Präsident Lulas Feuerprobe – Massive Brände bedrohen Brasiliens Umweltpolitik

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wollte Brasilien als Vorreiter im globalen Klimaschutz positionieren. Doch extreme Trockenheit und heftige Brände gefährden seinen Plan. Landwirtschaftsminister Carlos Fávaro lud die G20-Delegierten nach Mato Grosso ein, um die nachhaltige Agrarproduktion zu präsentieren. Vor Ort brannten jedoch viele Felder, und dichter Rauch verhinderte das Treffen. Die Delegierten mussten deshalb in den Nationalpark Chapada dos Guimarães ausweichen. Auch dort zwang der Rauch die Behörden, den Park zu schließen. Trotz dieser Widrigkeiten betonte Fávaro, Brasilien könne Landwirtschaft und Nachhaltigkeit vereinen: „Es ist nicht an uns, Schuldige zu suchen.“

Heftige Brände im Amazonas und Cerrado

Viele Umweltschützer sehen jedoch die brasilianische Agrarindustrie als Hauptverursacher der Brände. Im Amazonas und in der Cerrado-Savanne lodern derzeit besonders viele Feuer. Landbesitzer fackeln Wälder ab, um Platz für Weiden und Plantagen zu schaffen. Allein im September 2024 registrierte das brasilianische Weltraumforschungsinstitut (Inpe) etwa 350.000 Brände in 13 südamerikanischen Ländern – ein trauriger Rekord seit 26 Jahren. Auch Nachbarländer wie Bolivien, Paraguay und Argentinien kämpfen mit den Auswirkungen. Der Rauch zieht sich bis weit über den Atlantik.

Besonders kritisch ist laut der Neuen Zürcher Zeitung die Lage im Amazonasgebiet. Dort pusteten die Brände im August so viel CO2 in die Luft wie zuletzt 2003. Dabei hatte Lula noch nach seinem Amtsantritt im Januar 2023 Fortschritte beim Schutz des Amazonas versprochen. Die Abholzung ging zunächst zurück, doch die aktuellen Brände setzen diese Erfolge wieder aufs Spiel.

Kriminelle Brandstiftung beschleunigt die Katastrophe

Kriminelle Landbesetzer sind für viele der Brände verantwortlich. Sie stecken Wälder in Brand, um das Land als Weidefläche zu nutzen oder gewinnbringend zu verkaufen. Dieser illegale Prozess läuft nach einem bekannten Schema ab: Erst roden die sogenannten „grileiros“ die Waldflächen. Dann übernehmen Viehzüchter das Land und verkaufen es später an große Plantagenbesitzer. Diese bauen dort Soja und Mais an, der hauptsächlich als Futtermittel für die Tierhaltung dient. Die Behörden kommen kaum hinterher, alle Brände zu bekämpfen. Amnestien (Straferlass) für Brandstifter aus der Vergangenheit bestärken das illegale Vorgehen.

Auch in der Metropolregion São Paulo brennen Wälder und Felder. Die Luftverschmutzung in der Stadt war die letzten Wochen zeitweise die höchste weltweit. Auf den Fernstraßen kam es vermehrt zu Unfällen, weil die Rauchwolken die Sicht stark beeinträchtigten.

Klimawandel verschärft die Brände

Die anhaltenden Brände haben viel mit den extremen Wetterbedingungen zu tun. Der Juni 2024 war der heißeste und trockenste Monat seit 70 Jahren. Normalerweise beginnt die Trockenzeit in Brasilien erst im August. Doch dieses Jahr setzten Hitze und Dürre früher ein, was die Feuersaison bereits im Juli 2024 anfachte. Experten erwarten, dass die Brände im September und Oktober ihren Höhepunkt erreichen.

Was du dir merken solltest:

• Präsident Lula da Silva strebt an, Brasilien im globalen Klimaschutz als Vorbild zu etablieren, doch extreme Trockenheit und heftige Brände gefährden seine Pläne.
• Die Brände im Amazonas und in der Cerrado-Savanne haben im September 2024 einen traurigen Rekord erreicht, mit etwa 350.000 Bränden in Südamerika, was von Umweltschützern stark kritisiert wird.
• Kriminelle Landbesetzer setzen Wälder in Brand, um Land für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, während der Klimawandel mit extremer Hitze und Trockenheit die Feuer weiter verschärft. Experten warnen vor einem Höhepunkt im September und Oktober 2024.

Übrigens: Die Feuerwelle in Brasilien ist auch aus dem Weltraum sichtbar: Der NASA-Satellit Deep Space Climate Observatory (DSCOVR), der sich 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt befindet, hat Bilder einer gigantischen Rauchwolke aufgenommen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Lula Oficial via Wikimedia unter CC BY 2.0