Rückkehr der Plastiktüten: Warum der Verbrauch trotz Verbot und Gebühren wieder steigt

Umweltgesetze sollten Plastiktüten verbannen. Doch in vielen Städten kehren sie zurück – mit fatalen Effekten. Was ist passiert?

Plastikverbote helfen nicht immer: Menschen kaufen jetzt mehr Plastiktüten für andere Zwecke. © Vecteezy

Plastikverbote helfen nicht immer: Menschen kaufen jetzt mehr Plastiktüten für andere Zwecke. © Vecteezy

Plastiktüten galten lange als Sinnbild für Umweltverschmutzung. Deshalb haben Städte weltweit Maßnahmen eingeführt, um ihre Nutzung einzuschränken – darunter auch Verbote oder Gebühren. Doch was passiert, wenn diese Regeln wieder aufgehoben werden? Eine aktuelle Studie der University of California zeigt, dass solche Verbote nicht einfach wirkungslos verpuffen. Sie hinterlassen Spuren, und nicht alle sind positiv.

Wie Plastikverbote das Verbraucherverhalten verändern

Die Studie untersuchte die Auswirkungen von Plastiktütenverboten in den Städten Austin und Dallas, Texas. In Austin durften Geschäfte ab 2013 keine Einweg-Plastiktüten mehr ausgeben. Dieses Verbot galt fünf Jahre lang, bevor es durch ein Gerichtsurteil im gesamten Bundesstaat Texas aufgehoben wurde. In Dallas wurde 2015 eine 5-Cent-Gebühr für Plastiktüten eingeführt, jedoch nach fünf Monaten wieder abgeschafft, da Klagen der Plastikindustrie Erfolg hatten.

Die Forscher analysierten, wie sich das Verbraucherverhalten in beiden Städten veränderte. Überraschend war, dass der Konsum von Plastiktüten nicht einfach verschwand, sondern sich verlagerte. Statt kostenloser Tüten aus dem Supermarkt kauften viele Menschen nun vermehrt Plastiktüten, etwa als Müllbeutel für den Haushalt. Laut Hai Che, einem der Studienautoren und Professor an der University of California, ist das ein unerwarteter Effekt.

Wir hatten gehofft, dass die Menschen umweltbewusster handeln und weniger Einwegprodukte nutzen. Doch tatsächlich stieg der Verbrauch von Plastik an.

Hai Che

Langfristige Veränderungen trotz Aufhebung

Die Studie zeigte auch, dass sich bestimmte Gewohnheiten durch die Verbote nachhaltig verändert haben. In Austin nutzten viele Menschen wiederverwendbare Taschen aus Stoff oder anderen Materialien. Genaue Zahlen dazu lagen den Forschern allerdings nicht vor. Besonders auffällig war: Je länger das Verbot galt, desto länger blieben Verhaltensänderungen bestehen. Nach der Aufhebung nahm der Effekt des Verbots auf den Plastiktütenverbrauch zwar allmählich ab, erreichte jedoch innerhalb der 18 Monate, die den Untersuchungszeitraum der Forscher umfassten, nicht das ursprüngliche Niveau von vor der Einführung der Regelung.

Umweltbilanz bleibt zwiespältig

Ob Plastiktütenverbote der Umwelt insgesamt nutzen, ist eine komplexe Frage. Die Forscher führten eine sogenannte „Break-even-Analyse“ durch, um die Nettoauswirkungen zu kalkulieren. Dabei berechneten sie, wie viele Plastiktüten beim Einkaufen eingespart werden müssten, um den zusätzlichen Kauf von Müllbeuteln auszugleichen. In Dallas wäre es ausreichend gewesen, pro sieben Einkäufe auf eine Plastiktüte zu verzichten. In Austin hätte schon eine eingesparte Tüte alle fünf Einkäufe genügt, um den Mehrverbrauch auszugleichen. „Selbst eine leichte Reduzierung beim Gebrauch von Plastiktüten kann die zusätzlichen Müllbeutel ausgleichen“, erklärte Hai Che. Trotz der unerwünschten Nebeneffekte könnten die Verbote also insgesamt positiv für die Umwelt sein.

Relevanz für andere Umweltmaßnahmen

Die Ergebnisse der Studie sind nicht nur auf Plastiktüten beschränkt. Die Forscher betonen, dass ähnliche Effekte auch bei anderen Umweltpolitiken auftreten. Beispielsweise könnten höhere Steuern auf zuckerhaltige Getränke dazu führen, dass Menschen stattdessen mehr kalorienreiche Snacks kaufen.

Unser Fokus lag auf Plastiktüten, doch ähnliche Verlagerungseffekte gibt es auch bei Energieeffizienzprogrammen oder Gesundheitsanreizen.

Hai Che

Was du dir merken solltest:

  • Plastiktütenverbote führten in Austin und Dallas nicht zu einem vollständigen Verzicht auf Plastik, sondern zu einer Verlagerung des Konsums, da viele Menschen statt kostenloser Tüten vermehrt Plastiktüten kauften, etwa als Müllbeutel.
  • In Austin blieben durch das fünfjährige Verbot dauerhafte Verhaltensänderungen bestehen, während sich in Dallas nach nur fünf Monaten mit einer Tütengebühr der Verbrauch schneller normalisierte.
  • Laut einer Analyse der Forscher könnten selbst kleine Einsparungen beim Plastiktütenverbrauch die negativen Effekte durch den zusätzlichen Kauf von Müllbeuteln ausgleichen, was zeigt, dass solche Maßnahmen trotz Nebenwirkungen umweltfreundlich sein können.

Übrigens: Wissenschaftler der University of Cambridge arbeiten an Technologien, die Plastikabfälle und CO2 in Treibstoff verwandeln können. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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