersuchten Sedimenten. Ihre Verteilung zeigt, wie sich die Landschaft veränderte: Zuerst dominierten dichte subtropische Wälder, dann breite Sumpfgebiete mit Chinazypressen (Glyptostrobus pensilis). Nach dem Krieg blieben davon kaum noch Reste übrig – stattdessen überwogen Gräser und andere Pflanzen, die für landwirtschaftliche Flächen typisch sind.

„Die Chinazypresse ist sehr empfindlich gegenüber menschlichen Eingriffen“, heißt es in der Studie. Heute kommt sie in China nur noch vereinzelt in abgelegenen Regionen vor – weit entfernt von menschlicher Besiedlung. In früheren Zeiten war sie hingegen in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre verbreitet.

Hauptursache ist der Mensch – nicht das Klima

Klimafaktoren wie Trockenperioden oder Kältephasen spielten zwar auch eine Rolle. Doch diese führten nicht zum vollständigen Zusammenbruch des Ökosystems. In früheren Phasen – etwa vor 3.500 Jahren – konnten sich die Wälder nach solchen Ereignissen immer wieder erholen.

Erst die massive Landnutzung durch den Menschen sorgte für einen dauerhaften Wandel. Die Torfschichten zeigen deutlich: Hohe organische Kohlenstoffwerte und stabile Feuchtigkeitsbedingungen hätten eigentlich weiterhin das Wachstum von Chinazypressen ermöglicht – doch der Mensch ließ dem Wald keine Chance.

Landwirtschaft verdrängt die Artenvielfalt

Mit dem Verschwinden der Wälder gingen auch viele Tierarten verloren. In der Region lebten einst Elefanten, Tiger, Nashörner, Pfauen und Krokodile. Heute sind viele dieser Arten dort ausgestorben. Die Forscher erklären, dass die Umwandlung von Wäldern in Ackerflächen nicht nur Bäume betrifft – sondern ganze Ökosysteme zerstört.

Die dicken Torfschichten im Perlflussdelta – bis zu sechs Meter tief – enthalten 40 bis 60 Prozent organischen Kohlenstoff. Sie sind ein wichtiges Archiv für die Vegetationsgeschichte. Gleichzeitig zeigen sie, wie viel CO2 diese Wälder einst gespeichert haben. Ihr Verlust wirkt sich bis heute aus.

Kriege und Felder prägen das Klima von morgen

Die Studie liefert nicht nur einen Blick in die Vergangenheit. Sie zeigt auch, wie empfindlich natürliche Systeme auf menschliche Eingriffe reagieren – und dass diese Spuren über Jahrtausende sichtbar bleiben. „Unsere Ergebnisse belegen, dass der Mensch schon früh das Klima und die Umwelt nachhaltig beeinflusst hat“, schreiben die Forscher.

Das Beispiel des Perlflussdeltas macht deutlich: Die Ursachen heutiger Umweltprobleme liegen oft weiter zurück, als man denkt. Wer den Wandel verstehen will, muss auch die Geschichte lesen – in Torf, Pollen und verbrannten Baumstümpfen.

Kurz zusammengefasst:

  • Vor etwa 2.000 Jahren führten Kriege und Landwirtschaft im südchinesischen Perlflussdelta zu einem großflächigen Waldsterben – verursacht durch den Menschen.
  • Analysen von Pollen, Torfschichten und Baumstümpfen belegen: Nicht das Klima, sondern menschliche Eingriffe zerstörten dauerhaft das Ökosystem.
  • Der Verlust der Sumpfwälder wirkte sich auf Artenvielfalt und Kohlenstoffspeicherung aus – mit Folgen, die noch heute messbar sind.

Übrigens: Während China heute Megastädte auf einst gerodeten Wäldern baut, zeigt sich ein neuer Effekt chinesischen Handelns – saubere Luft lässt die Erde schneller aufheizen. Warum der Kampf gegen Luftverschmutzung die Erderwärmung unerwartet beschleunigt, erklärt unser Artikel.

Bild: © 中少 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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