Neues Rätsel um den Altarstein von Stonehenge: Der 800 Kilometer lange Weg in den Süden
Wie gelangte der tonnenschwere Altarstein aus Schottland nach Stonehenge? Studien zeigen, er wurde über 800 Kilometer transportiert.
Die imposante Steinanlage von Stonehenge gibt seit Jahrhunderten Rätsel auf: Eines der neuesten Mysterien dreht sich um den sogenannten Altarstein, einen sechs Tonnen schweren Sandsteinblock, der im Zentrum des Steinkreises liegt. Eine kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie liefert nun Hinweise darauf, dass dieser Stein möglicherweise aus dem Norden Schottlands stammt – und nicht wie bisher angenommen aus Wales.
Forscher haben mithilfe geochemischer Analysen uralte Kristalle in dem Stein untersucht und konnten so seine Herkunft auf den sogenannten Orcadian Basin, eine Gesteinsformation in Nordschottland und den Orkney-Inseln, zurückführen. Damit wurde der Altarstein über eine Strecke von mehr als 800 Kilometern transportiert, bevor er seinen Platz in Stonehenge fand.
Altarstein von Stonehenge: Transport aus dem hohen Norden
Diese Entdeckung lässt Archäologen aufhorchen. Es ist erstaunlich, dass Menschen der Jungsteinzeit vor etwa 4.500 Jahren in der Lage waren, einen derart massiven Stein über eine so große Entfernung zu bewegen. Jim Leary, Archäologe an der University of York, zeigt sich beeindruckt von der Bedeutung dieser Funde. Diese Menschen lebten in einer Zeit, in der große kulturelle Zentren in den Orkney-Inseln entstanden. Sie besaßen offenbar tiefes geologisches Wissen, das ihnen half, die Bedeutung der Steine zu erkennen und gezielt zu transportieren.
Die genaue Methode des Transports bleibt jedoch ein Rätsel. Forscher spekulieren, ob der Stein über Land oder per Seeweg nach Stonehenge gebracht wurde. Dabei sprechen einige Argumente für den Seeweg. Der Transport über das raue Gelände Schottlands und Englands wäre eine zu große Herausforderung gewesen. Die Seereise erscheint daher plausibler, zumal die Menschen damals bereits in der Lage waren, Vieh über weite Strecken per Boot zu transportieren.
Wissenschaftler streiten über die Transportmethode
Die neuen Erkenntnisse werfen jedoch auch Fragen auf. Anthony Clarke, ein Geochronologe an der Curtin University in Australien und Hauptautor der Studie, ist sich sicher, dass der Altarstein nur aus Schottland stammen kann. Seine Untersuchungen zeigten, dass die in dem Stein enthaltenen Kristalle vor über einer Milliarde Jahren entstanden sind. Derartige Kristalle gibt es nur in der Gesteinsformation des Orkadischen Beckens. Diese Region gehörte einst zum Laurentischen Schild, einem alten Kontinentalsegment, das heute Teil von Ostkanada ist. Clarke betont, dass kein anderes Gestein in England oder Wales solche alten Kristalle enthält.
Der Altarstein ist nicht der einzige Stein in Stonehenge, der Verbindungen in den Norden aufweist. So wurde zum Beispiel ein Keulenkopf aus dem Gestein Lewisian Gneiss hergestellt, das von den Äußeren Hebriden (Inselkette, 60 Kilometer westlich des schottischen Festlandes) stammt, wie der unabhängige Archäologe Mike Pitts erklärt.
Neue Fragen über Stonehenge
Die Frage, wie dieser massive Stein letztlich nach Stonehenge gelangte, bleibt weiterhin spannend. Klar ist, dass Gletscher nicht für den Transport verantwortlich sein können. Geologen schließen diese Möglichkeit aufgrund fehlender Beweise aus. Vielmehr muss der Transport von Menschenhand organisiert worden sein. Diese Erkenntnis zeigt, wie hoch entwickelt die Technologien und Fähigkeiten der damaligen Menschen bereits waren.
Rob Ixer, Geologe am University College London und Mitautor der Studie, betont, dass dies nicht die letzte Überraschung in der Forschung zu Stonehenge sein wird. Forscher untersuchen weiterhin, wo genau der Altarstein in Schottland abgebaut wurde. Sie gehen außerdem der Frage nach, welche weiteren Verbindungen zwischen den Monumenten in Schottland und Stonehenge bestehen.
Was du dir merken solltest:
- Forscher haben herausgefunden, dass der Altarstein von Stonehenge aus dem Norden Schottlands stammt und über 800 Kilometer transportiert wurde.
- Forscher fanden heraus, dass die im Stein enthaltenen Kristalle über eine Milliarde Jahre alt sind und nur im Orkadischen Becken vorkommen.
- Die genaue Transportmethode bleibt unklar, aber es wird angenommen, dass der Stein entweder über Land oder per Seeweg nach Stonehenge gelangte.
Übrigens: Eine andere archäologische Forschung zeigt, dass beim Untergang von Pompeji nicht nur der Vesuvausbruch, sondern auch Erdbeben eine entscheidende Rolle spielten. Mehr dazu und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse findest du in unserem Artikel.
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