Renaturierung in Europa: Ein Viertel des Kontinents könnte von der Natur zurückerobert werden

Knapp 117 Millionen Hektar in Europa sind für Renaturierung geeignet. Vor allem Skandinavien bietet Potenzial für die Natur.

Renaturierung Europa

Künstlicher See im Naturpark Hoher Vogelsberg bei Grebenhain, Hessen: Europa hat mit großen Flächen viel Potenzial für Renaturierung. © Wikimedia

Knapp ein Viertel der Fläche in Europa könnte im Rahmen der Renaturierung wieder in einen naturbelassenen Zustand versetzt werden. Laut neuen Studiendaten sind etwa 117 Millionen Hektar des Kontinents potenziell für Renaturierungsmaßnahmen geeignet. Ziel dieser Maßnahmen ist es, geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen und die biologische Vielfalt zu fördern. Dies soll im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030 geschehen, wie der Ökologe Miguel Araújo gegenüber dem ORF betont.

EU-Biodiversitätsstrategie im Fokus

Die EU plant, bis 2030 mindestens 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresgebiete in Schutzgebiete umzuwandeln. Dabei sollen zehn Prozent dieser Flächen ausschließlich dem Erhalt von Tier- und Pflanzenarten dienen. „Bis 2030 bleiben nur noch sechs Jahre – und das ist für diese Vorhaben eine wirklich sehr kurze Zeit“, sagte Araújo im Gespräch mit dem ORF. Die Studie, die Araújo gemeinsam mit dem Biodiversitätsforscher Diogo Alagador durchgeführt hat, zeigt, welche Regionen sich für diese Renaturierungsmaßnahmen eignen könnten.

Norden und Osten als Schlüsselregionen für Renaturierung in Europa

Besonders der Norden Europas, einschließlich Skandinavien, bietet großes Potenzial für Renaturierung. Rund 70 Prozent der geeigneten Flächen befinden sich dort. Diese Regionen sind wenig besiedelt und bieten große Waldgebiete, in denen der menschliche Einfluss gering ist. Allerdings wurden Länder wie Weißrussland, Moldawien, Russland, die Ukraine und die Türkei in der Analyse nicht berücksichtigt.

Potenziale in Skandinavien nutzen

Die Forscher untersuchten auch, welche Art von Renaturierungsmaßnahmen in den jeweiligen Gebieten sinnvoll wäre. Idealerweise soll sich die Natur selbst regulieren, ohne menschliches Eingreifen. Dies ist jedoch nur in Regionen möglich, in denen wichtige Tierarten wie Rehe, Bären und Wölfe noch vorhanden sind. In Gebieten, in denen diese Arten fehlen, müsse der Mensch aktiv eingreifen, um das Ökosystem zu stabilisieren.

Aktive und passive Renaturierung unterscheiden

Die Studie von Araújo und Alagador hebt hervor, dass eine universelle Vorgehensweise für ganz Europa nicht existiert. Jede Region erfordert eine individuell angepasste Strategie, abhängig von den lokalen Gegebenheiten. Die Umsetzung der Maßnahmen wird in Ländern mit hohem Privatbesitz wie Österreich komplizierter sein als in Ländern mit mehr staatlichem Landbesitz, etwa in Portugal.

Es ist entscheidend, private Landbesitzer von der Renaturierung zu überzeugen.

Miguel Araújo

Was du dir merken solltest:

  • Rund 117 Millionen Hektar in Europa sind für Renaturierung geeignet, was fast einem Viertel des Kontinents entspricht.
  • Besonders der Norden Europas, wie Skandinavien, bietet großes Potenzial für die Wiederherstellung von Ökosystemen.
  • Die Umsetzung der Renaturierung variiert je nach Region, abhängig von den lokalen Gegebenheiten und dem Vorhandensein wichtiger Tierarten.

Übrigens: Das neue Renaturierungsgesetz könnte Europas Natur bis 2030 entscheidend verändern. Trotz heftiger Debatten wurde es nun verabschiedet – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © UuMUfQ via Wikimedia unter CC BY-SA 1.0

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