Mysteriöses Orca-Sterben im Südpazifik – Nahrung ist nicht das Problem

Neue Studien zeigen, dass südliche Orcas ausreichend Nahrung haben, aber der Lärm von Schiffen ihre Jagd und Kommunikation erheblich stört.

Killerwal jagt Königslachs

Killerwal jagt Königslachs © Wikimedia

Das rätselhafte Sterben der südlichen Orca-Population im Pazifik stellt Forscher weiterhin vor ungelöste Fragen. Obwohl bislang Nahrungsmangel als Hauptgrund für das Aussterben der Schwertwale galt, legen neue Forschungsergebnisse der Universität British Columbia eine überraschende Wende nahe. Die südlichen Orcas scheinen ausreichend Zugang zu ihrer Hauptnahrung, dem Königslachs, zu haben. Das stellt die bisherigen Annahmen infrage.

Forscher untersuchten die Verfügbarkeit des Königslachses, der eine zentrale Rolle in der Ernährung der südlichen Orcas spielt. Diese Orcas leben in einem Gebiet von Süd-British Columbia bis Kalifornien und stehen seit Langem im Zentrum von Schutzmaßnahmen. Die Ergebnisse der neuen Studie überraschten: Die Orcas im Süden haben offenbar mehr Zugang zu Königslachsen als ihre gesünderen Artgenossen im Norden, wie der Guardian berichtet.

Orca-Sterben – Lärm von Schiffen behindert Schwertwale bei der Jagd

Eine der möglichen Ursachen, die die Forscher nun verstärkt in den Blick nehmen, ist der Lärm von Schiffen, der die Jagd der Orcas erheblich stören könnte. Schiffslärm beeinträchtigt die Kommunikation der Tiere und kann es ihnen erschweren, ihre Beute zu finden. In stark befahrenen Meeresgebieten wie der Salish Sea, wo viele Schiffe unterwegs sind, scheint dieser Effekt besonders ausgeprägt zu sein. Das führt dazu, dass die südlichen Orcas trotz ausreichend vorhandenem Lachs Probleme haben könnten, die Fische zu jagen.

Andrew Trites, Mitautor der Studie, sagte dem Guardian: „Es scheint, dass der Zugang zu Nahrung in der Salish Sea nicht wirklich das Problem ist. Wir müssen auch darüber nachdenken, wie es um die Ernährung im Winter und Frühjahr bestellt ist, da hier der Engpass liegen könnte.“

Schiffverkehr könnte weitere Bedrohung sein

Ein weiteres Problem, das die Forscher identifizierten, ist der zunehmende Schiffsverkehr in den Gewässern der südlichen Orcas. Vor allem im Zusammenhang mit dem Bau der Trans-Mountain-Ölpipeline und dem geplanten Flüssigerdgas-Terminal in British Columbia wird ein Anstieg des Schiffverkehrs erwartet, was den Druck auf die bereits geschwächten Orcas weiter erhöhen könnte.

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Wie der Guardian berichtet, warnen Umweltschützer seit Langem davor, dass der steigende Verkehr die Erholung der Orca-Population weiter gefährden könnte. Der Lärm und die Präsenz der Schiffe könnten dabei eine zusätzliche Belastung darstellen, die es den Tieren noch schwerer macht, sich zu erholen.

Historische Gründe für den Rückgang

Die südlichen Orcas sind nicht erst seit Kurzem bedroht. Bereits im frühen 20. Jahrhundert wurden sie intensiv gejagt und für Aquarien gefangen. Diese Praktiken führten dazu, dass die Population von über 200 Tieren auf heute nur noch etwa 73 zurückging. Trotz Schutzmaßnahmen konnte sich die Population in den letzten Jahrzehnten nicht erholen.

Die Frage, warum sich nur die südlichen Orcas in der Salish Sea nicht erholen konnten, während andere Meeressäuger wie Seehunde und Seelöwen wieder gedeihen, bleibt ungelöst. Trites sagte laut Guardian: „Wenn man sich die Meeressäuger in der Salish Sea ansieht, sind die einzigen, die in Schwierigkeiten stecken, die südlichen Orcas.“ Womöglich liegt das Problem also nicht nur in der Salish Sea, sondern die Orcas bringen zusätzliche Herausforderungen aus anderen Gebieten mit.

Was du dir merken solltest:

  • Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Lärm von Schiffen für das mysteriöse Orca-Sterben verantwortlich sein könnte.
  • Der zunehmende Schiffsverkehr, insbesondere in der Salish Sea, könnte die Erholung der Population weiter erschweren, obwohl Schutzmaßnahmen existieren.
  • Historische Belastungen wie intensive Jagd haben die Orca-Population bereits auf 73 Tiere reduziert, und trotz Schutzmaßnahmen hat sich die Population in den letzten Jahrzehnten kaum erholt.

Bild: © Oregon State University, Wikipedia via Wikimedia unter Lizenz CC-BY-SA-2.0

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