Phosphin auf der Venus: Neue Hinweise auf außerirdisches Leben?

Die Venus hat extreme Bedingungen, die Leben unwahrscheinlich machen. Neue Messungen sollen jetzt das Gegenteil beweisen.

Venus Leben

Die Entdeckung von Phosphin in der Venusatmosphäre könnte auf Leben hinweisen. © NASA via Wikimedia

Die Venus ähnelt auf den ersten Blick der Erde, aber die Bedingungen dort sind extrem unterschiedlich. Der Luftdruck auf der Venusoberfläche ist 90 Mal höher als auf der Erde. Schwefelsäurewolken lassen nur zwei Prozent des Sonnenlichts durch, was ewiges Zwielicht verursacht. Die Temperaturen auf der Oberfläche des Planeten liegen bei über 450 Grad Celsius. Diese extremen Bedingungen machen Leben auf der Venus unwahrscheinlich.

Phosphin sorgt für Aufsehen

2020 entdeckten Forscher ein Molekül namens Phosphin in der Venusatmosphäre, das üblicherweise mit Mikroorganismen in Verbindung steht. Phosphin besteht aus Wasserstoff und Phosphor und ist hochgiftig. Auf der Erde entsteht es nur künstlich oder durch Mikroorganismen. Diese Entdeckung war jedoch umstritten. Einige spekulierten, dass Phosphin nicht zwingend eine Biosignatur ist. Auch unbekannte photochemische oder geochemische Prozesse könnten Phosphin auf der Venus erzeugen. Zudem zeigten spätere Analysen, dass die Phosphinkonzentration in den Venuswolken stark überschätzt wurde. Manche Forscher bezweifelten sogar, dass Phosphin dort existiert.

Neue Messwerte befeuern nun erneut diese Diskussion. Ein Team um Dave Clements vom Imperial College London fand Hinweise auf Phosphin in tieferen Atmosphärenschichten. Diese Analysen stimmen auch mit einer Neubewertung von Daten der Pioneer-Venus-Multiprobe-Mission der NASA überein, bei der 1978 mehrere Sonden in die Venusatmosphäre geschickt wurden. Die Konzentration von Phosphin scheint in einer Höhe von rund 55 Kilometern über der Venusoberfläche besonders hoch zu sein.

Entdeckungen von Wasser und Ammoniak

„Wir haben die atmosphärische Modellierung dafür zwar noch nicht genau geklärt, aber es gibt einige breite Linien in etwa 55, 56, 57 Kilometer Höhe, was mit den Daten der Venus-Pioneer-Sonde übereinstimmt“, sagte Clements bei einer astronomischen Konferenz in Hull, England, laut dem Standard. Die aktuellen Daten stammen vom JCMT-Venus-Projekt, bei dem die Venusatmosphäre mit dem James-Clerck-Maxwell-Teleskop des Mauna-Kea-Observatoriums in Hawaii untersucht wurde. Neben Phosphin identifizierten die Wissenschaftler auch Schwefeldioxid und Wasser.

In der Atmosphäre der Venus gibt es eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten. Das Phosphin ist nur eine davon.

Dave Clements

Ebenfalls merkwürdig ist, dass Ammoniak vorhanden ist, welches ebenfalls als Biosignatur gilt. Hinweise auf Ammoniak auf der Venus gab es bereits in den 1970er-Jahren, aber diese Beobachtung war stets umstritten. Forscher spürten nun mit dem Green-Bank-Observatorium in West Virginia erneut Ammoniak in den Venuswolken auf. Die Quelle dieser Substanzen, die auf der Erde mit Leben in Verbindung stehen, ist jedoch unklar.

Kein zwingender Beweis für Leben

Ihr Vorhandensein beweist jedoch nicht zwingend eine belebte Venus, betonen die Wissenschaftler. Die Beobachtungen bedeuten, dass man ihre Existenz noch nicht vollständig erklären kann. „Wir versuchen also, diese Daten nicht überzubewerten – aber ja, aufregend ist das in jedem Fall“, sagt Jane Greaves von der Universität Cardiff. Clements ergänzt: „Wenn die Venus in der Vergangenheit eine warme, feuchte Phase durchlief, könnten sich Organismen im Verlauf des unkontrollierten Treibhauseffektes in die einzige verbleibende Nische zurückgezogen haben: in die Wolkendecke.“

Die Venus ist nur ein bisschen kleiner als unser blauer Planet, aber die Bedingungen dort unterscheiden sich stark von denen auf der Erde. © NASA via Wikimedia unter Public Domain

Was du dir merken solltest:

  • Die Venus unterscheidet sich trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit zur Erde durch extreme Bedingungen wie einen 90 Mal höheren Luftdruck und Temperaturen über 450 Grad Celsius, was Leben dort unwahrscheinlich macht.
  • Die Entdeckung von Phosphin in der Venusatmosphäre, das auf der Erde oft von Mikroorganismen produziert wird, führte zu Kontroversen über dessen Ursprung, da es auch durch nicht-biologische Prozesse entstehen könnte.
  • Neue Messungen bestätigen Phosphin und weisen auch auf Ammoniak hin, beides Substanzen, die auf der Erde mit Leben assoziiert werden, jedoch kein eindeutiger Beweis für Leben auf der Venus sind.

Bild: © NASA/JPL via Wikimedia unter Public Domain

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