Riesiger Urzeit-Hai: War Megalodon doch viel größer als gedacht?

Die Größe von Megalodon wurde bislang womöglich unterschätzt. Dies ergab eine neue Studie, in der Forscher alte Missverständnisse aufdecken.

Otodus Megalodon war der größte Hai, der je in den Gewässern der Erde gelebt hat – und war vielleicht sogar noch größer, als bisher angenommen. © Hugo Saláis

Otodus Megalodon war der größte Hai, der je in den Gewässern der Erde gelebt hat – und war vielleicht sogar noch größer, als bisher angenommen. © Hugo Saláis

Wie groß war der prähistorische Megalodon wirklich? Wissenschaftler der Uinversity of California, Riverside (UCR) haben die Körpermaße dieses ausgestorbenen Riesenhais neu bewertet. Bislang gingen Forscher davon aus, dass Megalodon eine Größe von etwa 15 bis 20 Metern erreichte. Doch eine aktuelle Studie legt nahe, dass einige Exemplare bis zu 24,3 Meter lang gewesen sein könnten.

Diese neuen Werte basieren auf einer Analyse von fossilen Wirbeln und einer umfassenden Untersuchung von 165 Haiarten. Die Forscher verglichen dabei das Verhältnis von Schädel- und Schwanzlänge zum restlichen Körper. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Megalodon eine schlankere Körperform hatte als bislang angenommen.

Megalodon womöglich schwerer als angenommen

Die Forscher der UCR ermittelten neben der Länge auch ein aktualisiertes Gewicht für den prähistorischen Raubfisch, der vom oberen Miozän (vor rund 23 Millionen Jahren) bis zur Pliozän-Pleistozän-Grenze (vor etwa 3,6 Millionen Jahren) gelebt hat. Ein Exemplar mit 24,3 Metern Körperlänge könnte etwa 94 Tonnen gewogen haben.

Zum Vergleich: Die größte heute lebende Haiart, der Walhai, wurde in einer Studie auf eine Länge von maximal 18,8 Meter und ein Gewicht von etwa 30 Tonnen geschätzt. Die Forscher berücksichtigten bei der Berechnung des Gewichts von Megalodon neue Modelle zur Körperdichte und hydrodynamischen Effizienz.

Ein Grund für die falschen bisherigen Schätzungen liegt in der Methode: Frühere Studien verwendeten den heutigen Weißen Hai als Referenzmodell. Die neuen Berechnungen zeigen jedoch, dass Megalodon deutlich schlanker war als der Weiße Hai. Dies bedeutet, dass das Tier bei gleicher Länge weniger Masse hatte, aber hydrodynamisch optimiert war.

So sähe ein rund 24 Meter langes Exemplar des Riesenhais Otodus megalodon neben einem Menschen aus, wenn die beiden Spezies coexistiert hätten. (Quelle: Palaeontologia Electronica)
So sähe ein rund 24 Meter langes Exemplar des Riesenhais Otodus megalodon neben einem Menschen aus, wenn die beiden Spezies coexistiert hätten. (Quelle: Palaeontologia Electronica)

Megalodon setzte auf Beißkraft statt Schnelligkeit

Die Forscher der UCR analysierten auch die Schwimmgeschwindigkeit des Megalodon. Laut der Studie lag die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit zwischen 2,1 und 3,5 km/h. Dies widerspricht früheren Annahmen, wonach der Riesenhai ähnlich schnell war wie der Weiße Hai. Der neue Wert wurde anhand der Hautstruktur des Hais berechnet, insbesondere der Abstände zwischen den feinen Rillen auf seinen Schuppen.

Dies deutet darauf hin, dass Megalodon eher nicht auf extreme Geschwindigkeit setzte. Seine enorme Größe und Kieferkraft erlaubten es ihm wahrscheinlich, mit kurzen, kraftvollen Angriffen Beute zu erlegen. Dafür besaß Megalodon vermutlich die größte Bisskraft aller jemals lebenden Tiere auf dem Planeten: bis zu 18 Tonnen. Das ist das zehnfache der Bisskraft eines Weißen Hais und etwa das Dreifache der eines Tyrannosaurus Rex.

Neue Erkenntnisse zu Geburt und Wachstum

Wachstumsringe in fossilen Wirbeln zeigen die Wachstumsstrategie des Megalodon. Eine Analyse dieser Ringe ergab, dass der Hai bereits mit einer Körperlänge von etwa 3,6 bis 3,9 Metern geboren wurde. Das bestätigt die Vermutung, dass die Jungtiere schon bei der Geburt sehr groß waren und sich – so wie einige noch heute lebende Haie – zu Beginn vermutlich von unbefruchteten Eiern ernährten, die von der Mutter im Mutterleib produziert wurden.

Das Wachstum verlief vermutlich ähnlich wie bei heutigen Haien, jedoch mit einer deutlich längeren Lebensspanne. Die Forscher gehen davon aus, dass Megalodon ein sehr langsames Wachstum hatte und vermutlich älter als 50 Jahre wurde. Die genaue Lebenserwartung bleibt jedoch unklar.

Führte die Konkurrenz mit einem anderen Hai zu seinem Aussterben?

Dass Megalodon ausgestorben ist, daran herrscht in der Wissenschaft kein Zweifel. Ein Grund für dieses Aussterben könnten Veränderungen im Ökosystem gewesen sein: Die Forscher gehen davon aus, dass Otodus Megalodon unter Druck geriet, als Carcharodon carcharias – besser bekannt als Weißer Hai – vor etwa 3,6 Millionen Jahren auftauchte.

Beide Arten jagten wahrscheinlich dieselbe Beute, wodurch Konkurrenz um Nahrung entstand. Dies könnte einer der Faktoren gewesen sein, die zum Aussterben des Megalodon beitrugen. Dabei handelt es sich bislang jedoch nur um Hypothesen, die durch weitere Funde untermauert werden müssen.

Kurz zusammengefasst:

  • Der Megalodon war vermutlich größer und schwerer als bisher angenommen – einige Exemplare erreichten womöglich bis zu 24,3 Meter Länge und wogen rund 94 Tonnen.
  • Neue Berechnungen zeigen, dass er eine schlankere Körperform hatte als der Weiße Hai, dafür aber mit extremer Beißkraft jagte.
  • Sein Aussterben könnte mit Nahrungskonkurrenz durch den Weißen Hai zusammenhängen, doch weitere Forschung ist nötig, um die genauen Ursachen zu verstehen.

Bild: © Hugo Saláis via Wikimedia unter CC BY 4.0

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